Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 10

28 | GESELLSCHAFT MIT DEM DENTALMUSEUM DURCH 2025 – TEIL 9 Auf den Schultern von Riesen Kein Gleichnis veranschaulicht das wissenschaftliche – und auch das museologische – Arbeiten am Erkenntnisfortschritt besser: Man schreitet immer in den Fußstapfen großer oder größerer Vorgängerinnen und Vorgänger voran. Der selbst erteilte Auftrag des Dentalmuseums muss es darum sein, die Pionierleistungen auszustellen und so den Riesen ein klein wenig weiter wachsen zu lassen, damit die nächsten Zwerge umso klarer sehen können. Prof. Dr. Elisabeth Bennion ist so eine Riesin. „Ihr“ Unterkiefer (der abgebildete aus ihrer Sammlung) steht pars pro toto für die engagierten Forscherinnen, die (heimlichen) akribischen Sammler und alle weiteren Geschichte(n)-derZahnheilkunde-Bewahrerinnen. Und dass er nach seiner kleinen Odyssee durch engagierte Liebhaber-Hände ins Dentalmuseum gelangt ist, macht ihn – als Studienobjekt dieser renommierten Forscherin – zum Zschadraß’schen Highlight. Bennion (1951–2018) widmete ihr Berufsleben der Geschichte der Medizin – als Gutachterin für das Auktionshaus Sotheby’s für den Bereich medizinische und zahnmedizinische Instrumente. In den Archiven der Welt sortierte sie das Material und hievte ihr Wissen in zwei kanonische Nachschlagewerke. 1979 erschien „Antique Medical Instruments“ bei der Sotheby’s Publication London – im selben Jahr die deutsche Ausgabe „Alte medizinische Instrumente“ im Parkland Verlag Stuttgart – und 1986 folgte „Antique Dental Instruments“ ebenda. Museumsdirektor Andreas Haesler gewichtet beide „aus eigener Erfahrung“ als Standardwerke, „sicherlich weltweit“. Auch dieses Werk wurde übersetzt und 1988 über den Deutschen Ärzte-Verlag herausgegeben von den (Dental-)Historikern Prof. Dr. Marielene Putscher und Dr. Ulrich Lohse. Der Umschlag verrät: „Alte zahnärztliche Instrumente gibt nicht nur einen Überblick über die unvergänglichen Zeugen zahnärztlichen Wirkens, sondern gleichsam auch eine Kulturgeschichte der Zahnheilkunde. Die oft zu Unrecht als Scharlatane verschrienen Zahnzieher vergangener zm115 Nr. 10, 16.05.2025, (822) BESTOF DENTALES ERBE TEIL 9 Präparat mit dem voll ausgebildeten Weisheitszahn kurz vorm Durchbruch, vermutlich im Kontext einer Ausstellung mit dem roten Pfeil markiert.

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