Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 8

68 | GESELLSCHAFT zm115 Nr. 08, 16.04.2025, (670) US-ANALYSE VON SPEICHELPROBEN Sind Kaugummis Mikroplastikbomben? Kaugummi enthält Polymere auf pflanzlicher oder synthetischer Basis, um die Textur und den Geschmack zu verbessern. Das macht ihn jedoch auch zu einer Quelle von Mikroplastik. Erstmals zeigt eine Studie, wie groß das Problem sein könnte. Das Problem war durchaus bekannt, die genaue Menge an Mikroplastik, die eine Person durch Kaugummikauen aufnehmen kann, jedoch bisher nicht quantifiziert. Diese Forschungslücke will eine neue Studie schließen, die kürzlich auf der Frühjahrstagung der American Chemical Society (ACS) vorgestellt wurde, bislang aber noch nicht in einer Fachzeitschrift veröffentlicht ist. Dazu wurden zehn natürliche und synthetische Kaugummis von einer Person über einen Zeitraum von zwei bis 20 Minuten gekaut und währenddessen alle 30 Sekunden eine Speichelprobe genommen. Anschließend zählte die Doktorandin Lisa Lowe von der University of California in Los Angeles (UCLA) die per Färbung sichtbar gemachten Mikroplastikteilchen unter dem Mikroskop und ermittelte deren Zusammensetzung mithilfe von Infrarot-Spektroskopie. Die Ergebnisse zeigen, dass jedes Gramm Kaugummi bis zu 637 Mikroplastikpartikel freisetzen kann, wobei 94 Prozent innerhalb der ersten acht Minuten des Kauens entweichen. Dabei setzen synthetische Kaugummis eine ähnliche Menge an Mikroplastik frei wie natürliche, pflanzliche Kaugummis, schreiben die Forschenden. Die meisten der freigesetzten Mikroplastikpartikel waren klein, mit einer mittleren Größe von 45,4 µm, kleinere Partikel könnten aufgrund der Einschränkungen bei den Nachweismethoden übersehen worden sein. Im Speichel wurden dabei vier Hauptkunststoffpolymere nachgewiesen, wobei Polyolefine am häufigsten vorkamen. Diese Ergebnisse deuten nach Ansicht der Forscherinnen und Forscher darauf hin, dass das Kauen von Kaugummi zu einer direkten Aufnahme von Mikroplastik führen kann, „was möglicherweise ein Gesundheitsrisiko darstellt“. mg Foto: Cookie Studio - stock.adobe.com STUDIE AUS NORDIRLAND NEUE ANALYSEINSTRUMENTE BELEGEN DIE EXPOSITION „Mikro- und Nanoplastik stellen ein wachsendes Gesundheitsrisiko dar, bleiben aufgrund suboptimaler Analyseinstrumente aber oft unbemerkt und gelangen auf verschiedenen Wegen in unseren Körper“, betonen Forschende der Universität Belfast in einer Mitte März veröffentlichten Studie. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Abbildungsqualität verschiedener Spektroskopiemethoden, verwendet zum Test aber Mikro- und Nanoplastik in Speichelproben, die während eines einstündigen Kaugummikauens genommen wurden. Nachgewiesen wurden bis zu 250.000 Mikroplastikpartikel in den Proben und eine ungezählte Menge an Nanoplastikpartikeln. Studie: Udit Pant et al.: From automated Raman to cost-effective nanoparticle-on-film (NPoF) SERS spectroscopy: A combined approach for assessing micro- and nanoplastics released into the oral cavity from chewing gum, Journal of Hazardous Materials, Volume 486, 2025, 136978, ISSN 0304-3894, https://doi.org/10.1016/j.jhazmat.2024.136978.

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