POLITIK | 27 rückzunehmen. Derzeit werden schätzungsweise 200 Millionen US-Amerikaner – etwa zwei Drittel der Bevölkerung – mit fluoridiertem Wasser versorgt, aber etliche Staaten arbeiten bereits an einem Stopp. So unterzeichnete Floridas republikanische Gouverneur Ron DeSantis am 15. Mai ein Gesetz, das die Beigabe von Fluorid zum Leitungswasser untersagt. Damit ist Florida nach Utah der zweite Bundesstaat in den USA, der ein solches Verbot umsetzt. In Florida gilt die Regelung ab dem 1. Juli, in Utah schon seit dem 7. Mai. Kariesprävention gilt jetzt als Zwangsmedikation DeSantis unterschrieb das Gesetz bei einer öffentlichen Veranstaltung in Dade City, Florida, allen Bedenken seitens Zahnärzteverbänden und öffentlichen Gesundheitseinrichtungen zum Trotz. „Ja, Fluorid für die Zähne zu verwenden, ist in Ordnung, aber es in der Wasserversorgung vorzuschreiben, ist im Grunde Zwangsmedikation für die Menschen“, sagte DeSantis. Unterstützt wurde er von dem Gesundheitsminister Joseph Ladapo. Ladapo stand während der Pandemie landesweit in der Kritik, weil er sich gegen die COVID19-Impfpflicht gestellt hatte. Ein Veto von Bürgermeisterin Daniella Levine Cava gegen die Pläne wurde im Vorfeld von den County-Bezirksräten überstimmt. 79 Jahre währte die wissenschaftliche Erkenntnis, dass „die Fluoridierung des Wassers DIE wirksamste, sicherste und kostengünstigste Maßnahme der öffentlichen Gesundheit zur Vorbeugung und Behandlung von Karies“ ist, hält die Florida Dental Association (FDA) auf ihrer Website fest. Der gestern noch über alle Zweifel erhabene Standard für die Kariesprävention gilt heute also als Zwangsmedikation. So wie hier ging auch in Utah der Protest gegen das Verbot unter. Die republikanische Abgeordnete Stephanie Gricius, die den Gesetzentwurf eingebracht hat, hatte ähnlich wie DeSantis argumentiert: Ja, sie bestreite nicht, dass Fluorid gewisse Vorteile haben könne, sei aber der Meinung, dass die Regierung den Menschen Fluorid nicht ohne ihre informierte Zustimmung verabreichen sollte. Die Utah Dental Association (UDA) hatte daraufhin die Bedeutung von Fluorid für die Mundgesundheit – insbesondere für Kinder und andere vulnerable Bevölkerungsgruppen – noch einmal öffentlich herausgestellt. „Wir wollen, dass jeder die Vorteile von Fluorid kennt, auch wenn sein Wasser nicht fluoridiert wird“, hatte UDA-Präsident Dr. Rodney Thornell klargemacht. Fluorid nur noch auf Rezept Aber ohne Erfolg: Ungeachtet des Widerstands von Zahnärzten, Ärzten und und Gesundheitsfachleuten wurde der Gesetzentwurf am 27. März von Utahs republikanischem Gouverneur Spencer Cox unterzeichnet. Das Gesetz HB81 verbietet es Landkreisen und Gemeinden seit dem 7. Mai, das öffentliche Trinkwasser zu fluoridieren. Es erlaubt Apothekern jedoch, bedürftigen Einwohnern Utahs Fluoridpräparate ohne Rezept eines Zahnarztes oder Arztes zu verschreiben. RFK Jr. lobte Utah schließlich dafür, dass es der erste Staat sei, der ein solches Verbot erlassen habe. Zuvor versorgten 25 Wassersysteme in den Landkreisen Davis und Salt Lake sowie in Brigham City rund 1,6 Millionen Menschen mit Fluorid. Brigham City setzte dem Wasser Fluorid seit den 1960er Jahren zu, Davis County seit 1999 und Salt Lake County seit 2003. Nach Angaben der CDC lag Utah im Jahr 2022im Ranking der Bundesstaaten mit Trinkwasser-Fluoridierung auf Platz 44 in den USA. Von den 484 Wasserversorgungssystemen in Utah, die Daten an die Behörde meldeten, wurde Fluorid nur in 66 zugesetzt. Dazu gehörte auch Salt Lake City, die Hauptstadt des Bundesstaates und größte Metropolregion Utahs. Die UDA forderte die Einwohner von Utah nun dringend auf, sich zu informieren, ihre Zahnärzte zu konsultieren und proaktiv Maßnahmen zum Erhalt ihrer Mundgesundheit zu ergreifen. Auch das Utah Department of Health and Human Services (DHHS) gibt den Bürgern auf seiner Seite Tipps, zm115 Nr. 11, 01.06.2025, (913) DIE NEUE GENERALÄRZTIN BRINGT „GOOD ENERGY“ FÜR KENNEDY Mitte Mai nominierte Donald Trump überraschend die Verschwörungstheoretikerin Casey Means als „Surgeon General“. Der oberste Mediziner des Landes klärt die USÖffentlichkeit regelmäßig über medizinische Erkenntnisse auf und warnt vor gesundheitlichen Risiken. Und das könnte im Fall von Means dramatische Folgen haben. Die heute 37-Jährige brach 2019 ihre Facharztausbildung an der Universität Stanford ab – nach eigenen Angaben, weil sie erkannt habe, dass die US-Bevölkerung absichtlich krank gehalten werde, damit sie von den Pharma-Riesen ausgebeutet werden könne. Noch im selben Jahr gründete sie ein Health-Tech-Unternehmen namens Levels, das Geräte für eine kontinuierliche Blutzuckermessung für den Heimgebrauch vertreibt. Means preist ihre Produkte gegenüber ihren 800.000 Instagram-Followern immer wieder als ultimatives Gesundheitsgadget an, nicht nur für Menschen mit Diabetes. Vielleicht ist es Zufall, dass Robert Kennedy Jr. vergangenen Monat vorschlug, die US-Regierung solle im Kampf gegen die Adipositasepidemie im Land die Kosten für solche Geräte für bestimmte Patientengruppen übernehmen, anstatt Arzneimittel zur Gewichtsreduzierung zu finanzieren. Gemeinsam mit ihrem Bruder veröffentlichte Means 2024 ein Buch mit dem Titel „Good Energy“, in dem sie beschreibt, dass schlechte Ernährung und sitzenden Lebensweise „schlechte Energie“ produzieren, die wiederum Ursache für eine Vielzahl chronischer Krankheiten sei. Nach Means Darstellung sind rund 90 Prozent aller Todesfälle in den USA vermeidbar, wenn diese zugrundeliegenden Stoffwechselprobleme durch „Gute Energie“ gelöst werden.
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