Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 10

ZAHNMEDIZIN | 67 bemitPusexkaviertwerden.Erstereswar gut vereinbar mit einer Pilzinfektion. Bei der Wurzelspitzenresektion waren intraoperativ keine Pilzanteile sichtbar. In der histopathologischen Untersuchung zeigte sich ein tumorbildendes Pilzproliferat aus Mycelien mit chronisch granulozytärer Sinusitis und Osteomyelitis. Die mikrobiologische Untersuchung ergab den Nachweis von Lomentospora prolificans (Abbildung 2). Zum Ausschluss eines disseminierten Pilzbefalls wurden in der MRT-Bildgebung vom Schädel und der computertomografischen Untersuchung vom Thorax und Abdomen sanierungsbedürftige Filiae ausgeschlossen. Die konsiliarisch durchgeführte augenärztliche Untersuchung ergab keinen Hinweis auf eine intraokulare Beteiligung. Der weitere postoperative Verlauf gestaltete sich komplikationslos mit stadiengerechter Wundheilung (Abbildung3). In enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Innere Medizin/Klinische Infektiologie am Universitätsklinikum Köln begannen wir eine antimykotische Therapie mit Voriconazol 200 Milligramm (1-0-1) und Terbinafin 250 Milligramm (1-0-1) per os. Im Rahmen der Weiterbehandlung wurde bei nachgewiesener Resistenz für Voriconazol sowie weitere Antimykotika ein individueller Heilversuch mit Fosmanogepix eingeleitet. Ein Kontroll-CT im Abstand von acht Wochen zeigte ein gutes Ansprechverhalten ohne erneute Beschwerden. Diskussion Die Inzidenz von invasiven Mykosen nimmt weltweit zu, daran sterben pro Jahr rund 2,5 Millionen Menschen [Denning, 2024]. Näherungsweise erkranken jährlich über zehn Prozent aller Deutschen an Pilzinfektionen [Ruhnke et al., 2015]. Dabei überwiegen oberflächliche Haut- und Nagelmykosen. Erstmals wurden AspergillusInfektionen am Ende des 19. Jahrhunderts nachgewiesen [Schubert, 1885]. Neben der Aspergillose zählen inzwischen die Candidose und die Mukormykose zu den häufigsten fakultativ pathogenen Pilzen. Durch die bildgebenden Verfahren gelingt es häufiger, Mykosen der Nasennebenhöhlen zu erkennen und damit auch seltene Mykosen wie Lomentospora prolificans zu bestimmen. Mitte der 1980er Jahre wurde Lomentospora prolificans das erste Mal bei einer Osteomyelitis nachgewiesen [Malloch und Salkin, 1985]. Hierbei handelt es sich um eine ubiquitär vorkommende Schimmelpilzart, die hauptsächlich im Erdreich und in Gewässern vorkommt. Lomentospora prolificans ist ein opportunistischer Erreger, der bei immunsupprimierten und immunkompetenten Menschen und Tieren eine Vielzahl von Infektionen verursacht [Cortez et al., 2008]. Durch die Inhalation von Sporen gelangen die Erreger häufig in die Nase. Als Verletzungsmykose können sie auch durch traumatische Inokulation von infektiösem Material auftreten. Im zahnmedizinischen Praxisalltag können Mund-Antrum-Verbindungen infolge von endodontischen und dentoalveolären Eingriffen eine mögliche Eintrittspforte für invasive Pilzerreger darstellen. Bei der Patientin ergab der histopathologische Befund der Wurzelspitzenresektion keinen Pilznachweis. EineodontogeneUrsachekonnteindiesem Fall somit ausgeschlossen werden. Die klinische Symptomatik ist oft unspezifisch und kann einen asymptomatischen Verlauf bis zu einer Palpationsund Perkussionsempfindlichkeit der Nasenebenhöhlen mit Behinderung der Nasenatmung und Rhinorrhoe umfassen. Weitere Hinweise auf eine invasive Pilzinfektion können in konventionellen Röntgenaufnahmen wie der Panoramaschichtaufnahme oder in der digitalen Volumentomografie sichtbar werden. Häufig liegt eine punktförmige, metalldichte Opazität in der Kieferhöhle vor, wobei typischerweise nur eine Kieferhöhle betroffenist. Neben der Pathogenität der Schimmelpilzerreger ist für die Ausdehnung der mykotischen Infektion der Immunstatus des Patienten von Bedeutung. Der Schweregrad der Infektion reicht von leichten lokalen Infektionen bis hin zu schweren disseminierten Fällen. Im vorliegenden Fall lag bei einer immunkompetenten Patientin eine lokal destruktive Ausbreitung der mykotischen Infektion mit Infiltration benachbarter Nasennebenhöhlen und Orbita vor. zm115 Nr. 10, 16.05.2025, (861) Abb. 2: Nachweis von Lomentospora prolificans auf einer Agarplatte Fotos: Klinikum Dortmund Abb. 3: abgeschlossene Wundheilung zwei Wochen postoperativ

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=