34 | TITEL in der sich die Fachkräfte befinden, zum einen anerkennen und ihnen außerdem zu jedem Zeitpunkt eine klare Perspektive vermitteln, wo sie aktuell stehen und was ihre nächsten Entwicklungsschritte in der Praxis sind.“ Die Jahre des Wartens hat auch Zahnarzt Hmedat, der im Dezember 2024 seine Kenntnisprüfung bestanden hat, noch gut vor Augen. Am Stuhl assistieren, absaugen, Abdrücke machen, so habe es bei Zahn|Mund|Kiefer für ihn angefangen. „Aber ich habe schnell gemerkt, dass ich Schritt für Schritt aufgebaut wurde“, blickt er zurück. Auch in anderer Hinsicht empfiehlt es sich aus seiner Sicht für Chefinnen, Chefs und die Stammbelegschaft, ab und an die Perspektive der nicht aus Deutschland stammenden Teammitglieder einzunehmen. „Man kommt hier als ausgebildeter Zahnarzt an und kann eigentlich alles machen. Aber die neue Atmosphäre schüchtert einen ein, gleichzeitig möchte man sich beweisen“, beschreibt er die Herausforderung. „Weil mir hier Vertrauen entgegengebracht wurde, konnte ich mich entspannen und unbefangen lernen.“ Dienstags ist Team-Lunch Wie alles funktioniert aus Erfahrung von Praxisinhaber Dortmann auch die Integration der Mitarbeitenden aus anderen EU- oder Drittstaaten besser, wenn die Stimmung in der Mannschaft gut ist. Auf Teambuilding legt die Praxis daher großen Wert. Regelmäßig unternimmt die Belegschaft Ausflüge. Dienstags findet immer ein Team-Lunch statt, die Pausenzeit wird den Angestellten nicht abgezogen. Zum Selbstverständnis der Praxisbetreiber gehört auch Familienfreundlichkeit. Zeitweise gab es eine betriebseigene Kita und immer noch können die Angestellten ihre Kinder bei einem Betreuungsengpass mitbringen. Die Personalräume sind entsprechend ausgestattet – große Küche, Kicker und Spielsachen inklusive. „Ein familiäres Miteinander ist uns wichtig, weil wir sehr viel Zeit zusammen verbringen“, erklärt Dortmann. „Von der kollegialen Atmosphäre profitieren auch unsere zugewanderten Mitarbeiter.“ Für Jennifer Hürter hat die Zeit, die das Team miteinander verbringt, noch weitere Vorteile. Wenn es Gelegenheit für Gespräche gibt, lernen alle etwas über den kulturellen Hintergrund der Anderen. Gerade Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland könnten sich so mit den gesellschaftlichen Gepflogenheiten in Deutschland viel schneller vertraut machen. Andersherum sei es hilfreich, auf diese Weise mehr über das Herkunftsland der neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erfahren. „Wir treiben diesen Austausch aktiv voran und nutzen unsere regelmäßigen internen Team-Sitzungen, um uns beispielsweise von den Kollegen erzählen zu lassen, was im Fastenmonat Ramadan passiert und was ihnen in dieser Zeit wichtig ist“, sagt Hürter. Viel Kontakt hilft Hürter zufolge zudem dabei einzuschätzen, welche individuelle Förderung die zugewanderten Mitarbeiter brauchen. Das können Sprachkurse sein oder der Wechsel des Einsatzorts. „Wenn jemand eher schüchtern ist, setze ich ihn oder sie nicht in unserer großen Praxis ein, sondern in einer der kleineren, wo man sich nicht so schnell verloren fühlt.“ Die Sorgfalt, mit der das Team von Zahn|Mund|Kiefer Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland einarbeitet, wird auch außerhalb der Praxis positiv wahrgenommen. Im Dezember 2024 belegte die Praxis bei einem Wettbewerb des Landkreises in der Kategorie der Unternehmen mit 21 bis 100 Beschäftigten den ersten Platz – unter anderem, wie es in der Begründung heißt, für die ausgezeichnete Integration ausländischer Fachkräfte. sth zm115 Nr. 11, 01.06.2025, (920) ZAHNÄRZTEKAMMER SACHSEN INFORMIERT: SO VERLÄUFT DER BERUFSANERKENNUNGSPROZESS Zahnärztinnen und Zahnärzte mit einer Approbation aus Drittstaaten in Deutschland zu integrieren, ist bürokratischer Aufwand. Um den Prozess zu erleichtern, hat die Landeszahnärztekammer Sachsen (LZKS) sich etwas einfallen lassen: In einem Ablaufdiagramm (siehe Seite 35) stellt sie Schritt für Schritt den Berufsanerkennungsprozess dar, den Fachkräfte aus dem Ausland in Sachsen durchlaufen müssen. Die LZKS hofft, dass Niedergelassene mithilfe des neuen Ablaufdiagramms Berührungsängste im Zusammenhang mit dem Anerkennungsprozess abbauen. Auch für interessierte Zahnmedizinerinnen und -mediziner aus dem Ausland kann es als Orientierungshilfe dienen. Anne Hesse, Ressortleiterin Öffentlichkeitsarbeit/Prävention von der LZKS: „Die Grafik zeigt auf einen Blick, welche Schritte vor der Berufsanerkennung liegen – und kann Zahnärztinnen und Zahnärzten, die diesen Weg gehen, unterstützen.“ Eine gute gemeinsame Zeit stärkt den Zusammenhalt im Team, findet Praxischef Dominik Dortmann. Beim wöchentlichen Team-Lunch kocht er deshalb regelmäßig auch selbst. Foto: Zahn|Mund|Kiefer
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