LEITARTIKEL | 9 Fotos: Jan Knoff, GEORG JOHANNES LOPATA-AXENTIS.DE entlang der Lebensweltorientierung der bislang nicht erreichten Gruppen und Communitys auszurichten. Dasbetrifft insbesondere Kinder aus bildungsschwachen Familien. Eine weitere Herausforderung in der Versorgung stellen außerdem Menschen mit Migrationsgeschichte dar, die in den vergangenen Jahren nach Deutschland gekommen sind. Große Erfolge können wir auch bei der Behandlung der Volkskrankheit Parodontitis verzeichnen. Die Verbreitung von Parodontalerkrankungen ist in den vergangenen Jahrzehnten zwar zurückgegangen, was größtenteils auf die Umsetzung präventiver Maßnahmen zurückzuführen ist; allerdings bleibt die Krankheitslast erheblich und angesichts der massiven Einschnitte durch das Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) ist es nicht annähernd möglich, die gesamte Behandlungslast zu bewältigen. Es ist sowohl aus Sicht der Versorgung als auch ökonomisch eine politische Fehlentscheidung gewesen, die versprochenen Mittel für die neue Parodontitisbehandlungsstrecke durch das FinStG wieder stark einzuschränken. Wir fordern deshalb die künftige Bundesregierung auf, hier wieder den Kurs zu wechseln und den Erfolgsweg der Prävention mit uns zu gehen. Denn die Zahnmedizin ist das Paradebeispiel für die Wirkung von Prävention im Gesundheitswesen, wie man am Beispiel der Kariesversorgung gut sehen kann. Durch eine unbehandelte beziehungsweise nicht frühzeitig behandelte Parodontitis entstehen hohe Folgekosten für das Gesundheitssystem, die allein im zahnärztlichen Bereich bei rund 200 Millionen Euro jährlich liegen. Dazu kommen indirekte Krankheitskosten, die eine international vergleichende Studie für Deutschland mit rund 34,79 Milliarden Euro beziffert. Wir senken also durch unseren präventionsorientierten Weg massiv Kosten. Die DMS • 6 ist die weltweit erste epidemiologische Studie, die die neue Paro-Klassifikation auf Bevölkerungsebene angewendet hat. Insofern liegen bislang keine Erfahrungen zum epidemiologischen Einsatz der neuen Klassifikation vor. Danach fallen 95,1 Prozent der jüngeren Erwachsenen in die Stadien I bis IV. Bei den jüngeren Senioren sind es 85,2 Prozent. Allerdings schließt die neue Paro-Klassifikation eine größere Gruppe ein als die GKV-Richtlinie, wonach 50 Prozent der Patientinnen und Patienten im Stadium I und 80 Prozent im Stadium II als behandlungsbedürftig gelten. Doch Karies und Parodontitis sind nur zwei Themenschwerpunkte, die in der 140 Seiten starken DMS • 6 beleuchtet werden. Weitere Schwerpunkte sind die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) und Erosionen, Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Zahnverlust und Versorgung, Mundgesundheitsverhalten sowie Migration und noch einige mehr. All diese umfangreichen Ergebnisse dienen uns als zentrales epidemiologisches Instrument zur Festlegung der zukünftigen versorgungspolitischen Ziele und der Ausrichtung der Zahnmedizin. Auf Grundlage dieser fundierten Datenbasis können wir sehen, wo es Versorgungsnotwendigkeiten gibt, die neu entstanden sind oder die bisher nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Damit hat die deutsche Zahnärzteschaft wieder einmal ihre Hausaufgaben gemacht. Und das Ergebnis kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Denn mit einer neuen Regierung werden – hoffentlich – auch die Weichen in der Gesundheitspolitik neu gestellt. Und wir können mit der DMS • 6 detailliert darlegen, wo es im Bereich der zahnmedizinischen Versorgung hingehen muss. Martin Hendges Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung Prof. Dr. Christoph Benz Präsident der Bundeszahnärztekammer Lesen Sie mehr zur DMS • 6 auf S. 36. zm115 Nr. 06, 16.03.2025, (395)
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