54 | TITEL Dieses Vorgehen zeigte bei sehr pulpanahen Läsionen gegenüber dem nonselektiven Vorgehen Vorteile, bringt allerdings auch Nachteile mit sich [Bjørndal et al., 2010]. Diese resultieren vor allem aus der Notwendigkeit einer zweiten Behandlungssitzung, wodurch sich der zeitliche und der finanzielle Aufwand erhöhen und das Risiko steigt, die Pulpa während des zweiten Exkavationsschritts zu eröffnen. Wird zur temporären Versorgung eine provisorische Füllung gelegt, besteht zudem das Risiko der Fraktur oder des Verlusts der Restauration, was wiederum zur Progression der Läsion führen kann [Carvalho, 2023]. In einer retrospektiven Untersuchung zeigte sich darüber hinaus, dass in einem Kontrollzeitraum von 18 Monaten lediglich 39 Prozent der Patienten die zweite Behandlungssitzung wahrnahmen [Ortega-Verdugo et al., 2016]. Die fehlende Langzeitstabilität der provisorischen Restauration führt in diesen Fällen letztlich zum Misserfolg der Behandlung. Gegenwärtig stellt die schrittweise Kariesentfernung weiterhin eine alternative Therapieoption bei der Behandlung profunder kariöser Läsionen dar. Ein zm115 Nr. 09, 01.05.2025, (752) A C E D F G H B Fotos: Rainer Haak, Jana Schmidt Abbildung 5: Kavität nach selektiver Kariesentfernung (A, Original) und zugeordnetes Fluoreszenzbild (B, QLF-D BiluminatorTM 2*), rasterelektronenmikroskopische Darstellungen (C bis H) des adhäsiven Verbunds zwischen Komposit und unterschiedlich strukturiertem Dentin am Zahnschliff (Schliffebene, blauer Balken in A) in der Übersicht (C und F) für verschiedene Adhäsivmodi. Detailaufnahmen von Interaktionszonen an kariös erweichtem (D und G) und gesundem Dentin (E und H). Die komplette DentinKomposit-Interface erscheint in D, G und H mit allen Interaktionsmerkmalen, Bild E zeigt die Dentin-Adhäsiv-Interface mit dicker Adhäsivschicht. Legende für die Bildbeschriftung: Komposit mit enthaltenen Füllern (K), Adhäsivschicht (A), Hybridschicht (H), gesundes Dentin (gD), kariös verändertes Dentin (kD), penetriertes Adhäsiv (pA, M), gefülltes Adhäsiv (gA), Adhäsivtags (T) in Dentintubuli. Mit beiden Adhäsivsystemen (unterschiedliche Applikationsmodi) wurde in vitro an allen Dentinsubstraten ein weitestgehender Verbund mit dem Adhäsiv und dem Komposit auch nach mechanischer Beanspruchung erzielt. Offensichtlich penetrieren sowohl beim Universaladhäsiv SBU (C und D) als auch beim hochgefüllten Adhäsiv OFL Monomeranteile ins kariöse, stark demineralisierte Dentin (D und G). Vereinzelt erscheinen kohäsive Defekte im kariösen Dentin und im Komposit (koD) und adhäsive Defekte als Merkmal für Verbundversagen (adD) an der Interface. * Inspector Research Systems BV, Bussum Niederlande, # 3M, Neuss, Deutschland, § Kerr, Orange, CA, USA Danksagung: Wir danken Claudia Rüger für die technische Unterstützung und Dr. rer. nat. Hartmut Schneider für die fachliche Expertise bei der Beschreibung der REM-Aufnahmen.
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