Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 10

zm115 Nr. 10, 16.05.2025, (862) 68 | ZAHNMEDIZIN Eine invasive Mykose der Keilbeinhöhle mit Infiltration der Orbita durch Lomentospora prolificans kann auch bei einem immunkompetenten Patienten zu Gesichtsfeldausfällen mit Motilitätseinschränkungen des Bulbus führen [Kakuno et al., 2023]. Invasive Schimmelpilzinfektionen sind bei malignen hämatologischen Erkrankungen und bei Patienten mit Stammzelltransplantation mit einer hohen Morbiditäts- und Mortalitätsrate verbunden [Blyth et al., 2014]. Lomentospora prolificans induzierte Mykosen mit disseminiertem Befall haben eine Mortalitätsrate von mehr als 77 Prozent [Jenks et al., 2020]. Die Therapie einer invasiven Mykose im Bereich der Nasennebenhöhlen ist abhängig von der klinischen Verlaufsform und setzt sich aus einem abgestuften medikamentösen und chirurgischen Behandlungsschema zusammen. Die chirurgische Behandlung besteht naturgemäß in einer vollständigen Ausräumung der veränderten Schleimhaut und des infiltrierten Knochens. Im vorliegenden Fall fand bei ausgedehnter ossärer Destruktion mit Infiltration von knöchernen Nachbarstrukturen und umliegendem Weichgewebe eine selektive Ausräumung des erkrankten Gewebes statt. Gleichzeitig ist eine intensive medikamentöse Behandlung mittels Antimykotika erforderlich. Für eine erfolgreiche Therapie stellt dabei die intrinsische Resistenz von Lomentospora prolificians gegen fast alle derzeit verfügbaren und zugelassenen Antimykotika ein großes Problem dar [Lackner et al., 2014]. Die antimykotische Therapie der Patientin wurde deshalb mit Fosmanogepix fortgeführt. Fosmanogepix ist ein neuartiges Antimykotikum, das in einer Phase IIStudie getestet wurde und zur Behandlung von invasiven Mykosen durch Candida, Aspergillus und seltenen Schimmelpilzen eingesetzt wird [Shaw und Ibrahim, 2020]. Im Rahmen der Nachsorge müssen Ansprechen und Dauer der antimykotischen Therapie engmaschig klinisch und radiologisch überprüft werden. n FAZIT FÜR DIE PRAXIS n Lomentospora prolificans ist ein opportunistischer Erreger einer invasiven Mykose der Nasennebenhöhlen, die bei disseminierter Ausbreitung aufgrund multipler Antimykotika-Resistenzen eine hohe Mortalität aufweist. n Im zahnärztlichen Röntgen kann eine einseitige metalldichte Opazität innerhalb der Kieferhöhle hinweisgebend für eine Pilzinfektion sein. n Die Therapie soll interdisziplinär erfolgen und setzt sich aus einem medikamentösen und chirurgischen Behandlungsschema zusammen. n Engmaschige klinische und radiologische Verlaufskontrollen sind zur Beurteilung der Dauer von Antimykotika zwingend indiziert. Dr. med. Hüseyin Şahin Klink für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Klinikum Dortmund gGmbH Münsterstr. 240, 44145 Dortmund Foto: Privat Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Stefan Haßfeld Klink für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Klinikum Dortmund gGmbH Münsterstr. 240, 44145 Dortmund Foto: Klinikum Dortmund gGmbH Dr. med. Christian Ullrich Klink für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Klinikum Dortmund gGmbH Münsterstr. 240, 44145 Dortmund Foto: Klinikum Dortmund gGmbH PD Dr. med. Dr. med. dent. Ákos Bicsák Klink für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Klinikum Dortmund gGmbH Münsterstr. 240, 44145 Dortmund Foto: Klinikum Dortmund gGmbH Dr. med. Dr. med. dent. Christian Sömmer Klink für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Klinikum Dortmund gGmbH Münsterstr. 240, 44145 Dortmund Foto: Klinikum Dortmund gGmbH PD Dr. med. Dr. med. dent. Lars Bonitz Klink für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Klinikum Dortmund gGmbH Münsterstr. 240, 44145 Dortmund Foto: Privat

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=