Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 11

ZAHNMEDIZIN | 47 Oberkiefer, da sie Angst hatte, dass die Säureschäden weiter voranschreiten, sie weiter Zahnhartsubstanz verliert und die dünnwandigen Frontzähne frakturieren. Bei der klinischen Befundaufnahme stellte sich ein konservierend versorgtes, adultes Gebiss mit einigen kariösen Initialläsionen dar. Aus kariologischer Sicht therapiebedürftig waren nur aktive ICDAS-3-Läsionen approximal an den Zähnen 11 und 21. Der BEWE-Score [Bartlett et al., 2008] im Oberkiefer betrug in allen Sextanten 3, wobei die erosiven Zahnhartsubstanzdefekte auf die Okklusal- und die Palatinalflächen der Oberkieferprämolaren und die Palatinalflächen der Oberkieferfrontzähne beschränkt waren (Abbildung 8). Die Oberkiefermolaren wiesen keine erosiven Defekte auf und waren suffizient mit Komposit- und Amalgamfüllungen restauriert. Das CMD-Screening war unauffällig. Bei Erhebung der Erosionsanamnese wurde jegliche intrinsische Ursache (Ernährungsstörung, gastroösophagealer Reflux) von der Patientin als bereits ärztlich abgeklärt verneint. Nachdem sie über zwei Wochen Ernährungstagebuch geführt hatte, konnten als Säurequellen lediglich Cola Zero 100 ml ein- bis dreimal wöchentlich und der gelegentliche Konsum von sauren Salatdressings identifiziert werden, so dass eher von einem geringen Konsum saurer Nahrungsmittel und Getränke ausgegangen werden konnte. Nach professioneller Zahnreinigung und Mundhygiene-Instruktionen (Verwendung Zinnchlorid-haltiger Zahnpasta und Mundspüllösung) erfolgten ein Scan der intraoralen Situation und eine virtuelle Bisshebung um 1,4 mm. Damit konnte ausreichend Platz für die Versorgung der erosiven Defekte im Frontzahnbereich geschaffen werden. Die Prämolaren wurden virtuell ideal modelliert und in 3D-gedruckte Modelle überführt, auf denen Schienen für den Aufbau mittels semidirekter Kompositrestaurationen angefertigt werden konnten [Attin et al., 2012]. Außerdem wurden digital Non-Prep-Veneers für die Palatinalflächen auf den Situationsmodellen designt und im CAD/CAMVerfahren aus Kompositblöcken (Tetric CAD, Ivoclar Vivadent, Schaan, Liechtenstein) hergestellt (Abbildung 9). Nach absoluter Trockenlegung mit Kofferdam und Anrauen der zu restaurierenden Oberflächen [Wiegand et al., 2021] erfolgte die Restauration der Prämolaren unter Verwendung der angefertigten Schienen in Total-EtchTechnik mit dem Adhäsivsystem OptiBond FL (Kerr, Kloten, Schweiz) und den Kompositen Ceram.x Spectra ST HV und SDR flow+ (Dentsply Sirona, Bensheim, Deutschland). Die Kompositveneers von 13–23 wurden nach Herstellervorgaben konditioniert (Abstrahlen mit Aluminiumzm115 Nr. 11, 01.06.2025, (933) Abb. 9: Festlegen der Präparationsgrenze (a) und digitales Design (b) der Non-PrepVeneers zur Versorgung der OberkieferFrontzähne mit der Software CEREC SW 5.x (Dentsply Sirona, Bensheim, Deutschland) Fotos: Clemens Lechte Abb. 10: Zustand nach Restauration der Prämolaren und Kariesexkavation im Frontzahnbereich, vor Einsetzen der palatinalen Komposit-Veneers Abb. 8: Frontalansicht (a) und Okklusalansicht (b) des Oberkiefers: Deutlich erkennbar sind die erosiven Zahnhartsubstanzdefekte an den Palatinalflächen der Oberkiefer-Frontzähne sowie an den Okklusal- und Palatinalflächen der Oberkiefer-Prämolaren. Dr. med. dent. Clemens Lechte Universitätsmedizin Göttingen, Zentrum Zahn-, Mundund Kieferheilkunde, Poliklinik für Präventive Zahnmedizin, Parodontologie und Kariologie Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen clemens.lechte@med.uni-goettingen.de Foto: UMG Dr. med. dent. Florentina Melzow Charité – Universitätsmedizin Berlin, Centrum 3 für Zahn, Mund- und Kieferheilkunde Aßmannshauser Str. 4-6, 14197 Berlin Foto: Charité a a b b

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