Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 8

POLITIK/NACHRICHTEN | 55 Vielfach wird befürchtet, dass nun – wo die Finanznot durch die zusätzlichen Kreditmittel gelindert ist – die Bereitschaft für Reformen nachlässt. Zur Krankenhausreform ist es doch auch vor dem Hintergrund gekommen, dass wir gravierende Beitragssatzsteigerungen bei der Krankenversicherung sehen. Im politischen Berlin ist deshalb vielleicht das Gefühl aufgekommen, dass es so nicht weitergehen kann und wir an die Strukturen ran müssen. An Probleme, die sehr alt sind. Man könnteargumentieren:Engefinanzielle Situationen scheinen politische Reformen anzustoßen, die uns wirklich nach vorne bringen. Was sollte die nächste Bundesregierung unternehmen, um echte, nachhaltige Verbesserungen im Gesundheitssystem zu erreichen? Ich hoffe, dass die Reformvorschläge, die vom Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege formuliert wurden, aufgenommen werden. Dazu gehört neben der Krankenhausreform eine stärkere Ambulantisierung und eine Restrukturierung der Notfallversorgung. Ineffiziente Überstrukturen, die sehr kostspielig sind und Arbeitskräfte unnötig binden, sollten abgebaut werden. Ansonsten wünsche ich mir, was eine Standardforderung der Ökonomie ist: dass der Wettbewerb im Gesundheitssystem gestärkt wird. Wie könnte das gelingen? Wir haben im Beirat beim Bundesfinanzministerium vor Jahren vorgeschlagen, stärker mit Versorgungsmanagement-Tarifen zu arbeiten. Dabei werden die Krankenversicherungen aktiver und handeln mit den Leistungserbringern Leistungsbündel für ihre Versicherten aus. Letztere entscheiden sich dann für ein Produkt, das zu ihren Bedürfnissen passt. Auf diese Weise wäre ein echter Wettbewerb der Krankenkassen untereinander möglich, der sowohl über Qualität als auch über den Zusatzbeitrag geführt wird. Ziel der Tarife ist es, dass gute Gesundheitsleistungen zu niedrigen Kosten bereitgestellt werden. Wie schätzen Sie die Bereitschaft zur Veränderung ein? Ein grundsätzliches Problem, das ich nicht nur bei der Gesundheit sehe, ist, dass in Deutschland sehr viele Interessengruppen bedient werden. Das führt zu Kompromisslösungen, die diese Interessen bedienen, die Effizienz und den Wettbewerb aber verhindern. So werden Strukturen erhalten, die eigentlich nicht erhaltenswert sind. Ich glaube, wir sind jetzt in Deutschland in einer Situation, wo wir nicht immer einfach nur das politische Gleichgewicht weiterführen können, sondern wo wir ernsthafte Reformen brauchen. Was wäre aus Ihrer Sicht zu tun? Man müsste deregulieren und alle Gesetze und Regelungen auf den Prüfstand stellen. Vielleicht sollte das Kanzleramt eine Deregulierungsarbeitsgruppe einsetzen und versuchen systematisch Gesetze und Vorschriften einzusammeln. Wie sorgt man dafür, dass dieser Reformprozess sozialverträglich bleibt? Gerade im Sozialbereich geht die Schere zwischen Leistungen und Kosten immer weiter auseinander, es wird immer weniger zu immer höheren Kosten geholfen. Insbesondere führt das unabgestimmte Nebeneinander von Leistungsgesetzen dazu, dass regelrechte Armutsfallen entstehen. Es ist vielfach gerade im Interesse der Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, dass die Regelungen vereinfacht werden. Das Gespräch führte Susanne Theisen. zm115 Nr. 08, 16.04.2025, (657) NEUE „ZAHNRAT“-AUSGABE Tipps für Patienten mit Zahnarztangst Schätzungsweise 12 bis 16 Prozent der Bevölkerung leiden unter Zahnarztangst. Die neue Ausgabe des ZahnRats beleuchtet neben den Gründen und Auslösern auch die verschiedenen Maßnahmen zur Hilfe. Foto: ZahnRat Um mit der Angst vor dem Zahnarztbesuch umgehen zu können oder diese sogar zu überwinden, gibt es verschiedene Maßnahmen, wie die Hypnose, Narkose oder Lachgas. Eine weniger bekannte, aber vielversprechende Methode ist zudem die Klopftherapie (PEP®), die durch gezielte Berührungen von Körperpunkten Angst und Stress reduziert. Diese Technik aktiviert sowohl den Bereich im Gehirn, der für Emotionen zuständig ist, als auch den Bereich, der das Denken steuert. Patienten können diese Technik leicht erlernen und selbstständig anwenden, um den Zahnarztbesuch weniger belastend zu machen. Mit der neuen Ausgabe des ZahnRats erhalten Patientinnen und Patienten Informationen zu Alternativen und ergänzenden Angeboten, wie trotz der Ängste Behandlungen möglich sein können. Die kostenfrei in den Praxen erhältliche Zeitschrift bietet zudem Tipps und Tricks, um die Angst vor dem Zahnarztbesuch zu reduzieren. Ein Ausgaben-Archiv steht im Internet unter www.zahnrat.de bereit. LL Der ZahnRat ist die gemeinsame Patienteninformation der Zahnärztekammern in Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Sie informiert Patienten und Laien verständlich über Themen der Zahn- und Mundgesundheit.

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