8 | LEITARTIKEL Die DMS • 6 zeigt: Prävention wirkt! 2016 wurde die Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) der Öffentlichkeit vorgestellt. Neun Jahre später halten wir nun die Ergebnisse der DMS • 6 in den Händen. Neun Jahre sind ein Zeitraum, in dem viel passieren kann – auch in der Zahnmedizin und bei der Mundgesundheit. Um es vorwegzunehmen: Die Ergebnisse sind überaus erfreulich, zeigen sie doch, dass insbesondere unsere präventiven Maßnahmen in der zahnmedizinischen Versorgung in Deutschland nachhaltige Früchte tragen. Das Motto der Studie bringt es auf den Punkt: Prävention wirkt! Die DMS • 6 ist die größte repräsentative oralepidemiologische Bevölkerungsstudie in Deutschland und liefert umfassende Einblicke in den Zustand der Mundgesundheit der Bevölkerung in Deutschland – von den Kindern bis zu den Menschen im Rentenalter. In dieser Form weltweit einmalig ist sie ein hervorragendes Stück Wissenschaft, das das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) mit großem Aufwand und Engagement erarbeitet hat. So mussten die IDZ-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter nach den umfangreichen Untersuchungen nicht weniger als 3.374 Datensätze auswerten. Auch wenn es zunächst um die Beschreibung der Mundgesundheit, des Mundgesundheitsverhaltens und des zahnmedizinischen Versorgungsgrads im Sinne einer deskriptiven Epidemiologie geht, so sind die DMS immer auch ein wichtiger Gradmesser dafür, ob unsere vergangenen standespolitischen Entscheidungen richtig waren. Bereits die DMS V hatte gezeigt, dass der Paradigmenwechsel hin zu einer präventionsorientierten Versorgung in Deutschland hervorragend funktioniert hat. Mit der DMS • 6 setzt sich dieser Trend eindrucksvoll fort. Hier sind insbesondere die in den vergangenen Jahrzehnten signifikanten Fortschritte in der Kariesprävention hervorzuheben. So ist die Anzahl an Füllungen zwischen 2005 und 2023 um 23,8 Prozent gesunken. Rund vier von fünf Zwölfjährigen sind heute kariesfrei. Zum Vergleich: Bei der ersten DMS Anfang der 1990er-Jahre war dies nur etwa jedes dritte Kind in diesem Alter. Bei jüngeren Erwachsenen (35- bis 44-Jährige) hat sich die Karieserfahrung seit der DMS I halbiert; die Anzahl fehlender Zähne hat sich drastisch reduziert – bis zur Mitte des Lebens ist man heute praktisch noch voll bezahnt. Im Gegensatz dazu konnte man viele Jahre sagen, dass in der Mitte des Lebens die Hälfte des Gebisses eine Karieserfahrung aufwies. Die Nachhaltigkeit der Prävention in der Kindheit zeigt sich jetzt auch erstmalig in der Gruppe der jüngeren Erwachsenen, der ersten Generation, die im Paradigmenwechsel der nachhaltigen Prävention groß geworden ist. Und bei den jüngeren Senioren (65- bis 74-Jährige) verdeutlicht sowohl der Rückgang der Anzahl fehlender Zähne seit der DMS V (von 11,1 auf 8,6) als auch der Anstieg der funktionstüchtigen Zähne (von 16,4 auf 18,8) die Wirksamkeit einer zahnerhaltenden Therapie. Es zeigt sich, dass die Individualprophylaxe die beste Investition in eine langfristige Mundgesundheit ist. Die Erfolge der zahnmedizinischen Prävention können wir also über alle Altersgruppen hinweg sehen. Dies führt nicht nur zu einer verbesserten Mundgesundheit, sondern auch zu einer spürbaren Senkung der Krankheitskosten für Kariesbehandlungen: von etwa 7,5 Milliarden Euro im Jahr 2004 auf aktuell 5,9 Milliarden Euro (preisbereinigt). Dadurch werden sowohl die gesetzlichen als auch die privaten Krankenkassen finanziell deutlich entlastet. Aber diese unbestreitbaren Erfolge sind kein Grund, sich auszuruhen oder gar die Präventionsbemühungen zurückzufahren. Ganz im Gegenteil. Wir müssen genau hinschauen, welche Gruppen wir bislang nicht genügend erreichen. Aus sozialmedizinischer Sicht scheint es sinnvoll, die zukünftigen Präventionsstrategien konkret zm115 Nr. 06, 16.03.2025, (394)
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