zmSTARTER | 93 zm115 Nr. 06, 16.03.2025, (479) liche Behandlung selbst – für die meisten Menschen nicht ohne Weiteres bezahlbar. Die Beiträge liegen mit drei Millionen Tansania-Schilling (1.093 Euro) pro Jahr über dem Jahreseinkommen vieler Einwohnenden. Zum anderen herrscht in den Einrichtungen oft Materialknappheit und die Standorte der Zahnstationen sind größtenteils nur mit großem Zeitaufwand zu erreichen. Das führt dazu, dass die Patienten teilweise jahrelang Schmerzen ertragen und sich der Zahnstatus enorm verschlechtert. Umso mehr haben wir uns gefreut, dass wir unsere Behandlungen für die Menschen kostenlos anbieten und mit unseren Materialspenden die Bestände der Zahnstationen im Distrikt auffüllen konnten. In den ersten Tagen im District Hospital haben wir uns an die eher entspannte Arbeitsmentalität und die Arbeitsbedingungen in Tansania „gewöhnt“. Beispielsweise ist im Krankenhaus in der Regel Strom vorhanden, aber nicht genug, um die Schleifer an der stationären oder der mobilen Einheit einsetzen zu können. Diese stoppen, sobald sie mit der Zahnhartsubstanz in Berührung kommen. Wir haben uns dann vor allem auf die Extraktionen mit Hebel und Zange konzentriert. Die Kommunikation mit den Patienten erfolgte größtenteils auf Suaheli, da nur wenige Englisch sprechen. So waren wir auf übersetzende Personen angewiesen, meist eine vor Ort tätige Schwester oder andere Mitarbeitende. Vor allem mit den Kindern und den Jugendlichen konnten wir aber direkt in Englisch kommunizieren. 20 Mediziner, drei Tage, 660 Patienten In der zweiten Arbeitswoche hatten wir das Glück, bei einem Outreach in einer kleinen Baptisten-Siedlung bei Maggugu mitmachen zu können. Der Einsatz wurde von einer Kirchengemeinde aus der nächstgelegenen Großstadt Arusha in Kooperation mit einer großen amerikanischen Kirche organisiert. Rund 20 Mediziner aus den Bereichen Allgemeinmedizin, Zahnmedizin, Augenheilkunde, Radiologie, Kardiologie, Labormedizin und Pharmazie bis hin zu Psychologie und Physiotherapie haben an drei Tagen 660 Patienten kostenlos behandelt! Gearbeitet wurde in einem Gebäude, in dem die zwölf Räume durch Vorhänge voneinander getrennt waren. Wir drei Famulanten unterstützten das Team vor Ort, indem wir zwei Behandlungsstühle betreuten. In den folgenden Wochen waren wir noch in Ndareda im Dareda Kati, in Mayoka und in Bashnet in abgelegenen Dörfern tätig. Dazu fuhren wir jeden Tag mit unserem frisch verzollten Material und den zusätzlichen chirurgischen Instrumenten zu den Krankenhäusern. Meistens wurde das Auto mit Fahrer von der Regierung gestellt, für das Benzin mussten wir allerdings selbst aufkommen. Der Benzinpreis lag immer bei über einem Euro, wodurch über die Zeit einige Kosten für uns zusammenkamen. Durchschnittlich saßen wir etwa drei Stunden pro Tag im Auto für die Hin- und Rückfahrt zu den Einsatzorten. In der letzten Woche haben wir einen Tag Präventionsarbeit in einer Grundschule mit knapp 300 Kindern im Alter von vier bis 13 Jahren geleistet. Die Planung erfolgte außerhalb des eigentlichen Projekts eigenständig mit den Organisatoren vom Outreach in Maggugu. Unterstützt wurden wir dabei durch einen Zahnarzt aus Arusha, der uns 300 Zahnbürsten organisieren konnte. Wir mussten die Zahnpasta beisteuern. Diese Präventionsarbeit mit Kindern und Jugendlichen kommt unserer Einschätzung nach noch viel zu kurz, da man ohne diesen Teil der zahnmedizinischen Versorgung ausschließlich symptomatisch behandelt und keine Ursachenbekämpfung erfolgt. Unser Famulatur-Fazit In den Wochen in Tansania konnten wir sehr viel selbstständige Arbeitserfahrung sammeln – bis hin zu Extraktionen. In letzter Instanz war immer ein ausgebildeter tansanischer Zahnarzt vor Ort, der uns aber größtenteils selbstständig arbeiten ließ und sich auf das Übersetzen konzentrierte. Kritisch bleibt zu sagen, dass wir das erste studentische Team waren, das mit Daktari for Maasai nach Tansania geflogen ist. So gab es unserer Empfindung nach noch einige organisatorische Probleme vor Ort und auch bei der Kommunikation mit unserem Ansprechpartner in Deutschland. Leider konnten die ursprünglich zugesagten Pläne der deutschen und der tansanischen Organisatoren, wie in der Serengeti oder im Lake Manyara Nationalpark die Belegschaften zu behandeln, oftmals nicht umgesetzt werden. Auch gab es vermehrt kurzfristige Absagen aufgrund zu knapper Planung und dadurch Tage, an denen wir in unserer Unterkunft in Babati unsere Zeit verbringen mussten. Dennoch war die Famulatur eine tolle Erfahrung und wir haben uns vorgenommen, dass unser erster Auslandseinsatz nicht der letzte war. Wir danken der Zahnklinik der Universität Greifswald, insbesondere der Poliklinik für Kinderzahnheilkunde, der Poliklinik für MKG-Chirurgie sowie der Abteilung für Parodontologie, ebenso der Zahnarztpraxis Taubmann, dem Zentrum für Zahnmedizin Dr. Schreiber sowie den Firmen für ihre Spenden und Unterstützung, ohne die diese Famulatur so nicht möglich gewesen wäre. Aya Elkhodary Jonas Taubmann Foto: Jonas Taubmann Tobias Lacher Foto: Tobias Lacher
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