ZAHNMEDIZIN | 25 Sondieren (BOP), Full-Mouth Plaque Score (FMPS) und Full-Mouth Bleeding Score (FMBS) zu Baseline, nach drei und sechs Monaten gemessen. Röntgenologische Parameter zu Baseline und nach sechs Monaten waren die Defektfüllung (DF) und der röntgenologische Defektwinkel (RDA). Ergebnisse Von den 42 eingeschlossenen Patienten beendeten 38 die Studie. Beide Gruppen zeigten statistisch signifikante Verbesserungen in Bezug auf die Reduktion der Sondierungstiefe, den Gewinn an klinischem Attachment und die Reduktion des Sondierungsblutens. Nach drei Monaten zeigte die Testgruppe eine signifikant stärkere Reduktion der Sondierungstiefen und höheren klinischen Attachmentgewinn im Vergleich zur Kontrollgruppe – dieser Unterschied blieb jedoch nach sechs Monaten nicht bestehen. Die Gingivarezession blieb zwischen den Gruppen unverändert, was darauf hinweist, dass keine der beiden Behandlungen zu nennenswerten Veränderungen des Weichgewebes führte. Die radiologische Auswertung zeigte nach sechs Monaten eine stärkere Defektfüllung in der Testgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe, während sich der radiologische Defektwinkel zwischen den Gruppen nicht signifikant unterschied. Während der Studie wurden keine Nebenwirkungen oder Komplikationen dokumentiert. Ein höherer Prozentsatz an Stellen erreichte in der Testgruppe nach drei Monaten einen Taschenverschluss (ST≤4 mm) im Vergleich zur Kontrollgruppe (84,2 Prozent vs. 10,5 Prozent), dieser Vorteil nahm jedoch nach sechs Monaten ab (78,9 Prozent vs. 63,1 Prozent). Insgesamt führten beide Behandlungsprotokolle zu klinisch und radiologisch relevanten Verbesserungen, wobei die adjuvante Applikation von xHyA-Gel zu Beginn einen Vorteil zeigte, der sich im Zeitverlauf abschwächte. Diskussion Die sechsmonatige Nachbeobachtungszeit der Studie schränkt die Möglichkeit ein, die langfristigen Ergebnisse zu bewerten. Da es sich um eine Studie an einem einzigen Zentrum handelte, sind die Ergebnisse möglicherweise nicht verallgemeinerbar. Die Stichprobengröße war zwar angemessen, aber dennoch relativ klein, was die Erkennung feiner Unterschiede zwischen den Gruppen einschränken könnte. Idealerweise wäre in der Kontrollgruppe ein Placebo-Gel verwendet worden, um Behandler und Patienten hinsichtlich der Gruppenzugehörigkeit zu verblinden. Das Fehlen von Patientenangaben (Patient-reported outcomes = PROs) wie zum Beispiel zu Schmerzempfinden und mundgesundheitsbezogener Lebensqualität bedeutet, dass subjektive Erfahrungen bei der Bewertung nicht berücksichtigt werden konnten. Bedeutung für die Praxis Die Ergebnisse dieser Studie deuten darauf hin, dass MINST ein wirksamer nicht-chirurgischer Ansatz zur Behandlung moderater intraossärer Defekte ist, der zu signifikanten klinischen und röntgenologischen Verbesserungen führen kann. Die zusätzliche Verwendung von xHyA-Gel verbesserte die frühe Heilung und führte zu besseren Ergebnissen nach drei Monaten; diese Vorteile waren jedoch nach sechs Monaten statistisch nicht mehr signifikant. Während xHyA-Gel die anfängliche Gewebeheilung offenbar beschleunigen kann, sind seine eventuellen langfristigen Vorteile gegenüber MINST allein noch ungeklärt. Weitere Untersuchungen mit längeren Nachbeobachtungszeiträumen sind erforderlich, um festzustellen, ob xHyA zu nachhaltigen regenerativen Ergebnissen beiträgt. Kliniker können den Einsatz von xHyA in Fällen in Betracht ziehen, in denen eine schnellere anfängliche Heilung wünschenswert ist, aber seine routinemäßige Anwendung bei intraossären Defekten erfordert eine weitere Prüfung. Diese Studie unterstützt MINST als praktikable Behandlung für moderate intraossäre Defekte (ST ≥ 5 mm mit einer intraossären Komponente von ≥ 2 mm) und bietet ein kurzfristig günstiges Behandlungsergebnis. Die zusätzliche Verwendung von xHyA kann in Fällen, die eine beschleunigte Heilung erfordern, von Vorteil sein; die langfristigen klinischen Vorteile sind jedoch unklar. n Die Studie: Iorio-Siciliano V, Blasi A, Mauriello L, Salvi GE, Ramaglia L, Sculean A. Non-Surgical Treatment of Moderate Periodontal Intrabony Defects With Adjunctive Cross-Linked Hyaluronic Acid: A Single-Blinded Randomized Controlled Clinical Trial. J Clin Periodontol. 2025 Feb;52(2):310-322. doi: 10.1111/jcpe.14078. zm115 Nr. 11, 01.06.2025, (911) AUS DER WISSENSCHAFT In dieser Rubrik berichten die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats der zm regelmäßig über interessante wissenschaftliche Studien und aktuelle Fragestellungen aus der nationalen und internationalen Forschung. Die wissenschaftliche Beirat der zm besteht aus folgenden Mitgliedern: Univ.-Prof. (a.D.) Dr. Elmar Hellwig, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (bis 31.12.2023) Univ.-Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Universität Bonn Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer, Charité – Universitätsmedizin Berlin Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, Universitätsmedizin Mainz Univ.-Prof. Dr. med. dent. Dr. med. Søren Jepsen, MS Direktor der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsklinikum Bonn Welschnonnenstr. 17, 53111 Bonn Foto: privat
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