Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 10

50 | ZAHNMEDIZIN strumenten entfernt und die entstandene Kavität mit Glasionomerzement gefüllt wird. Diese Methode wurde ursprünglich für Regionen mit eingeschränktem Zugang zu zahnärztlicher Versorgung entwickelt [Frencken et al., 2012], da sie relativ einfach anzuwenden ist und keine elektrischen Geräte benötigt werden. ART wurde häufig bei älteren oder pflegebedürftigen Patienten, speziell in der aufsuchenden Versorgung sowie in der Kinderzahnheilkunde, eingesetzt, da sie eine schonendere Alternative zur konventionellen Kariesbehandlung darstellt. Auch für die Erfolge dieser Behandlungsoption bei Wurzelkaries gibt es wenig Evidenz. Eine systematische Übersichtsarbeit konnte nur drei geeignete klinische Studien identifizieren [Göstemeyer et al., 2019]. Dabei zeigte die Exkavation mit rotierenden Instrumenten und anschließender Versorgung mit kunststoffmodifizierten Glasionomerzementen gegenüber der ART etwas bessere Resultate mit Misserfolgsraten von acht gegenüber 16 Prozent. Allerdings lagen die Nachuntersuchungszeiten nur zwischen sechs und 24 Monaten. Welche Füllungsmaterialien? Zur Füllungstherapie von Wurzelkaries kommen Komposite sowie verschiedene Varianten von Glasionomerzementen zur Anwendung [Burrow and Stacey, 2017]. Bislang gibt es jedoch nur wenig Evidenz zur Wahl des Füllungsmaterials bei verschiedenen klinischen Fragestellungen und zu Erfolgsraten der verschiedenen Restaurationstechniken. Hauptgründe dafür sind, dass vielfach nur einfach zugängliche Klasse-V-Läsionen untersucht wurden oder die Lokalisationen der Läsionen nicht klar beschrieben und die Nachbeobachtungszeiten kurz sind. Eine aktuelle Übersichtsarbeit [Wen et al., 2025] hat die Erfolgsraten von Restaurationen mit verschiedenen Materialien bei Wurzelkaries und deren Einflussfaktoren untersucht, dabei wurden neun klinische Studien aus den Jahren 2005 bis 2022 einbezogen. Die Ergebnisse zeigen, dass bei Beobachtungsintervallen zwischen sechs und 24 Monaten nur geringe Unterschiede zwischen verschiedenen Glasionomeren und Kompositen bestehen. Die Erfolgsraten lagen nach zwölf Monaten Beobachtungszeit für Komposite mit 96,3 Prozent etwas höher als für Glasionomere (86,8 Prozent) und kunststoffmodifizierte Glasionomere (87,5 Prozent). Nach 24 Monaten zeigten sich jedoch keine signifikanten Unterschiede mehr (Komposite 81,3 Prozent, Glasionomere 76,9 Prozent und kunststoffmodifizierte Glasionomere 82,4 Prozent). Weitere Faktoren wie Behandlungsbedingungen (in-officeoder aufsuchend), Feuchtigkeitskontrolle (Watterollen oder zusätzliche Maßnahmen), Verwendung von Unterfüllungen oder unterschiedliche restaurative zm115 Nr. 10, 16.05.2025, (844) Prof. Dr. Nadine Schlüter Medizinische Hochschule Hannover, Zentrum Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventivzahnmedizin Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover Foto: Britt Schilling Dr. Katja Jung Poliklinik für Zahnerhaltungskunde, Sektion Kariologie, Medizinisches Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Philipps-Universität Marburg und Universitätsklinikum Gießen und Marburg Georg-Voigt-Str. 3, 35039 Marburg Foto: Sandra Burghausen Dr. Benedikt Luka Medizinische Hochschule Hannover, Zentrum Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventivzahnmedizin Carl-Neuberg-Str. 1, 30625 Hannover Foto: Nico Herzog n 1982–1987: Studium der Zahnmedizin an der PhilippsUniversität Marburg n 1988–1992: Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Abteilung für Zahnerhaltungskunde, Medizinisches Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Philipps-Universität Marburg n 1992: Promotion, PhilippsUniversität Marburg n 1992–2022: Oberärztin, Poliklinik für Zahnerhaltungskunde und Präventive Zahnheilkunde, Medizinisches Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Justus-Liebig-Universität Gießen n 2003: Habilitation, JustusLiebig-Universität Gießen n 2008: apl. Professur, JustusLiebig-Universität Gießen n seit 2022: Leitung Sektion Kariologie, Poliklinik für Zahnerhaltung, Medizinisches Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der PhilippsUniversität Marburg n seit 2022: Professur Kariologie des Alterns, Philipps-Universität Marburg Forschungsschwerpunkte: Prävention und nicht-invasive Therapie von Zahnhartsubstanzerkrankungen, Beobachtungs- und Interventionsstudien zum Mundhygieneverhalten, Plaquemonitoring Prof. Dr. Carolina Ganß Poliklinik für Zahnerhaltungskunde, Sektion Kariologie, Medizinisches Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Philipps-Universität Marburg und Universitätsklinikum Gießen und Marburg Georg-Voigt-Str. 3, 35039 Marburg ganss@staff.uni-marburg.de Foto: Jan Bosch

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