Die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der DMS • 6 zeigen, dass unsere konsequent auf Prävention ausgerichteten Versorgungskonzepte, die aus dem eigenen Berufsstand heraus entwickelt worden sind, wirken. Besonders eindringlich können wir die Erfolge der zahnmedizinischen Prävention bei der Bekämpfung von Karies sehen – und dies inzwischen über alle Altersgruppen hinweg. Dies führt nicht nur zu einer verbesserten Mundgesundheit von Millionen von Menschen in Deutschland, sondern auch zu einer spürbaren Senkung der Krankheitskosten für Kariesbehandlungen: von etwa 7,5 Milliarden Euro im Jahr 2004 auf aktuell 5,9 Milliarden Euro (preisbereinigt). Dadurch werden sowohl die gesetzlichen als auch die privaten Krankenkassen finanziell deutlich entlastet. Insgesamt konnte der Anteil an den Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung für vertragszahnärztliche Leistungen in den letzten Jahren um mehr als 30 Prozent gesenkt werden. Das gibt es in keinem anderen Bereich im Gesundheitswesen. Doch diese Erfolge dürfen nicht dazu verleiten, mit den Präventionsbemühungen nachzulassen. Ganz im Gegenteil – und nicht nur beim Kampf gegen Karies. Eine erhebliche Krankheitslast ist weiterhin bei den Parodontalerkrankungen mit den Studiendaten der DMS • 6 belegt: Hiernach haben rund 14 Millionen Menschen in Deutschland eine schwere Parodontalerkrankung. Dies ist umso verheerender, als dass die bisherigen wissenschaftlichen Hinweise, dass eine Parodontitis unter anderem auch Einfluss auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen nimmt und eine unbehandelte oder nicht frühzeitig behandelte Parodontitis zu einer Gefährdung der Mundund Allgemeingesundheit führt, nun durch die Ergebnisse der DMS • 6 bestätigt werden. Hier liefert die Studie neue Erkenntnisse über den Zusammenhang von Mundgesundheit und Allgemeinerkrankungen: So sind Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen häufiger zahnlos und haben durchschnittlich etwa zwei Zähne weniger. Dies veranschaulicht die große Wichtigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit im Bereich der Kardiologie oder auch der Diabetologie. Die Ergebnisse der DMS • 6 belegen also, dass Parodontitis immer noch eine Volkskrankheit und ein wesentlicher Einflussfaktor bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist. Mit der präventionsorientierten Parodontitisbehandlungsstrecke hat die KZBV 2021 eine Therapie in die Versorgung gebracht, die auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert und von allen Seiten als Meilenstein begrüßt wurde. Dieser wichtige Ansatz wurde durch politische Entscheidungen in Form des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes mit seiner strikten Budgetierung schwer beschädigt. Dem Kampf gegen Parodontitis wurde so ein herber Rückschlag versetzt, der eine nachhaltige Behandlung nun deutlich erschwert. Durch eine unbehandelte beziehungsweise nicht frühzeitig behandelte Parodontitis entstehen hohe Folgekosten für das Gesundheitssystem, die allein im zahnärztlichen Bereich bei rund 200 Millionen Euro jährlich liegen.Dazu kommen indirekte Krankheitskosten, die eine international vergleichende Studie für Deutschland mit rund 34,79 Milliarden Euro beziffert. Wir senken also auch in diesem Bereich durch unseren präventionsorientierten Weg massiv Kosten. Wir fordern deshalb die künftige Bundesregierung auf, die Leistungen für die präventionsorientierte Parodontitistherapie endlich als gesetzliche Früherkennungs- und Vorsorgeleistungen zu verankern und für die Versorgung die erforderlichen Mittel vollumfänglich zur Verfügung zu stellen. Um die bislang erreichten Erfolge im Hinblick auf die Mundgesundheit zu erhalten und weiter auszubauen, benötigen die Praxen endlich wieder angemessene Rahmenbedingungen für ihre Arbeit. Die Politik muss dringend den Kurs wechseln und nicht nur über Prävention reden, sondern die Gesundheitsversorgung endlich in allen Bereichen präventionsorientiert ausrichten, um die Krankheitslast mittel- und langfristig zu senken und damit auch die Finanzierbarkeit des Gesundheitswesens zu sichern. Unreflektierte Kostendämpfungsmaßnahmen zu Lasten unserer Praxen, die unter immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen Tag für Tag Versorgung auf hohem Qualitätsniveau sicherstellen, führen hingegen genau zum Gegenteil! Die Zahnmedizin ist und bleibt auf jeden Fall das Paradebeispiel für die Wirkung von Prävention im Gesundheitswesen, wie man an der Kariesversorgung gut sehen kann. Die DMS • 6 liefert die erforderlichen Daten dafür. Martin Hendges Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung Prävention braucht verlässliche Rahmenbedingungen Foto: Jan Knoff, Cologne 6 | LEITARTIKEL
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