Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

26 | ZAHNMEDIZIN DER BESONDERE FALL MIT CME Navigationsgestützte Fremdkörperentfernung aus der Kieferhöhle Markus Tröltzsch, Matthias Tröltzsch Navigationsgestützte Verfahren erweitern zunehmend das therapeutische Spektrum der oralen Chirurgie. Besonders in der Implantologie hat sich die Technik mittlerweile etabliert. Dabei blendet ein Kamerasystem die Position des verwendeten Instruments in Echtzeit in die zuvor geplante 3D-Bildgebung (DVT) ein. In unserem Fall zeigen wir die navigationsgestützte Entfernung eines frakturierten Wurzelkanalinstruments aus der Kieferhöhle – ein Beispiel für die präzise Anwendung über die Implantologie hinaus. Eine Patientin stellte sich in unserer Praxis mit der Anamnese einer rezidivierenden Sinusitis der linken Kieferhöhle vor. Zum Zeitpunkt der Vorstellung war sie seit mehreren Monaten beschwerdefrei. Eine vom vorbehandelnden Zahnarzt angefertigte Orthopantomografie (OPG) zeigte jedoch einen deutlich erkennbaren Fremdkörper in der linken Kieferhöhle (Abbildung 1). Die Frau berichtete, dass die Sinusitisbeschwerden nach dem Auftreten eines Vorfalls mit einem zahnärztlichen Instrument begonnen hatten. Nach ausführlicher Anamnese und Rücksprache mit der Vorbehandlerin stellte sich heraus, dass es sich bei dem Fremdkörper um ein frakturiertes Wurzelkanalinstrument handelte, das im Rahmen einer endodontischen Behandlung disloziert und durch den Apex in die Kieferhöhle gedrückt worden war. Die Patientin war gut informiert und wünschte die Entfernung des Fremdkörpers. Zur Minimierung des operativen Traumas wurde entschieden, ein dynamisches Navigationssystem (X-Guide®, X-Nav Technologies®, Vertrieb: Nobel Biocare®) einzusetzen. Das System war ursprünglich für die navigierte Implantologie konzipiert worden; die Anwendung zur Fremdkörperentfernung stellt somit einen sogenannten Off-LabelUse dar – worüber die Patientin explizit informiert wurde. Die dreidimensionale präoperative Planung zeigte, dass das Wurzelkanalinstrument in der palatinalen Wand der linken Kieferhöhle eingebettet war (Abbildung 2a). Um intraoperativ die Mess- und Distanzfunktionen des Navigationssystems optimal nutzen zu können, wurde ein „Simulationsimplantat“ virtuell so geplant, dass der Fremdkörper zentral beziehungsweise apikal im Verlauf des geplanten Implantatkörpers lag (Abbildung 2b). Der Zugangsweg wurde palatinal gewählt. Nach systemgerechter Kalibrierung erfolgte zunächst eine navigationsgestützte Orientierung, da sich der klinische Situs intraoral komplett reizlos und ohne sichtbare Lagehinweise präsentierte (Abbildung 3). Eine Markierung mit dem Rosenbohrer auf der Schleimhaut diente der exakten Referenz für die Lappenschnittführung (Abbildung 4). Präoperativ wurde zudem eine Verbandsplatte für den Gaumen angefertigt, um die postoperative Stabilisierung zu erleichtern. Die Schnittführung erfolgte krestal mit einer palatinalen Entlastung (Abbildung 5). Anschließend wurde der knöcherne Zugang zur Kieferhöhle unter kontinuierlicher Navigation gezielt osteotomiert (Abbildung 6). Das Navigationssystem ermöglichte dabei eine präzise Lokalisation des Fremdkörpers und erhöhte die Sicherheit in Bezug auf die angrenzenden Strukturen. Nach vorsichtiger, schrittweiser Osteotomie unter Navigationskontrolle (Abbildung 7) konnte das frakturierte Wurzelkanalinstrument schließlich sicher dargestellt und entfernt werden (Abbildung 8). Zur Auffüllung des entstandenen Defekts wurde ein mit PRF (Mectron®-Verfahren) getränktes zm115 Nr. 12, 16.06.2025, (1004) ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. PD Dr. med. Dr. med. dent. Matthias Tröltzsch Zentrum fü r Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Ansbach Dr. Dr. Tröltzsch Maximilianstr. 5, 91522 Ansbach Foto: Luise Mortag Dr. med. Dr. med. dent. Markus Tröltzsch Zentrum fü r Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde Ansbach Dr. Dr. Tröltzsch Maximilianstr. 5, 91522 Ansbach Foto: Luise Mortag

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