zm115 Nr. 11, 01.06.2025, (894) Leserforum Dieser Text ist in sich etwas widersprüchlich. Ich zitiere: „Im Fall geringer Restdentinstärke ist die Schädigung der Pulpazellen einerseits durch den belassenen Biofilm mit seinen Stoffwechselprodukten sowie andererseits durch die in Dentaladhäsiven enthaltenen Monomere ein mögliches Risiko und könnte die Vitalerhaltung negativ beeinflussen. Aus diesem Grund stellt sich die Frage nach der Anwendung von adjuvanten Substanzen auf den kariösen Dentin, im Sinne einer indirekten Überkappung. Diese Materialien sind ursprünglich in tiefen Läsionen zur Reduktion der verbliebenen Bakterien, zur Induktion der Tertiärdentinbildung und als Schutz gegen pulpatoxische Substanzen zum Einsatz gekommen.“ Das leuchtete bisher alles ein. Dahinter steht dann: „Potenziell infrage kommende und in der Literatur beschriebene Materialien sind Calciumhydroxid und Calciumhydroxidzemente [...]. MTA oder Biodentine zeigen hervorragende Eigenschaften (!) hinsichtlich der Biokompatibilität und der Förderung der Hartgewebsneubildung im Zellkontakt.“ Alles das leuchtet ein und deckt sich mit der bisherigen Praxis der Unterfüllung, einschließlich ihrer Abrechnung. Doch direkt danach wird dann plötzlich behauptet: „Verfügbare Studien zeigen keinen signifikanten klinischen Effekt durch die Applikation eines Liners nach selektiver Kariesentfernung in profunden Läsionen.“ Und das verblüfft dann doch sehr. Es steht in klarem Widerspruch zum bisherigen guten Text und auch zu den Abbildungen von vorbildlichen Unterfüllungen. „Die zusätzliche Applikation einer potenziell therapeutischen Substanz stellt im Hinblick auf den adhäsiven Verbund eine Fehlerquelle dar und ist bei korrekter Durchführung mitunter sehr zeitaufwendig, so dass sie nur in wenigen Fällen zu empfehlen ist.“ Unterfüllung also als seltene Ausnahme? Wegen des Zeitaufwands? Wegen fehlender Dichtigkeit? Dazu möchte ich zwei Anmerkungen machen. Einerseits sollten wenige Minuten Zeitaufwand (für eine Unterfüllung nach gründlicherer Excavation) keine wirklich entscheidende Rolle spielen, wenn es um den dauerhaften Zahnerhalt geht. Das sollte es uns wert sein. Denn Zahnerhalt muss im Vordergrund stehen, auch bei geringer Honorierung durch die GKV. Andererseits kommt es nicht auf absoluten Haftverbund ausgerechnet an der tiefsten Stelle der Kavität an (der direkt auf der belassenen Restkaries ohnehin sehr fragwürdig ist), sondern auf den an den Übergängen zum Schmelzrand und an der Stufe. Dieser aber wird durch eine mögliche tiefe Unterfüllung geringer Größe überhaupt nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil. Also zählen diese Argumente nicht wirklich. Es stellt sich nun daher die Frage: Ist es für die Pulpa besser, möglichst viel kariöses Dentin bzw. Bakterien direkt „vor ihrer Haustüre“ zu entfernen und Calxyl/MTA/Biodentine einzubringen, oder vermeidbar viele Bakterien in Nervnähe zu belassen? Und fortan auf „Selbstheilung“ zu vertrauen? Das sollte hier nur noch die Frage sein. Nicht der Zeitaufwand oder die Dichtigkeit der Füllung, die ohnehin mit und ohne Unterfüllung immer gleich hoch sein sollte. Wenn man gut arbeitet. Unterfüllungen bleiben zum Zahnerhalt dringend notwendig, denke ich. Dr. Paul Schmitt Frankfurt/Main KARIESENTFERNUNG Widersprüchliche Aussagen Zur Fortbildung Kariesexkavation „Kariesentfernung – Wie viel kann belassen werden?“, zm 9/2025, S. 50–57. Foto: ©Federico Rostagno - stock.adobe.com Die zm-Redaktion ist frei in der Annahme von Leserbriefen und behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch in der digitalen Ausgabe der zm und bei www.zm-online.de zu veröffentlichen. Bitte geben Sie immer Ihren vollen Namen und Ihre Adresse an und senden Sie Ihren Leserbrief an leserbriefe@zm-online.de oder an die Redaktion: Zahnärztliche Mitteilungen, Chausseestr. 13, 10115 Berlin. Anonyme Leserbriefe werden nicht veröffentlicht.
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