54 | ZAHNMEDIZIN DER BESONDERE FALL MIT CME Rezidivierendes multiples Myelom mit oraler Manifestation Helena Albrecht, Daniel Müller-Winter, Peer W. Kämmerer Etwa jeder dritte an Knochenmarkkrebs Erkrankte hat orale Manifestationen, bei jedem siebten sind sie sogar der erste Hinweis auf die Erkrankung. Dieser Fall eines Plasmozytoms zeigt, wie bedeutsam eine gründliche Diagnostik und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten, Radiologen und Pathologen für eine frühzeitige Diagnose sind. Eine 73-jährige Patientin stellte sich mit einer schmerzlosen Wucherung in Regio 46 bis 48 in der Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten der Universitätsmedizin Mainz vor. Die Raumforderung hatte sich innerhalb von zehn Wochen entwickelt. In der überweisenden Zahnarztpraxis wurde der Verdacht auf ein Plattenepithelkarzinom gestellt. Es gab keine Anzeichen für Schmerzen, eine Zahnlockerung oder Blutungen. Anamnestisch stellte sich heraus, dass bei der Patientin bereits vor 20 Jahren ein multiples Myelom mit ossärer Metastasierung diagnostiziert und behandelt worden war. Damals war eine Stammzelltransplantation durchgeführt worden, außerdem war eine medikamentöse Therapie durch Bisphosphonat-Gabe von 2004 bis 2006 erfolgt. Diagnostik Klinisch waren zum Vorstellungszeitpunkt keine Beeinträchtigungen der Durchblutung, der Motorik oder der Sensibilität zu beobachten. Es zeigte sich eine weiche, nicht ulzerierte, schmerzlose Schwellung in Regio 46 bis 48 (Abbildung 1). Das OPTG ergab eine persistierende Extraktionsalveole, was zur Medikamenten-Anamnese (Z.n. Bisphosphonattherapie) passt (Abbildung 2). Zur weiteren Abklärung wurde eine CT-Untersuchung durchgeführt, um die Knochensituation im Bereich der Läsion detaillierter darzustellen (Abbildung 3). Das typische Bild eines Abb. 1: Es zeigt sich eine weiche, deutlich erhabene, gut abgegrenzte Wucherung der Gingiva im IV. Quadranten von vestibulär (a) und mesial (b). Die Läsion ist blass-rosafarben mit glatter Oberfläche und vermehrt vaskulären Strukturen, die durch eine rötliche Gefäßzeichnung sichtbar sind. Die Wucherung hat eine lobuläre Struktur ohne Ulzerationen oder Nekrosen. Der angrenzende Zahn ist kariös zerstört. zm115 Nr. 11, 01.06.2025, (940) Abb. 2: Initiale Panoramaschichtaufnahme bei Erstvorstellung in der Universitätsmedizin Mainz: Zu sehen sind im IV. Quadranten eine persistierende Extraktionsalveole Regio 47 sowie mehrere parodontal und kariös geschädigte Zähne im Unterkiefer. a b
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