Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 8

52 | ZAHNMEDIZIN AUS DER WISSENSCHAFT Wie wirksam sind photodynamische Therapien bei oralem Lichen Planus? Peer W. Kämmerer Der orale Lichen planus gilt im Vergleich zu den die Haut betreffenden Erkrankungsvarianten als hartnäckiger und schwieriger zu behandeln. Eine chinesische Arbeitsgruppe hat mit einer systematischen Übersichtsarbeit mit Metaanalyse die Wirksamkeit und die Sicherheit der Hochintensitätslasertherapie und der Photobiomodulationstherapie zur Behandlung des oralen Lichen Planus untersucht. Dabei wurden insbesondere die Schmerzreduktion und die Verbesserung der klinischen Parameter bewertet sowie die Parameter für die Photobiomodulationstherapie analysiert. Oraler Lichen Planus ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Mundschleimhaut mit potenziell malignem Transformationsrisiko, das in der Literatur mit etwa ein bis drei Prozent angegeben wird. Die Therapie erfolgt primär mit topischen Kortikosteroiden, jedoch sind in den vergangenen Jahren alternative photodynamische Behandlungsansätze wie die Hochintensitätslasertherapie und die Photobiomodulationstherapie in den Fokus des Interesses gerückt. Die Hochintensitätslasertherapie nutzt die photothermischenEffekte von Lasern, um erkranktes Gewebe zu zerstören beziehungsweise zu entfernen und so die Zellproliferation zu beeinflussen – das kann Schmerzen lindern und die Heilung der betroffenen Areale in der Mundhöhle fördern. Bei der Photobiomodulationstherapie wird das betroffene Gewebe mit Licht spezieller Wellenlängen bestrahlt. Dadurch werden die Beta-Endorphin-Sekretion stimuliert, die Expression des epidermalen Wachstumsfaktors (EGF) erhöht und die Werte entzündlicher Zytokine gesenkt, was im Ergebnis zu Schmerzreduktion und verbesserter Wundheilung führt. Gegenwärtig ist jedoch noch nicht klar, ob die Hochintensitätslasertherapie und die Photobiomodulationstherapie als Alternativen zur Therapie mit topischen Kortikosteroiden zum Einsatz kommen können. Ziel der vorliegenden Metaanalyse war es, die Effektivität dieser Therapien im Vergleich zu topischen Kortikosteroiden zu bewerten und die optimalen Parameter für die Photobiomodulationstherapie zu identifizieren. Materialien und Methoden In mehreren Datenbanken wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt, um randomisierte kontrollierte Studien bis Oktober 2024 zu identifizieren. Insgesamt wurden 18 Studien analysiert, von denen 16 in die Metaanalyse einflossen. Elf Studien verglichen die Photobiomodulationstherapie mit topischen Kortikosteroiden, während fünf Studien die Hochintensitätslasertherapie mit topischen Kortikosteroiden verglichen. Die Studienqualität wurde mit dem Cochrane-Risikobewertungstool und dem Jadad-Score überprüft. Als primäre Endpunkte wurden die Schmerzreduktion anhand der visuellen Analogskala, die klinischen Scores, die Heilungsrate, die Rezidivrate und die Nebenwirkungen untersucht. Ergebnisse Die Ergebnisse zeigen, dass die Hochintensitätslasertherapie hinsichtlich der Schmerzreduktion den topischen Kortikosteroiden signifikant überlegen war, während die Photobiomodulationstherapie vergleichbare Ergebnisse erzielte. Die Photobiomodulationstherapie zeigte sich am wirksamsten bei einer Energiedichte unter 120 Joule pro Quadratzentimeter. Sowohl die Hochintensitätslasertherapie als auch die Photobiomodulationstherapie verbesserten signifikant die Heilungsraten im Vergleich zur Behandlung mit topischen Kortikosteroiden. Beide Therapien reduzierten außerdem signifikant die Rezidivrate des oralen Lichen Planus. Während für die Photobiomodulationstherapie keine Nebenwirkungen berichtet wurden, waren die Hochintensitätslasertherapie und die topischen Kortikosteroide mit Nebenwirkungen wie Mundbrennen und Pilzinfektionen assoziiert. Abb. 1: Flächiger oraler Lichen Planus der rechten Wangeninnenseite Foto: Universitätsmedizin Mainz zm115 Nr. 08, 16.04.2025, (654)

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