Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 8

TITEL | 37 der apikalen Parodontitis wird jedoch kontrovers diskutiert. Aufgrund ihrer hohen Spezifität kann eine Therapie mit Phagen nur erfolgen, wenn der passende Phage für die jeweilige Wirtszelle gefunden wurde. So wurde bereits mehrfach gezeigt, dass sich Abwässer aus Krankenhäusern und Klärwerken hervorragend dazu eignen, passende Phagen gegen E. faecalis kostengünstig und effizient zu finden. Weiterhin zeigten Versuche, dass Phagen resistent gegen starke Temperaturschwankungen (4°–60° C) sind und saures sowie basisches Milieu tolerieren. Manche Phagen tolerieren ebenfalls die in der Endodontie gängigen Spüllösungen CHX, EDTA und NaOCl [Moryl et al., 2022; Lee et al., 2019]. Neben dieser Grundlagenforschung gibt es einige Ansätze, die Wirkung von Phagen in Wurzelkanalmodellen zu untersuchen und somit die Phagen-Therapie unter realitätsnäheren Bedingungen zu simulieren. Dazu werden endodontisch aufbereitete Wurzelkanalmodelle aus einwurzeligen bovinen oder menschlichen Zähnen verwendet. Moryl et al. verwendeten in ihrem Versuch bovine Incisivi, in denen ein E.-faecalis-Biofilm gewachsen war. Sie wiesen nach, dass eine Phagen-Lösung, die für 48 Stunden in den Kanal eingebracht wurde, den Biofilm um mehr als die Hälfte reduzierte [Moryl et al., 2022]. Mehrere Versuche mit humanen Wurzelkanalmodellen zeigten ähnliche Ergebnisse. Für diese Experimente wurde ein sogenanntes Ex-vivo-TwoChamber-Leakage-Zahnmodell verwendet, bei dem die Dichtigkeit der Wurzelfüllung am Apex auf bakterielles Leakage untersucht wurde. zm115 Nr. 08, 16.04.2025, (639) Abb. 3: Phagen-Screening mit vier unterschiedlichen Abwasserproben: Auf einer Agarplatte wurde ein Bakterienrasen (in diesem Fall E. faecalis) gezüchtet und in vier Felder unterteilt. Auf jedes Feld wurde eine andere Abwasserprobe aufgetragen und für 24 Stunden inkubiert. Auf drei Feldern zeigen sich nach Inkubation sogenannte Lysezonen (klare Flächen), die als Anwesenheit von Bakteriophagen gewertet werden. Abb. 4: Ungefiltertes Klärwerksabwasser, das auf Anwesenheit von E. faecalis-Phagen untersucht wurde Fotos: Marie Bauer Abb. 5 und 6: Phagenisolation: Nach Entnahme einer kleinen Probe mittels Pipette aus der Lysezone (Abbildung 3) und Verstreichen auf einer neuen Agarplatte mit Bakterienrasen der Wirtszelle (E. faecalis) entstehen sogenannte Phagen-Plaques, die als PFU/mL (Plaque forming units) bezeichnet werden. Nach mehreren Isolations-Zyklen entstehen homogene Phagen-Plaques, die als reine Phagen-Probe gewertet werden. Abb. 7: Nach der Phagenisolation wird die reine Phagen-Probe vermehrt und anschließend deren Konzentration (Titer) in PFU/mL bestimmt.

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