TITEL | 33 und Kollegen aus der EU und Drittstaaten in besonderem Maße – brauchen das Gefühl, dass sie betreut werden, auch in den Pausen. Das heißt: Man sollte viel miteinander sprechen und Interesse füreinander zeigen.“ Für die erste Woche der Einarbeitung empfiehlt Süßbier, dass die Neuen erst einmal nur mitlaufen. Dabei ist wichtig: „Es sollte einen Paten oder eine Patin geben, der oder die ständig ansprechbar ist und sie begleitet.“ Nach ein bis zwei Wochen könne man dann nach und nach mit der Integration in die Praxisabläufe beginnen. Geeignete Aufgaben für den Anfang seien beispielsweise das Umsetzen der hygienischen Standards und das Vorbereiten der Instrumente. Ist es ein Match für die Praxis? Süßbier rät Praxen, beim Onboarding von Fachkräften aus dem Ausland mit Checklisten zu arbeiten: „Die gibt es zu allen Themen: von der Bedienung des Steris bis hin zur Vorbereitung des Behandlungsraums. Es schadet nicht, relevante Checklisten in die Muttersprache der neuen Kolleginnen und Kollegen zu übersetzen.“ Bei Zahn|Mund|Kiefer sind diese Informationen in der praxisinternen App hinterlegt. Den bürokratischen Aufwand, Mitarbeitende aus dem Ausland einzustellen, stuft die Personalbeauftragte bei Zahn|Mund|Kiefer, Jennifer Hürter, inzwischen als überschaubar ein. „Vieles müssen die Fachkräfte selbst organisieren, bevor sie überhaupt nach Deutschland einreisen und sich bewerben dürfen. Das gilt vor allen Dingen für Einreisen aus Drittstaaten“, sagt sie. Als Praxis gewinne man sehr schnell Routine bei den Verwaltungsaspekten und kenne bald die relevanten Ansprechpartner in Kammer und Verwaltung. Kolleginnen und Kollegen ermutigt sie, Bewerbungen aus anderen EU-Ländern und darüber hinaus zu berücksichtigen. Hilfreich könne es sein, den Austausch mit Praxen aus der Region zu suchen, die schon Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt haben. Außerdem hat sie diesen Tipp: Besonders aufmerksam sollten Praxen prüfen, ob der Bewerber oder die Bewerberin ein Match für das Team ist. „Uns hilft es, die Person bei uns hospitieren zu lassen. Das würde ich immer empfehlen, wenn es auf lange Sicht funktionieren soll“, sagt Hürter. Dazu rät auch Liane Adler. Sie leitet bei Dentoglobal den Bereich Recruiting und Support. Arbeitgeber sollten immer danach fragen, wie Bewerberinnen und Bewerber sich ihr Leben in Deutschland vorstellen. „Diesen Faktor beziehen wir beim Recruiting mit ein. Wir fragen zum Beispiel, was den Fachkräften an ihrem Wohnort wichtig ist. Wenn diese Vorstellungen nicht zum Standort der suchenden Praxis passen, bringen wir die beiden Parteien gar nicht erst in Kontakt miteinander, denn womöglich würde die Fachkraft gar nicht lange dortbleiben.“ Ein weiterer Faktor, den man beachten sollte: Für eine gute Zusammenarbeit ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, wo die Person vorher beruflich stand. Der Start in Deutschland bedeutet nämlich für viele Fachkräfte einen Schritt zurück in ihrer Laufbahn. Das gilt vor allen Dingen für Zahnärztinnen und Zahnärzte. Arian Moshreffar, der im Februar 2024 aus dem Iran nach Deutschland gekommen ist, führte in seiner Heimat neun Jahre lang eine eigene Praxis für Implantologie und ästhetische Zahnmedizin. Bis zu seiner Kenntnisprüfung, die in diesem Jahr stattfinden soll, arbeitet der 35-Jährige jedoch zunächst als Assistent bei Zahn|Mund|Kiefer. Für ihn sei es nicht immer leicht, Geduld und Zuversicht zu bewahren, räumt Moshreffar ein. „Mir hilft es deshalb sehr, dass das Team sich dieser emotionalen Belastung bewusst ist. An meinem ersten Tag hat Dr. Dortmann zu mir gesagt: ‚Ich weiß, dass du Zahnarzt warst. Ich weiß, dass du bei uns in der Praxis erst einmal Arbeiten erledigen musst, die unter deinen Fähigkeiten liegen und dass das am Selbstbewusstsein kratzt.‘ Da war mir klar, dass er mich versteht, und es fiel mir leichter, mich auf die Situation einzulassen.“ Dortmann hält es für wichtig, die Diskrepanz zwischen den Kompetenzen im Heimatland und dem anfänglichen Arbeitsalltag in Deutschland direkt am Anfang der Beschäftigung zum Thema zu machen: „Man sollte die persönlich sehr herausfordernde Situation, zm115 Nr. 11, 01.06.2025, (919) Dr. Dominik Dortmann (links) und sein Co-Inhaber Djuza Bulatovic (rechts) mit Arian Moshreffar (2.v.l.) und Mohamad Hmedat (2.v.r.). Fotos: Zahn|Mund|Kiefer, imaginando – stock.adobe.com
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