Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 11

72 | zmSTARTER zm115 Nr. 11, 01.06.2025, (958) STADT PLANT EIGENE UNIVERSITÄT UND ZAHNKLINIK Eine Chance für Fulda? Hessen könnte nach Frankfurt, Marburg und Gießen einen vierten Standort bekommen, an dem Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner ausgebildet werden. So plant es Dr. Heiko Wingenfeld (CDU), der Oberbürgermeister der Stadt Fulda. Die KZV Hessen und auch die politische Opposition begrüßen das Projekt. Als er im Oktober vergangenen Jahres seinen Haushaltsentwurf einbrachte, stellte Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld erstmals seine Pläne vor: Er könne sich vorstellen, in Fulda eine Universität in kommunaler Trägerschaft aufzubauen, sagte er damals laut einem Bericht der Fuldaer Zeitung vor den Stadtverordneten. „Leider gibt es im Bereich der Zahnmedizin Probleme, die angepackt werden müssen." Da die Bundesländer derzeit keine Initiative zeigten, die Zahl der Studienplätze auszuweiten, gingen viele junge Menschen zum Studium ins Ausland. Bei allem Respekt für die Vorteile einer Studienerfahrung im Ausland sei er der Überzeugung, dass die Stadt aktiv werden sollte, um die Region als Bildungsstandort zu stärken, zitiert das Blatt ihn. „Wenn die Länder dies nicht leisten können oder wollen, liegt hier eine Chance für Fulda!“ VorbildistfürdenCDU-PolitikerdieMedizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB), die 2014 gegründet wurde. Aktuell verzeichnet die Hochschule rund 1.000 Studierende, die für Medizin, Psychologie oder – seit dem Sommersemester 2024 möglich – für Zahnmedizin eingeschrieben sind. Gleichzeitig kann die MHB mehr als 150 Absolventen vorweisen, von denen der Hochschule zufolge rund zwei Drittel nach ihrem Abschluss in der Region geblieben sind und die Versorgung unterstützen. Ein Klebeeffekt, mit dem Wingenfeld auch für Fulda kalkuliert. 240 Studienplätze bei Vollauslastung geplant Als der Oberbürgermeister die Stadtverordneten Ende 2024 um Unterstützung für die Prüfung des Projekts bat, stellte er auch gleich klar: „Der Aufbau eines neuen universitären Angebots in Fulda ist ein wahrhaftig ,dickes Brett‘ und sicher auch kein Sprint, sondern ein Marathonlauf.“ Die Stadtverordneten und auch die Fuldaer FDP sicherten ihre Unterstützung zu – auch in der Hoffnung, dass das Projekt Forschungsgelder in die kreisfreie Stadt bringt und das Angebot für Patienten erhöht. 48 Studienplätze sind in dem Konzept pro Jahr vorgesehen. Die maximale Kapazität beträgt demnach 240 Studienplätze bei Vollauslastung. Auch die KZV Hessen begrüßt die Initiative der Stadt, da eine Aufstockung der Studienplätze über die aktuell 229 bestehenden an den hessischen Universitäten dem Vernehmen nach aufgrund räumlicher und struktureller Probleme absehbar nicht stattfinden werde. Die KZV weist aber auch darauf hin, dass der derzeitige hessische Bedarfsplan aktuell keine zahnärztlich unterversorgten Gebiete ausweist: Zum Stichtag am 31. Dezember 2024 betrug der Versorgungsgrad im Planungsbereich Fulda 91 Prozent, am Vorjahresstichtag waren es 97 Prozent. Allerdings müsse eine zukunftsorientierte Bedarfsplanung zahlreiche Parameter berücksichtigen, heißt es weiter. Und auf Grundlage langjähriger Analysen sei für das Land Hessen eine weitere Polarisierung der zahnärztlichen Versorgung erwartbar. „Ein gutes zahnärztliches Versorgungsangebot wird auch in den nächsten zehn Jahren in den Groß- und Mittelstädten fortbestehen. Hingegen wird in vorwiegend ländlichen Planungsbereichen die Anzahl der Praxisstandorte kontinuierlich sinken“, prognostiziert die KZV, die bereits viele Maßnahmen ergriffenhat, um diesem Trend entgegenzuwirken – so etwa der 2023 gebildete Strukturfonds – um Praxisneugründungen und Praxisübernahmen sowie die Anstellung von Zahnärztinnen und Zahnärzten in bestimmten Planungsbereichen zu fördern. Mehr Behandlungskapazitäten durch eine Zahnklinik Wingenfeld schwebt vor, nach dem avisierten Start der Fuldaer ZahnmedizinUniversität 2027, in zwei Jahren auch eine Zahnklinik zu schaffen, in der bis zu 55 Zahnärzte in der Versorgung tätig sein sollen. Er rechnet damit, dass die Klinik so rund 15 Prozent zusätzliche Behandlungskapazität in der Region schaffen könnte. Ende 2024 waren im Landkreis und in der Stadt Fulda 89 Praxen gemeldet, davon acht mit Schwerpunkt KFO. Insgesamt 101 Zahnärztinnen und Zahnärzte waren zum Stichtag Inhaberinnen beziehungsweise Inhaber einer Praxis, 42 Dr. Heiko Wingenfeld ist seit dem 15. August 2015 Oberbürgermeister der Stadt Fulda. Foto: Stadt Fulda

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