56 | POLITIK WEIẞBUCH ZUR MUNDGESUNDHEIT Jedes fünfte Grundschulkind in Spanien hat oft Zahnschmerzen Sonríe más, preocúpate menos: Lächle mehr, sorge dich weniger! Diese Lebensweisheit ist für die kleinen Spanierinnen und Spanier leider oft keine Option: Ein Drittel der Grundschüler leidet unter Milchzahnkaries, rund 35 Prozent der Erstklässler haben noch nie einen Zahnarzt gesehen. Die spanische Zahnärztekammer (Consejo General de Colegios de Odontólogos y Estomatólogos de España) und die Fundación Dental Española (FDE) haben ein Weißbuch zur Mundgesundheit von Kindern in Spanien veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass jedes dritte Grundschulkind mindestens eine Läsion im Milchzahngebiss aufweist. Nur drei von zehn Karieserkrankungen an Milchzähnen werden behandelt und 35 Prozent der Sechsjährigen waren noch nie beim Zahnarzt. Zudem leidet jedes fünfte Grundschulkind häufig unter Zahnschmerzen. Zahnputzverhalten Die Analyse zeigt auch, dass die Mundhygiene der Grundschulkinder alles andere als optimal ist: Insgesamt putzen nur 50 bis 60 Prozent mindestens zweimal am Tag ihre Zähne. Doch nicht nur die Häufigkeit ist unzureichend, auch die Dauer: So verbringen nur vier von zehn Grundschulkindern zwei Minuten mit dem Zähneputzen. Dabei steht die Handzahnbürste an erster Stelle, die von 61 Prozent der Kinder bevorzugt wird. Aber obwohl die Eltern insgesamt recht gut darüber Bescheid wissen, wieviel Zahnpasta auf den Bürstenkopf kommt, verwenden zwei von zehn Kindern je nach Altersgruppe weiterhin zu viel davon, nämlich eine Menge über die gesamte Länge des Bürstenkopfs. Außerdem wird nur die Hälfte der Kinder unter sieben Jahren beim Putzen von ihren Eltern beaufsichtigt. Ernährungsgewohnheiten Auch die Ernährungsgewohnheiten sollten überprüft werden, da jedes zweite Grundschulkind regelmäßig Süßigkeiten isst, zwei von zehn Kindern trinken zudem oft süße Limonaden. „Konkret ist in unserem Land derzeit eins von sechs Kindern fettleibig“, konstatieren die Wissenschaftler: Offiziellen Zahlen zufolge sind zwei von tausend Kindern in Spanien an Diabetes erkrankt. Häufigkeit der Zahnarztbesuche Der erste Zahnarztbesuch wird empfohlen, wenn das Kind ein Jahr alt ist. Die Daten in diesem Weißbuch zeigen jedoch, dass selbst im Alter von sechs Jahren 22 Prozent der Kinder noch nie beim Zahnarzt waren. „Positiv und ermutigend ist, dass zwischen 70 und 90 Prozent der Kinder im letzten Jahr einen Zahnarzt besucht haben“, schreiben die Forschenden. Daten aus der Mundgesundheitserhebung 2020 zeigten, dass 80 Prozent der Kinder 2024 beim Zahnarzt waren. Bei den Zwei- bis Sechsjährigen war 2024 nur knapp ein Drittel im vorangegangenen Jahr bei einer zahnärztlichen Untersuchung, während es bei den Sieben- bis Zehnjährigen 87 Prozent waren. In Spanien werden 98 Prozent der zahnärztlichen Kosten vom Patienten selbst getragen, bei Kindern erfolgt die Finanzierung trotz zahlreicher Einschränkungen indes über öffentliche Programme. „Dies und die Tatsache, dass die Eltern der Gesundheit ihrer Kinder bekanntermaßen Vorrang einräumen, könnte die größere Nachfrage nach Zahnbehandlungen in der Kinderbevölkerung erklären“, vermuten die Autorinnen und Autoren. Karies und Zahnschmerzen In der Altersgruppe der Sechsjährigen hat oder hatte eines von vier Kindern Karies (behandelt oder unbehandelt). Daten aus der Erhebung zur Mundgesundheit in Spanien von 2020, die auf klinischen Untersuchungen durch zm115 Nr. 10, 16.05.2025, (850) KINDERSPIEL-WORKSHOP ZUR MUNDGESUNDHEIT Die spanische Zahnärztekammer und die Stiftung für Zahngesundheit (FDE) haben im März und im April 2024 einen Workshop zur MundgesundheitsErziehung für Grundschulkinder entwickelt. Durchgeführt wurde die Aktion von 25 Zahnärztekammern, 153 über das gesamte Land verteilte Grundschulen beteiligten sich an der Kampagne. Von den 5.975 Schülern, die daran teilnahmen, flossen Informationen von 3.860 Kindern in das Weißbuch. Die pädagogischen Kits sind für Kinder ab fünf Jahren gedacht und sollen die Mundgesundheit durch spielerische Aktivitäten in den Schulen abbilden und fördern. Spiele wurden somit als Schlüsselelement für das Lehren und Lernen eingesetzt. In dem Zusammenhang füllten die Eltern auch eine Umfrage zur Putzroutine ihrer Kinder aus. Gefragt wurde nach den Hygienegewohnheiten (Häufigkeit des Zähneputzens, Zeit, Art des Zähneputzens, Menge der Zahnpasta, Aufsicht), den Ernährungsgewohnheiten, der Häufigkeit der Zahnarztbesuche, Zahnschmerzen und der oralen Lebensqualität.
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