56 | GESELLSCHAFT GENOSSENSCHAFTLICH ERBAUTES ÄRZTEHAUS TENGEN Dann machen wir das eben selbst! Eine veraltete Infrastruktur und keine Nachfolger für die haus- und zahnärztlichen Praxen in Sicht – so sah die Lage der Stadt Tengen vor knapp zehn Jahren aus. Dann gründeten die Bürgerinnen und Bürger eine Genossenschaft und bauten ein modernes Ärztehaus. Dafür wurden sie jetzt von der Architektenkammer Baden-Württemberg ausgezeichnet. Ob der Plan mit den Praxisübernahmen aufgeht? Abwarten. Mit der Gründung der Ärztehaus Stadt Tengen eG wurde ein neuer Weg entwickelt, wie sich Daseinsvorsorge – hier im Gesundheitsbereich – organisieren lässt. Ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie sich gesellschaftliche Herausforderungen in Koproduktion von öffentlicher Hand und Bürgerschaft lösen lassen“, lobte die Jury der Architektenkammer, die Tengen kürzlich den Preis „Beispielhaftes Bauen 2024“ verlieh. Die Auszeichnung kommt neun Jahre, nachdem sich die Gemeinde im Landkreis Konstanz mit dem „Leitbild Tengen 2030“ beschäftigt hat. Die zahnärztliche und ärztliche Grundversorgung vor Ort zu erhalten, landete damals auf Platz zwei der Prioritätenliste der Bürgerinnen und Bürger. Die Voraussetzungen dafür, kam die Gemeinde schnell überein, waren nicht ideal: Die Gebäude, in denen die Gesundheitseinrichtungen untergebracht waren, entsprachen weder hinsichtlich ihrer Größe noch in Sachen Barrierefreiheit modernen Anforderungen – ein Nachteil für die Suche nach potenziellen Nachfolgerinnen und Nachfolgern. Neue Räumlichkeiten erschienen daher notwendig. Nur: Wer sollte sie bauen? Und von welchem Geld? Die Stadt konnte die Investition nicht alleine tragen. Die Idee kam sofort gut an „Im Zusammenhang mit der Finanzierung brachte unser damaliger Bürgermeister Marian Schreier die Gründung einer Genossenschaft ins Spiel“, erzählt Zahnarzt Ulrich Mueller, der seit 1990 in Tengen praktiziert. „Ich war sofort begeistert von der Idee.“ Mueller war nicht der Einzige: Schon zum erszm115 Nr. 08, 16.04.2025, (658)
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