Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 9

40 | TITEL FORTBILDUNG KARIESEXKAVATION Kariestherapie im Milchzahngebiss mit und ohne Bohren Christian H. Splieth, Julian Schmoeckel, Ruth M. Santamaría Karies im Milchgebiss stellt besondere Herausforderungen an das Behandlungsteam: Viele Kleinkinder verweigern die klassische Kariesentfernung und eine restaurative Therapie. Bei Pulpakomplikationen und endodontischen Maßnahmen stellt sich zusätzlich das Problem der Wurzelresorption. Insgesamt ist in Deutschland trotz der Präventionserfolge die Prävalenz von frühkindlicher Karies beziehungsweise Milchgebisskaries weiterhin unbefriedigend hoch, bei zugleich niedrigem Sanierungsgrad. Dieser Beitrag zeigt Wege der Therapie bei Milchzähnen mit und ohne Kariesentfernung und Präparation. Karies an Milch- und bleibenden Zähnen stellt ein chronisches Ungleichgewicht mit überwiegendem Mineralverlust dar. Daraus ergibt sich eigentlich schon die Richtung einer ursächlichen Therapie: die Umkehrung zur Remineralisation. Dies bietet sich gerade bei kleinen Kindern mit Milchzähnen an, die dann später ohne zwingende Notwendigkeit einer restaurativen Therapie exfoliieren können. Die Läsionen können „einfach“ inaktiviert werden, was durch eine verbesserte tägliche Mundhygiene und durch Fluorideinsatz sehr wirkungsvoll erzielt werden kann (Abbildung 1). Die Wunderwaffe stellt dabei sicherlich Silber(diammin)fluorid (SDF) dar, das durch die zusätzliche antimikrobielle Wirkung für mindestens ein halbes Jahr die bakterielle Aktivität auch bei suboptimaler Mundhygiene reduziert und eine verstärkte Reminezm115 Nr. 09, 01.05.2025, (738) Abb. 1: Schwere Form der frühkindlichen Karies mit großen kariösen Läsionen bei einem dreijährigen Kind nach häuslicher Kariesinaktivierung der flächigen kariösen Defekte durch tägliche Plaqueentfernung und Fluoridierung: Karies muss nicht zwingend mit dem Bohrer entfernt werden, sondern sie kann mit der Zahnbürste inaktiviert werden, einschließlich dem Wegbürsten von kariös verändertem und irreversibel geschädigtem Dentin. Zentraler Punkt ist aber der Ausschluss einer irreversiblen Pulpaschädigung, die eine weitergehende Therapie erfordern würde. Foto: Ruth Santamaria

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=