Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 9

ZAHNMEDIZIN | 73 Behandlung akuter Beschwerden – etwa ausgedehnte Abszesse oder notwendige Zahnextraktionen – konzentrierten wir uns auf Präventionsmaßnahmen, um die Mundgesundheit nachhaltig zu fördern. Wasserkühlung mithilfe von Plastikflaschen Hier standen uns mehrere Behandlungsräume zur Verfügung: Draußen auf dem Innenhof des Health Centers befindet sich ein klimatisierter Container mit einer Behandlungseinheit, eine zweite Einheit ist im Gebäude der Zahnstation stationiert. In anderen Räumen gibt es Tische mit verstellbarer Lehne. Hier behilft man sich mit Ventilatoren gegen die schwüle Hitze, die vor allem in der Regenzeit herrscht. Damit der Zugang zur zahnärztlichen Versorgung dauerhaft gewährleistet ist, bestand ein Schwerpunkt unserer Arbeit darin, die Schulung der einheimischen Zahnärzte in Theorie und Praxis fortzusetzen. Neben Zahnextraktionen führen die einheimischen Kollegen inzwischen auch Komposit-Füllungen durch. Dabei korrigierten wir den Irrglauben, dass schmerzende Zähne immer entfernt werden müssen, und vermittelten, wie Zähne unter bestimmten Voraussetzungen erhalten werden können. Abszess-Behandlung: Druckabfluss plus Antibiotikatherapie Viele der zahlreichen Patienten stellten sich mit teils ausgedehnten Abszessen vor. Im folgenden Fall wurde bei einem jungen Patienten nach ausführlicher Anamnese, Untersuchung und Diagnostik die Verdachtsdiagnose eines Wangenabszesses gestellt. Ein intraoraler Fistelgang wurde identifiziert und chirurgisch erweitert. Der Eiter konnte durch täglichen Druckabfluss entfernt werden, ergänzt durch notwendige intraorale Punktionen. Zusätzlich erhielt der Patient eine Antibiotikatherapie. Innerhalb einer Woche zeigte sich eine deutliche Verbesserung seines Zustands, so dass er entlassen werden konnte. Alveolarfortsatzfraktur: Fixierung mit Kupferdraht aus Stromkabel Neben der Behandlung von Abszessen versorgten wir auch notfallmäßig Frakturen. Ein besonderer Fall war ein kleiner Junge mit starken Schmerzen im Oberkiefer, der sich nach einem Unfall eine Alveolarfortsatzfraktur zugezogen hatte. Da spezielle Materialien fehlten, schienten wir die Fraktur nach erfolgreicher Reposition mit einem isolierten Kupferdraht aus einem Stromkabel – eine kreative und effektive Lösung. Der Junge wurde zur wöchentlichen zm115 Nr. 09, 01.05.2025, (771) Abb. 2: Hier unterstütze ich den einheimischen Kollegen bei einer Extraktion im Unterkiefer. Abb. 3: Patient mit Wangenabszess Fotos: Fehmke Röpke Abb. 4a: Zustand der OberkieferAlveolarfortsatzfraktur vor Repositionierung Abb. 4b: Zustand nach erfolgreicher Repositionierung und Schienung mit einem Kupferdraht Fotos: Jonas Gotta DAS PROJEKT Im Jahr 2023 machten Elias Khoury, Djan Pelser und Prof. Fouad Khoury den Auftakt für eine Reihe von Hilfseinsätzen in dem kleinsten Land Afrikas. Mit über 450 Kilogramm humanitären Hilfsgütern reisten sie in das Zentrum der Deutschen Stiftung „REMIS Health-Centre Köln-Darsilami in the Gambia e.V.“. Ihr Ziel war auch, lokale Kräfte in modernen Behandlungsmethoden zu schulen und nachhaltige Perspektiven zu schaffen. Die lokalen Kräfte sind häufig angelernte Zahnärzte ohne formale Ausbildung. Zwar gibt es im Land die Möglichkeit, Zahnmedizin zu studieren, doch der Zugang zur Bildung ist stark begrenzt. Über die Hälfte der Bevölkerung kann nicht lesen und schreiben, was die Chance auf eine fundierte medizinische Ausbildung nahezu unmöglich macht. Dieser Einsatz legte den Grundstein für ein langfristiges Engagement, das nun mit den nachfolgenden Projekten kontinuierlich ausgebaut wird.

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