zm115 Nr. 06, 16.03.2025, (468) 82 | ZAHNMEDIZIN zeichnet sich derzeit weltweit bei schweren Ausprägungen ein Trend zur frühen, neonatalen Distraktion ab, um die obstruktive Schlafapnoe unter Vermeidung einer Tracheotomie zu umgehen [Resnick et al., 2019]. Eine Ursache hierfür liegt möglicherweise im fehlenden Zugang zur konservativen Plattentherapie und im fehlenden interdisziplinären Know-how, weshalb die Behandlung in spezialisierten Zentren gefordert wird [Sullivan et al., 2023]. Alveolarfortsatz Die Alveolarfortsatzdistraktion besitzt vor allem in Deutschland eine große Tradition und wurde mit der Entwicklung verschiedener Distraktoren maßgeblich vorangetrieben [Hidding et al., 1999; Nickenig et al., 2023]. Im Sinne einer Transportdistraktion stellt sie eine Alternative zu augmentativen Verfahren bei einer ausgeprägten Atrophie des Alveolarfortsatzes im Ober- oder Unterkiefer dar (Abbildung 7). Dabei erfolgt die Ernährung des Transportsegments über das linguale beziehungsweise das palatinale Mukoperiost, das bei der Distraktion mitgedehnt wird. Die Alveolarfortsatzdistraktion ermöglicht einen enormen vertikalen Knochenzuwachs, allerdings besitzt sie ein relevantes Komplikationsrisiko [Ettl et al., 2010; Urban et al., 2019]. Durch das straffe orale Mukoperiost neigt das Transportsegment zu einer oralen Vektorinklination, zudem erfordern vestibuläre Ossifikationsdefizite nicht selten sekundäre laterale Augmentationen. Resorptionen des Transportsegments sowie die Bruchgefahr des atrophen Unterkiefers stellen weitere ernsthafte Risiken dar, weshalb sich die Alveolarfortsatzdistraktion gegenüber augmentativen Verfahren letztlich nicht als Standardlösung durchgesetzt hat. Oberkiefer und Mittelgesicht Klassische Indikationen für eine Oberkiefer- oder Mittelgesichtsdistraktion stellen nicht-syndromale (zum Beispiel Z.n. Lippen-, Kiefer- und Abb. 7: Alveolarfortsatzdistraktion des Unterkiefers: Nach kastenförmiger Osteotomie wird das kraniale Knochensegment unter Erhalt des lingualen Mukoperiosts schrittweise bis zur gewünschten Höhe angehoben. Foto: Tobias Ettl Abb. 8: Interne Distraktion bei Patienten mit LKG-Spalte und ausgeprägter maxillärer Mikrognathie und Klasse-III-Dysgnathie (Aund B) C: Fixierung des Distraktors nach Le-Fort-IOsteotomie D: Intraorale Distraktorarme zur sagittalen Aktivierung E: Regelrechte Klasse-I-Okklusion vor Distraktorentfernung, Profilansicht nach Therapieabschluss (Fall Prof. Dr. Dr. T. E. Reichert). Foto: Tobias Ettl A C E D F B A B
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