18 | ZAHNMEDIZIN AUS DER WISSENSCHAFT Wie erfolgreich sind LithiumdisilikatRestaurationen auf lange Sicht? Florian Beuer Vor Kurzem feierte das Material Lithiumdisilikat seinen 20. Geburtstag. Seit 2005 wird es in unterschiedlichen Indikationen mit sehr guten Ergebnissen eingesetzt. Ein Forscherteam aus Italien hat nun echte Langzeitergebnisse vorgelegt – mit einem mittleren Beobachtungszeitraum von 15 Jahren und einer für solche Studien vergleichsweise hohen Patientenzahl. Als hochfeste Glaskeramik eignet sich Lithiumdisilikat sowohl für Teil- als auch für Vollrestaurationen. Es kann verblendet oder monolithisch verarbeitet, adhäsiv oder konventionell befestigt und sowohl analog im Pressverfahren als auch digital durch Schleifen oder 3D-Druck hergestellt werden. Rein theoretisch kann man sogar dreigliedrige Brücken daraus fertigen, jedoch wird dafür in der entsprechenden Leitlinie lediglich eine offene Empfehlung ausgesprochen. Der Haupteinsatzbereich liegt daher bei Einzelzahnrestaurationen. Der Ersatz verlorengegangener Zahnhartsubstanz durch keramische Materialien hat sich vor allem durch die Einführung von Lithiumdisilikat als klinischer Standard etabliert. Ausschlaggebend waren dabei die für Glaskeramik damals außergewöhnlich hohe Biegefestigkeit sowie die zahnähnliche Ästhetik. Durch die analoge Verarbeitung in Presstechnik konnten viele Dentallabore ohne große Investitionen das Material anbieten. Die parallel fortschreitende Digitalisierung ermöglichte durch die schleifbare Variante eine alternative Herstellungsweise. Auch wenn es vermutlich für kaum ein anderes Material so viele klinische Daten gibt wie für Lithiumdisilikat, sind fast 20 Jahre klinische Nachbeobachtungszeit – und das unter Praxisbedingungen – besonders aufschlussreich. Material und Methode Ein Forscherteam um Giacomo Fabbri aus Cattolica (Italien) untersuchte die Überlebens- und Erfolgsraten verschiedener Einzelzahnrestaurationen aus Lithiumdisilikat auf Zähnen und Implantaten über einen mittleren Beobachtungszeitraum von 15 Jahren bei über 300 Patienten. Zwischen Juni 2006 und Dezember 2010 wurden von sechs Behandlern bei 312 Patienten (169 weiblich, 143 männlich) im Alter von 19 bis 71 Jahren insgesamt 860 Restaurationen eingesetzt. In die retrospektive Untersuchung wurden auch Raucher (34 Prozent) und Patienten mit Bruxismus (30,3 Prozent) aufgenommen – obwohl der Hersteller diese Gruppen explizit als Kontraindikation nennt. Die Autoren differenzierten verschiedene Arten von Restaurationen: n Es wurden 318 Veneers (203 im Oberkiefer, 115 im Unterkiefer) eingesetzt, die im zervikalen Bereich bis zu 0,2 mm dünn waren. Davon waren 265 verblendet, 53 monolithisch. Alle Veneers wurden adhäsiv unter absoluter Trockenlegung befestigt. n Zusätzlich wurden 480 Vollkronen (183 im Frontzahnbereich, 297 im Seitenzahnbereich) mit einer okklusalen Mindeststärke von 1,5 mm gefertigt und entweder unter absoluter oder unter relativer Trockenlegung adhäsiv eingegliedert. n Zudem kamen 62 Onlays mit einer Mindestschichtstärke von 2 mm zum Einsatz, die unter Kofferdam adhäsiv befestigt wurden. n Die 52 implantatgetragenen Kronen waren entweder als Einzelkronen zementiert (7) oder verschraubt (9) oder wurden als okklusionstragender Anteil auf größeren Brückengerüsten aus Zirkonoxid oder Titan adhäsiv befestigt. Alle Patienten wurden mindestens einmal jährlich zur Erhaltungshygiene einbestellt, wobei jeweils Fotografien Sechs Lithiumdisilikatveneers in der Unterkieferfront Foto: Beuer zm115 Nr. 12, 16.06.2025, (996)
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