Dabei ragt die Wurzelspitze in ein flüssiges Medium, das sich bei noch vorhandener bakterieller Kontamination trübt. Es konnte gezeigt werden, dass eine Spülung mit Phagen-Lösung vor der Obturation zu einer kompletten Eliminierung des bakteriellen Leakages am Apex führte. Dies wurde durch Laser-Scanning-Mikroskopie bestätigt, die in den Zähnen, die mit der Phagen-Lösung behandelt wurden, keine E.-faecalis-Bakterien mehr detektieren konnte. Im Gegensatz dazu waren die Dentintubuli der Wachstumskontrolle mit E. faecalis kontaminiert. Dies legt nahe, dass Phagen ebenfalls in der Lage sind, in die Dentintubuli zu penetrieren und die dort vorhandenen Zellen zu lysieren [Khalifa et al., 2015; El-Telbany et al., 2021]. Diese vielversprechenden Ergebnisse wurden bereits in einem In-vivoModell mit Ratten umgesetzt. Dazu wurden bei den Tieren die Pulpa von Backenzähnen eröffnet, mit einer E.- faecalis-Lösung infiziert, anschließend eine Phagen-Lösung injiziert und die Kavität verschlossen. Nach vier Wochen wurden die Zähne und das umliegende Gewebe entnommen, um mittels Färbetechnik und Computertomografie-Scan die apikalen Strukturen zu untersuchen. Es zeigte sich, dass bei der Negativkontrollgruppe sowie der Gruppe mit der Phagen-Lösung das apikale Gewebe keine Pathologien aufwies [Xiang et al., 2022]. So Erfolg versprechend diese Ergebnisse sind, bringt die Phagen-Therapie auch einige Nachteile mit sich. So können beispielsweise die Wirtszellen Resistenzmechanismen gegenüber den Phagen entwickeln [Labrie et al., 2010]. Die Anwendung von Phagen in Kombination mit Antibiotika, genetisch veränderte Phagen oder die Applikation von sogenannten Phagen-Cocktails versuchen, der Resistenzentwicklung entgegenzuwirken und die antimikrobielle Wirkung zu erhöhen. Zum Beispiel wiesen Voit et al. in einem In-vitro-Modell nach, dass Phagen in Kombination mit Gentamicin in der Lage sind, einen E.-faecalis-Biofilm komplett zu zerstören. Bei weiteren E.- faecalis-Stämmen, die unter anderem mit Phagen und Vancomicin behandelt wurden, zeigte sich ebenfalls eine Reduktion des Biofilms, jedoch konnte ein erneutes bakterielles Wachstum nachgewiesen werden, was als Resistenzbildung gewertet wurde. Die Ergebnisse der Evaluation der Resistenzbildung gegen die verwendeten Phagen bestätigten den Verdacht, zeigten aber auch, dass die Resistenzbildung gegen einen Phagen die Empfindlichkeit gegenüber einem anderen Phagen fördern kann [Voit et al., 2022]. Um dieses Phänomen zu nutzen, kommen in anderen Studien bereits sogenannte Phagen-Cocktails erfolgreich zum Einsatz [Shlezinger et al., 2019; Merabishvili et al., 2024]. Darüber hinaus gibt es den Ansatz, als Alternative zur klassischen endodontischen Desinfektion, die PhagenTherapie mit der antimikrobiellen photodynamischen Therapie (aPDT) zu kombinieren. Aufgrund ihrer hohen Spezifität eignen sich modifizierte 38 | TITEL zm115 Nr. 08, 16.04.2025, (640) Katja Bochniak Methods in Medical Informatics, Department of Computer Science Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, Universität Tübingen Geschwister-Scholl-Platz, 72074 Tübingen Foto: Universität Tübingen Prof. (apl) Dr. Cornelia Frese Universitätsklinikum Heidelberg, Klinik für Mund-, Zahnund Kieferkrankheiten, Poliklinik für Zahnerhaltungskunde Im Neuenheimer Feld 400, 69120 Heidelberg Foto: Universitätsklinikum Heidelberg Thilo Eric Oesterle Fraunhofer-Institut für Grenzflächenund Bioverfahrenstechnik IGB Abteilung Virus-basierte Technologien Nobelstr. 12, 70569 Stuttgart Foto: Fraunhofer IGB Prof. Dr. med. dent. Meike Stiesch Medizinische Hochschule Hannover Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomedizinische Werkstoffkunde Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover Foto: Hans & Jung Abb. 8: Am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart wurde in einer Machbarkeitsstudie an einem Kaugummi geforscht, der Bakteriophagen enthält und diese kontrolliert in der Mundhöhle freisetzt. Foto: Fraunhofer IGB
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