Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 8

46 | ZAHNMEDIZIN zm115 Nr. 08, 16.04.2025, (648) der primären Kariesprävention zeigen sich mittlerweile von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Sekundärprävention Die sekundäre Prävention hat – epidemiologisch ausgedrückt – das Ziel der Verringerung der Verbreitung von Krankheiten in der Bevölkerung. Wichtigste Aufgabe ist die Früherkennung und das bedeutet, dass subjektiv betrachtet keine wahrgenommene Gesundheitsstörung (no illness) vorhanden ist, professionell allerdings die Krankheit (disease) bereits entdeckt werden kann. Auf die Karies bezogen heißt dies, frühzeitig kariöse Läsionen zu erkennen, um möglichst noch eine Restauration zu vermeiden. Die Anzahl von kariesbedingten Restaurationen zu reduzieren, ist in diesem Sinne als ein Erfolg der sekundären Prävention anzusehen. Die Erfolge der sekundären Prävention zeigen sich vor allem im Erwachsenenalter. Tertiärprävention Die tertiäre Prävention hat – epidemiologisch ausgedrückt – das Ziel der Verhinderung von Folgeschäden von Krankheiten oder des Wiederauftretens. In diesem Fall liegt neben der professionell diagnostizierten Erkrankung (disease) auch eine subjektiv wahrgenommene Gesundheitsstörung (illness) vor. Tertiärprävention könnte man auch mit dem Begriff der Nachsorge charakterisieren. Für die Karies bedeutet dies, den Zahnverlust zu verhindern. Am meisten ausgeprägt sind die Erfolge der tertiären Prävention in der Altersgruppe der jüngeren Seniorinnen und Senioren. Soziale Ungleichheit von Gesundheit Den positiven kariesepidemiologischen Entwicklungen steht jedoch ein ausgeprägtes soziales Gefälle entlang des Bildungsstatus gegenüber. Schon bei den älteren Kindern ist festzustellen, dass sowohl die Zahl der (unbehandelten) kariösen Zähne als auch die Karieserfahrung insgesamt mit einem niedrigen familiären Bildungsstatus viermal höher ist als bei hohem familiärem Bildungsstatus. Dieses Ungleichgewicht erstreckt sich über die gesamte Lebensspanne – bis hin zur vollständigen Zahnlosigkeit bei den Senioren, (Faktor x 4,6). Epidemiologische Daten müssen jedoch differenziert betrachtet werden: Einerseits haben Zwölfjährige mit niedrigem familiärem Bildungsstatus relativ weniger Gesundheitsgewinne in der Karieserfahrung erreicht als solche mit hohem familiärem Bildungsstatus (DMFT; niedriger Bildungsstatus: DMS I/II 5,8 Zähne > DMS • 6 1,2 Zähne mit einem Rückgang um den Faktor x 5 gegenüber hohem Bildungsstatus: DMS I/II 3,1 Zähne > DMS • 6 0,3 Zähne mit einem Rückgang um den Faktor x 10); andererseits haben ältere Kinder mit niedrigem familiärem Bildungsstatus relativ mehr Gesundheitsgewinne in Bezug auf die Kariesfreiheit erfahren (DMFT = 0; niedriger Bildungsstatus: DMS I/II 8,6 Prozent > DMS • 6 59,0 Prozent mit einem Anstieg um den Faktor x 6,9 vs. hoher Bildungsstatus: DMS I/II 24,2 Prozent > DMS • 6 84,7 Prozent mit einem Anstieg um den Faktor x 3,5). Die DMS • 6 zeigt als repräsentative Studie für Deutschland die langfristigen Erfolge bei der Kariesprävention in allen Altersgruppen und Bildungsschichten. Gleichzeitig bestehen weiterhin soziale gesundheitliche Ungleichheiten. Aus sozialmedizinischer Sicht scheint es sinnvoll, die zukünftigen Präventionsstrategien konkret entlang der Lebensweltorientierung der bislang nicht erreichten Gruppen und Communitys auszurichten. „ Dieser epidemiologische Aufsatz ist Herrn Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Gängler gewidmet. Quelle: IDZ (Stand: 18.3.2025)

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=