GESELLSCHAFT | 33 Wie so oft vermischen sich Historie und Mythos und lassen sich nicht mehr eindeutig trennen. Einmal soll Apollonia auf dem Scheiterhaufen schon dem Volk noch zugerufen haben: „Alle, die Zahnschmerzen haben und zu mir beten, werden Heilung finden.“ Tatsächlich soll Papst Johannes XXI. (Papst 1276/77) die Gläubigen dazu aufgerufen haben, bei Zahnschmerzen zur Apollonia zu beten. Jedenfalls trug ihr Martyrium dazu bei, dass sich viele zum Christentum bekennen. Heilig gesprochen wurde sie 1634 durch Papst Urban VII. So wurde sie zuerst die Schutzpatronin aller an Zahnweh Leidenden und dann der Zahnärztinnen und Zahnärzte. Und ihre Tapferkeit und Standhaftigkeit war (ist) zahlreichen Gläubigen Inspiration. Zange mit Zahn und der Palmzweig der Märtyrer Was also hat Museumsdirektor Andreas Haesler im Dentalmuseum mit ihr vor? „Wir haben das Bild zurückgeholt, damit die Sammlung sich vervollständigt“, sagt er. Jahrzehntelang hing es zuvor im Medizinhistorischen Museum Ingolstadt. Deshalb soll es in der späteren Ausstellung zur Geschichte der Zahnheilkunde einen Ehrenplatz bekommen, neben anderen bedeutenden Gemälden. „Das wird ein ganz weißer Raum, ohne Kanten und Ecken – wie ein Zahn, mit Vitrinen zu verschiedenen Zeiten.“ Er hat eine Vision. Und was wissen wir über das Bild? Es zeigt die Apollonia mit ihren charakteristischen Insignien: der Zange mit Zahn und dem Palmzweig der Märtyrer. Der Blick ist nach oben gerichtet – „ein Altarbild, definitiv“, ist Haesler sich sicher, „datiert auf das Jahr 1731, von einem unbekannten Künstler“. Das Gemälde, Öl auf Leinwand, zählt für ihn zu den bedeutendsten Darstellungen der Apollonia; zurzeit wird es in Zschadraß im Bibliotheksgebäude in der Sonderausstellung „Zahn Halte Apparate" ausgestellt. Eine letzte Restaurierung erfuhr das Bild im Jahr 2018 in Ingolstadt. Haesler: „Ein Schmuckstück der Ausstellung.“ mb Nach diesem Artikel über ein Exponat, das jeder kennt, folgt im nächsten Teil eins, das keiner kennt: der Optimax. Bisher erschienen sind: zm 1-2/2025: Goodbye Amalgam! zm3/2025: Wohin mit meinem Bohrer? zm4/2025: „Wien hat’s nicht, Linz hat’s nicht, und Utrecht auch nicht“ zm5/2025: Ein Lehrstück in plastischer Anatomie zm6/2025: „Die wollte ich schon haben“ zm7/2025: Zwei in eins – der Papageienschnabel MIT DEM DENTALMUSEUM DURCH2025 In jeder Ausgabe in diesem Kalenderjahr heben wir einen Schatz aus dem Dentalhistorischen Museum in Zschadraß und geben an den Exponaten entlang einen Einblick in die Geschichte der Zahnheilkunde. zm115 Nr. 08, 16.04.2025, (635)
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