Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 8

58 | GESELLSCHAFT zm115 Nr. 08, 16.04.2025, (660) schieden. Diese Transparenz und Planungssicherheit weiß er zu schätzen. Die Gemeinwohlorientierung unterstreicht auch Dr. Andreas Luckner als enormen Pluspunkt des Genossenschaftskonzepts. Er ist einer der beiden Vorstände der „Ärztehaus Stadt Tengen eG“ und betrieb bis 2020 eine Hausarztpraxis in der Stadt. Für die Niedergelassenen bedeutet die Genossenschaft aus Luckners Sicht: „Sie haben es nicht mit einem anonymen Investor zu tun, sondern mit einer Organisation, die von den Bürgerinnen und Bürgern sowie lokalen Unternehmen getragen wird. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie an einer langfristigen Perspektive interessiert sind.“ Zum Genossenschaftsprinzip gehört es, dass die Mitglieder Dividenden erhalten können. In Tengen gab es bisher jedoch noch keine Auszahlungen. Das sei aber von vorneherein klar gewesen, sagt Luckner: „Bereits im Vorfeld der Gründung wurde klar kommuniziert, dass mindestens in den ersten fünf Jahren nicht mit einer Dividende zu rechnen ist und dass das Ärztehaus kein Renditeobjekt ist.“ Die Ärztehaus-Genossenschaft sei als Investition in die Daseins- und nicht in die Altersvorsorge zu verstehen. Gemeinden oder anderen Gruppen, die ebenfalls Interesse an der Gründung einer Genossenschaft haben, rät das Vorstandsmitglied, sehr offen über das Thema Geld zu sprechen. In Tengen habe es bisher aufgrund dieser Klarheit, so seine Überzeugung, keine großen Konflikte wegen ausbleibender Dividenden gegeben. „Die Bürgerinnen und Bürger wollten ihren Beitrag leisten, dass es vorwärts geht. Sie wollten aktiv mitgestalten, statt auf 'die da oben' zu schimpfen. Diese Unmittelbarkeit des Genossenschaftskonzepts hat in Tengen eine wahnsinnig positive Dynamik entfaltet“, so Luckner. Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg ist für ihn zudem, dass sich ein Kern-Team findet, das federführend die Initiative übernimmt – dann steige die Wahrscheinlichkeit, dass die Bevölkerung mitzieht. „Als sinnvoll hat sich auch erwiesen, die Kommune mit ins Boot zu holen. Für die Ärztehaus Genossenschaft fungiert die Stadt postalisch als erster Ansprechpartner“, berichtet Luckner. „Außerdem nutzt die Genossenschaft die Infrastruktur der Verwaltung und zahlt dafür eine jährliche Pauschale.“ Noch ist die Nachfolge offen Mueller wird bald 64 und möchte sich demnächst auf die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger für seine Zahnarztpraxis machen. Nach dem Umzug in das Ärztehaus fühlt er sich für die Suche gut aufgestellt. „In der alten Praxis war klar, dass ich die nicht hätte abgeben können“, sagt er. „Mit der Praxis im Ärztehaus haben sich meine Chancen aber definitiv vergrößert. Wir werden sehen.“ Genossenschaftsvorstand Luckner hofft ebenfalls, dass sich Tengen mit guten Rahmenbedingungen attraktiv für junge Ärztinnen und Ärzte gemacht hat: „Wir sind stolz darauf, was wir gemeinsam erreicht haben, um der Gesundheitsversorgung in unserer Stadt eine Zukunft zu eröffnen.“ sth Foto: Ulrich Mueller Glücklicher Genosse: Zahnarzt Ulrich Mueller ist gleichzeitig Mitglied und Mieter der Ärztehaus Stadt Tengen eG. Foto: Dr. Andreas Luckner Das Ärztehaus Tengen ist ein beeindruckendes Beispiel für die kommunale Daseinsvorsorge im Gesundheitsbereich, lobt die Architektenkammer Baden-Württemberg. Foto: Dr. Andreas Luckner Foto: Ulrich Mueller

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