Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 9

zm115 Nr. 09, 01.05.2025, (768) 70 | ZAHNMEDIZIN lusts (Stadium III), ein weiteres Viertel der jüngeren Seniorinnen und Senioren könnte alle Zähne infolge der Parodontitis verlieren (Stadium IV). Ein Viertel zeigt Anzeichen einer moderaten Stadium-II-Parodontitis und nur bei 8 Prozent liegt in diesem Alter eine initiale Form vor. Parodontal gesunde Verhältnisse oder lediglich GingivitisErkrankungen ohne weitere parodontale Beteiligung kommt in diesem Alter nicht mehr vor. Allerdings können nach den Kautelen der wissenschaftlichen Klassifikation knapp 10 Prozent nicht klassifiziert werden. Dies kommt beispielsweise dann vor, wenn die Zähne überkront sind. In diesem Zustand ist ein Attachmentverlust wegen der nicht mehr ausmachbaren SchmelzZement-Grenze schlecht bestimmbar, sodass in diesem Fall lediglich Sondierungstiefen gemessen werden können. Therapie bei jüngeren Seniorinnen und Senioren in der GKV Diese Personen lassen sich nach der neuen Klassifikation nicht in die Schweregrade einteilen. So ist auch zu erklären, dass die Prävalenz gemäß der wissenschaftlichen Klassifikation bei den 65- bis 74-Jährigen vermeintlich geringer ist als in der Erwachsenengruppe. Sondierungstiefen lassen sich allerdings messen und so können diese Personen nach GKV-Richtlinien eingestuft werden. Etwa zwei Drittel der wissenschaftlich nicht klassifizierbaren Menschen haben dennoch eine Parodontitis und Anspruch auf eine Therapie. Beim Stadium I sind in dieser Altersgruppe 63 Prozent behandlungsbedürftig und in Stadium II 91 Prozent, sodass insgesamt 86 Prozent der jüngeren Seniorinnen und Senioren eine GKV-Indikation für eine ParodontitisTherapie aufweisen. Progression bei jüngeren Seniorinnen und Senioren (Grading) Bei den jüngeren Seniorinnen und Senioren ist in 74 Prozent der Fälle von einer moderaten Progression auszugehen, bei 17 Prozent wird eine rasche Progression erwartet und 9 Prozent wurden einer langsamen Progressionswahrscheinlichkeit zugerechnet mit den entsprechenden Auswirkungen auf das UPT-Intervall. Über beide Altersgruppen zeigte sich, dass in etwa drei Vierteln der Parodontitis-Fälle mit einer moderaten Progression zu rechnen ist. Dies führt in der GKV zu einem kalenderhalbjährlichen UPT-Intervall. Gründe für Zahnerhalt Der langfristige Vergleich der epidemiologischen Daten aus den Deutschen Mundgesundheitsstudien ermöglicht in statistischen Analyseverfahren, Gründe für den langfristigen Zahnerhalt auszumachen. Diese Analysen haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit; dennoch zeigen sie, welche Eigenschaften über einen längeren Zeitraum Zahnerhalt fördern. Beim Vergleich der Kohorten aus der Vierten und der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie von 2005 und 2014 sowie der aktuellen DMS lässt sich zeigen, dass man von zwei großen Eigenschaftsbereichen ausgehen kann, die Zahnerhalt auch bei Vorhandensein einer Parodontitis begünstigen: Verhalten und Bildung. Indizien bei der Mundhygiene sind einerseits die Verwendung einer elektrischen Zahnbürste sowie die Durchführung einer regelmäßigen Zahnzwischenraumreinigung, insgesamt also vermutlich eine systematische und wirksame häusliche Biofilmkontrolle. Daneben hat sich herausgestellt, dass die Vermeidung des Rauchens und eine hohe Schulbildung günstige Faktoren sind, lange Zeit die eigenen Zähne zu behalten. Fazit Zum ersten Mal wurde die 2018 eingeführte Klassifikation parodontaler und periimplantärer Erkrankungen in einer bevölkerungsweiten epidemiologischen Studie angewendet. Dabei stellte sich ein sehr hoher Verbreitungsgrad der Parodontitis in allen Altersgruppen heraus. Nicht alle Personen sind jedoch im Sinne der gesetzlichen Krankenversicherung behandlungsbedürftig.  Foto: IDZ

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