POLITIK | 41 neue bundesweite Untersuchung zu Investoren-geführten MVZ. 12 Ketten an 500 Standorten allein in der Zahnmedizin Dabei sind die 38 Ketten der vertragsärztlichen ambulanten Versorgung – mit etwa 27.000 Beschäftigten – die größte Gruppe, berichtet Dr. Christoph Scheuplein, Berater bei der Dienstleistungs-GmbH VDI/VDE Innovation + Technik in Berlin, die für Bundes- und Landesministerien, die Europäische Kommission sowie die Finanzwirtschaft und die Industrie arbeitet. Laut seiner Studie sind allein in der zahnmedizinischen Versorgung zwölf Ketten mit rund 12.500 Beschäftigten an 500 Standorten aktiv. Die erste Gründungswelle PE-geführter Praxisketten reichte Scheuplein zufolge von 2015 bis 2019, dann ging die Zahl der Neuzulassungen im ersten Pandemie-Jahr stark zurück, um 2021 und 2022 mit 26 Gründungen erneut rasant anzusteigen. Ende 2024 kamen die meisten Private-Equity-geführten Ketten (12) aus der Zahnmedizin, es folgte die Radiologie (8). Die Augenheilkunde brachte es auf die höchste Zahl an einzelnen Praxis-Standorten (504), den zweiten Platz besetzte, genau: die Zahnmedizin (500) (Grafik 2). Bei den 63 in Deutschland gegründeten Praxisketten zählte Scheuplein bislang 27 Eigentümerwechsel, 23 davon führten zu einer Übernahme durch eine weitere Private-Equity-Gesellschaft. So wurden 15 Ketten an einen Finanzinvestor weiterveräußert, drei gingen sogar in dritte Hände. Und weitere fünf fusionierten im Zuge eines Weiterverkaufs an einen Finanzinvestor mit einer anderen Arztkette, das heißt, sie existieren nicht mehr als selbstständige Arztkette. Demgegenüber sieht Scheuplein vier Ausstiege, bei denen sich keine PrivateEquity-Gesellschaft einschaltete: Eine Kette wurde an ein Branchenzm115 Nr. 11, 01.06.2025, (927) Ein externer Investor kann ein MVZ in der vertragsärztlichen ambulanten Versorgung nur dann übernehmen, wenn es von einem Krankenhaus oder einem Erbringer nichtärztlicher Dialyseleistungen getragen wird. § 95 Absatz 1a SGB V (Scheuplein) Finanzinvestoren in der ambulanten Versorgung – Anzahl der Ketten und Praxisstandorte nach Sparten Anzahl Ketten Praxisstandorte Zahnmedizin Radiologie Allgemeinmedizin Augenheilkunde Orthopädie Dermatologie Labormedizin Multi-Fachsparten Onkologie Dialyse Sonstige* 12 8 6 5 4 4 3 3 2 1 6 0 2 4 6 8 10 12 0 100 200 300 400 500 600 500 243 97 504 144 113 129 129 21 19 81 Private-Equity-geführte Praxisketten der ambulanten Versorgung in Deutschland nach fachlichen Sparten, Stand Dezember 2024, N=54 Ketten, *Urologie, Kardiologie, Anästhesie, Reproduktionsmedizin, Psychatrie/Psychosomatik Quelle: VDI/VDE Innovation + Technik GmbH SO KÖNNTE EIN MVZTRANSPARENZREGISTER AUSSEHEN Diese Anforderungen hat Autor Christoph Scheuplein an ein MVZTransparenzregister: n 1. Praxisketten und ihre eigentumsrechtlichen Strukturen stehen im Zentrum des MVZTransparenzregisters. n 2. Alle MVZ, die eigentumsrechtlich von einer Holding gesteuert werden, müssen einer Praxiskette zugeordnet werden. n 3. Die Finanzstruktur muss bis zur kapitalsammelnden Einheit („Fonds“) und der sie verwaltenden Einheit („Private-EquityGesellschaft“) verfolgt werden. Da die Kapitalanleger keine Entscheidungen zur Führung der Praxisketten treffen, spielen sie auch für das Register keine Rolle. n 4. Ein- und Austritte von MVZ in die Praxiskette brauchen ein fortlaufendes Monitoring. Da sich die „Finanzstruktur“ nur beim Ausstieg oder Wechsel einer Private-Equity-Gesellschaft ändert, muss sie nur zu festgelegten Zeitpunkten, etwa jährlich, überprüft werden. n 5. Da die Praxisketten meist überregional agieren, sollten die Daten bundesweit zusammengeführt werden. n 6. Die Daten über die Eigentumsstrukturen sollte man mindestens der gesundheitspolitischen Fachöffentlichkeit zur Verfügung stellen und die breitere Öffentlichkeit regelmäßig mit einem Bericht über die Entwicklung informieren. n 7. Diskutiert wird der Aufbau des MVZ-Transparenzregisters zumeist als Erweiterung des bestehenden Arztregisters. Da die MVZ-Daten aus den KVBezirken bereits bei der KBV und der KZBV zusammengeführt werden, ließe sich mit geringem Aufwand ein zentraler Datenabgleich durchführen.
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