ZAHNMEDIZIN | 69 Foto: IDZ zent besteht gar die Gefahr des Verlusts der ganzen Dentition (Stadium IV). Eine moderate Parodontitis (Stadium II) weist knapp die Hälfte der jüngeren Erwachsenen auf und fast ein Drittel eine initiale Stadium-I-Parodontitis. Die Ergebnisse überraschen, denn Parodontitis ist eine altersassoziierte Erkrankung und das junge Erwachsenenalter ist ein Lebensabschnitt, in dem chronische Verlaufsformen erst beginnen (sollten). Dennoch sind 95 Prozent der Menschen in Deutschland zu diesem Zeitpunkt bereits erkrankt. Parodontitis-Therapie bei jüngeren Erwachsenen in der GKV Im Gegensatz zur wissenschaftlichen Klassifikation, die vor allem auf der Grundlage von Attachmentverlusten beruht, wird eine Behandlungsindikation für die gesetzliche Krankenversicherung weiterhin auf der Grundlage von Sondierungstiefen getroffen. Ausschlaggebend ist die Sondierungstiefe ≥4 Millimeter. Legt man diese Schwelle zugrunde, verschiebt sich der Anteil der behandlungsbedürftigen Parodontitisfälle und es verbleiben 73 Prozent (statt 95 Prozent) der jüngeren Erwachsenen für eine Parodontitis-Therapie. Etwa die Hälfte der Stadium-I-Parodontitis weist nach GKV-Richtlinien keine Indikation für eine Parodontitis-Therapie auf, knapp 20 Prozent der StadiumII-Parodontitis. Parodontitis-Progression bei jüngeren Erwachsenen (Grading) Neben der Stadieneinteilung (Staging) erlaubt die neue Klassifikation auch eine datenbasierte Einschätzung der Progressionswahrscheinlichkeit. Grundsätzlich wird von einer moderaten Progressionsrate (Grad B) ausgegangen. Bei bisher langsamer Erkrankungsaktivität und fehlenden Modifikatoren wie weder Diabetes noch Rauchen wird eine langsame Progression (Grad A) erwartet, im gegensätzlichen Fall eine rasche Progression (Grad C). Das Grading bestimmt, wie die Intervalle der unterstützenden Parodontitis-Therapie (UPT) zu wählen sind. Eine moderate Progression wird bei 73 Prozent der jüngeren Erwachsenen erwartet und dementsprechend ist eine UPT im Kalenderhalbjahr vorgesehen. Eine geringe Progressionswahrscheinlichkeit liegt bei 6 Prozent der 35- bis 44-Jährigen vor; dies impliziert eine UPT im Kalenderjahr. Bei 22 Prozent ist eine rasche Progression zu erwarten; das bedeutet eine UPT im Kalendertertial. Schweregrade bei jüngeren Seniorinnen und Senioren (Staging) Auch die Verbreitung der Parodontitis bei den jüngeren Seniorinnen und Senioren überrascht. Wegen der Altersabhängigkeit der Erkrankung würde man erwarten, dass zu diesem Zeitpunkt mehr Menschen parodontal erkrankt sind als im Erwachsenenalter. Nach der neuen Klassifikation sind dies aber etwa zehn Prozentpunkte weniger als bei den jüngeren Erwachsenen, nämlich 85 Prozent. Bei einem Viertel liegt eine schwere Parodontitis vor mit dem Potenzial des weiteren Zahnverzm115 Nr. 09, 01.05.2025, (767) DIE DMS • 6 IM DETAIL – ALLE FOLGEN Bereits erschienen: Teil 1 – Karies: zm8/2025 Weitere Folgen: Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH): zm 10/2025 Herz-Kreislauf-Erkrankungen: zm 11/2025 Migration: zm 12/2025 Zahnverlust: zm 13/2025
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