Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

38 | TITEL NEUE S3-LEITLINIE Vollkeramische Restaurationen auf Implantaten Lukas Waltenberger, Shaza Bishti, Stefan Wolfart Vollkeramische Materialien unterliegen einer ständigen Weiterentwicklung, der Markt ist dynamisch und oft sehr unübersichtlich. Zudem wächst patientenseitig der Wunsch nach einer „metallfreien“ Versorgung. Die Deutsche Gesellschaft für Implantologie (DGI) hat daher in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mundund Kieferheilkunde (DGZMK) eine Leitlinie zu vollkeramischen festsitzenden Restaurationen auf Implantaten entwickelt. Spätestens mit der Einführung transluzenterer Zirkonoxidkeramiken werden vollkeramische Restaurationen vielfach in verschiedenen Indikationen genutzt. Die Verwendung auf Implantaten stellt allerdings besondere Anforderungen an das Material. Neue Zirkonoxidvarianten bieten zwar eine höhere Transluzenz, weisen dafür jedoch eine geringere Festigkeit auf. Deshalb sind diese Werkstoffe nur eingeschränkt indiziert, ihre Langzeitstabilität auf Implantaten muss erst noch durch entsprechende Studien belegt werden. Bei der Entwicklung der Leitlinie wurden daher drei zentrale Fragen formuliert: n Wie ist die Langzeitbewährung von vollkeramischen Restaurationen auf Implantaten? n Welche Arten von Keramik können empfohlen werden? n Welche Konstruktionsmerkmale können den langfristigen Erfolg von vollkeramischen Restaurationen auf Implantaten verbessern? Um darauf Antworten zu finden, hat das Autorenteam die Literatur systematisch durchsucht. Die Studienauswahl und das Extrahieren der Daten erfolgten streng anhand vorher definierter Kriterien. Im Ergebnis konnten nur Studien zu vollkeramischen implantatgetragenen drei- bis viergliedrigen Restaurationen und den ganzen Kiefer umspannenden Restaurationen gefunden werden. Die Leitlinie wurde in drei Teile unterteilt. Teil A – Implantatgetragene Kronen Die Empfehlungen zu vollkeramischen implantatgetragenen Einzelkronen basieren teilweise auf Empfehlungen der sechsten Konsensuskonferenz der European Association of Osseointegration (EAO) [Jokstad et al., 2021]. Der Datenpool zur Beantwortung der Schlüsselfragen zu Einzelkronen umfasst 2.045 Restaurationen aus 52 eingeschlossenen Studien aus einer bereits bestehenden systematischen Literaturübersicht [Pjetursson et al., 2021] und der Nachsuche der Autoren. Grundsätzlich zeigen Lithiumdisilikat-, (leuzitverstärkte) Silikat- oder Zirkonoxidkeramik gute Überlebensraten von rund 96 bis 97 Prozent, errechnet auf drei Jahre, und sollten daher für die Herstellung implantatgetragener Einzelkronen verwendet werden. Die Empfehlung für Zirkonoxid als Werkstoff bei Einzelkronen ist nicht beschränkt auf verschiedene Generationen von Zirkonoxid. Eine klinische Studie prüfte erfolgreich die Anwendung von Kronen aus 6Y-PSZ (sechs mol-Prozent Yttrium dotiertes, partiell stabilisiertes Zirkonoxid) mit circa 600 Megapascal Biegefestigkeit über zwei Jahre [Salem et al., 2022]. Im Vergleich dazu zeigt zahnfarbenes, opaques Zirkonoxid der zweiten Generation typischerweise eine Biegefestigkeit von circa 1.200 Megapascal. Dazu liegen sehr gute Langzeitdaten vor. Implantatgetragene Einzelkronen aus Resin-Nano-Keramik (auch PICN, englisch für Polymer-infiltrierte keramische Netzwerke) zeigen klinisch heterogene, aber durchweg geringere Überlebensraten von unter anderem zm115 Nr. 12, 16.06.2025, (1016) Abb. 1: Monolithische Krone aus Zirkonoxid (3-Y zu 5Y-TZP Multilayer) auf Titanbasis adhäsiv befestigt: Die subgingivalen Anteile werden ohne Glanzbrand auf Hochglanz poliert für eine optimale Gewebeanhaftung. Die supragingivalen Bereiche werden durch Bemalung individualisiert und glasiert. Foto: Lukas Waltenberger

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