zm115 Nr. 07, 01.04.2025, (516) Leserforum Foto: ©Federico Rostagno - stock.adobe.com FLUORIDDEBATTE Belastbare Studien sind nötig Zum Beitrag „Welchen Einfluss hat Fluorid auf den IQ von Kindern?“, zm 5/2025, S. 32–35. Taylor et al. [2025] berichten in ihrer Literaturauswertung über einen inversen statistischen Zusammenhang – eine Korrelation – zwischen pränataler systemischer Fluoridaufnahme und dem Intelligenzquotienten (IQ) von Kindern. Dabei lagen der Arbeitsgruppe nur beobachtende epidemiologische Studien vor, darunter Kohortenstudien. Bei diesen sieht das Studiendesign so aus, dass eine Gruppe stärker exponierter Personen mit einer Gruppe weniger exponierter verglichen wird. Die besseren der einbezogenen Studien kontrollierten statistisch IQ-Einflussfaktoren wie die Schulbildung der Eltern. Beobachtungsstudien erfassen die Teilnehmenden in ihrer normalen Lebensführung [Klemperer, 2020]. Aber die beobachteten Korrelationen können Kausalität, also eine Ursache-WirkungsBeziehung, nicht beweisen. Bei den beobachteten Gruppen können weitere Confounder (Störvariablen) vorliegen, die das Ergebnis verzerren. Damit ist es derzeit eine offene wissenschaftliche Frage, ob die Aufnahme von Fluorid im niedrigen Konzentrationsbereich beispielsweise der Trinkwasserfluoridierung den IQ des Kindes tatsächlich beeinflusst. Geklärt werden kann diese Unsicherheit durch experimentelle Studien, bei denen die Zuordnung zu Test- und Kontrollgruppe per Zufallsprinzip erfolgt und weder die Probandinnen noch die Untersuchenden die Zuordnung kennen (randomisierte kontrollierte verblindete Studien, RCTs). RCTs sind ethisch vertretbar, wenn es bislang keinen belastbaren Kausalbeweis gibt, und wenn die Risiken für die Teilnehmenden gerechtfertigt sind. Mittels RCTs wurde in Portugal [DeRouen et al., 2006] und den USA [Bellinger et al., 2008] geprüft, ob sich Amalgamfüllungen im Vergleich mit Kompositfüllungen auf neurologische Parameter oder den IQ auswirkten – das war nicht der Fall.
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