MEDIZIN | 55 zm115 Nr. 12, 16.06.2025, (1033) META-ANALYSE Für das Diabetes-Risiko ist Zucker nicht gleich Zucker NOCEBO-EFFEKT Wie sich negative Erwartungen auf die Schmerzverarbeitung auswirken wartung hingegen reduzierte die Schmerzbewertung nur um gut vier Punkte. Der Effekt der negativen Erwartung war also doppelt so groß wie der von positiver Erwartung – bei sonst experimentell identischen Bedingungen. In der zweiten Sitzung eine Woche später blieb der Effekt ähnlich: Der Nocebo-Effekt führte dazu, dass der Schmerz um rund neun Punkte höher bewertet wurde als in der Kontrollgruppe. Der Placebo-Effekt führte dazu, dass der Schmerz um 4,6 Punkte geringer empfunden wurde. „Für die klinische Praxis ist das von großer Bedeutung: Denn im Alltag konzentrieren wir uns oft darauf, positive Erwartungen zu fördern. Unsere Studie zeigt jedoch, dass es mindestens genauso wichtig ist, unbeabsichtigte negative Erwartungen zu vermeiden.“ Angehörige von Gesundheitsberufen sollten sich laut Bingel bewusst sein, dass die Art und Weise, wie sie über Behandlungen informieren, die Reaktion der Patienten darauf stark beeinflussen kann – im positiven wie im negativen Sinne. nl Die Studie: Kunkel A et al. 2025 Nocebo effects are stronger and more persistent than placebo effects in healthy individualseLife14:RP105753https://doi.org/10.7554/eLife.105753.1 fest: Mit jeder zusätzlichen 12-Unzen-Portion zuckergesüßter Getränke (beispielsweise 340 Gramm eines Erfrischungsgetränks, Energydrinks und Sportdrinks) pro Tag stieg das Risiko um 25 Prozent. Mit jeder zusätzlichen Portion Fruchtsaft pro Tag (100-Prozent-Fruchtsaft, Nektare und Saftgetränke) stieg das Risiko um 5 Prozent. Die oben genannten Risiken seien relativ und nicht absolut. Wenn zum Beispiel das Basisrisiko einer durchschnittlichen Person, an Diabetes zu erkranken, bei etwa 10 Prozent liegt, könnten vier Limonaden pro Tag dieses Risiko auf etwa 20 Prozent und nicht auf 100 Prozent erhöhen. Im Vergleich dazu zeigten 20 Gramm pro Tag eine Aufnahme von Gesamtsaccharose (Haushaltszucker) und Gesamtzucker (die Summe aller natürlich vorkommenden und zugesetzten Zucker in der Nahrung) eine umgekehrte Assoziation mit Typ-2-Diabetes, was auf eine überraschende schützende Assoziation hindeutet. LL Della Corte et al.: Dietary Sugar Intake and Incident Type 2 Diabetes Risk: A Systematic Review and Dose-Response Meta-Analysis of Prospective Cohort Studies. Adv Nutr. 2025 May;16(5):100413. Zucker gilt als eine der Hauptursachen für den weltweiten Anstieg von Typ-2-Diabetes. Die Art und die Quelle von konsumiertem Zucker könnte jedoch eine weitaus größere Rolle für Typ-2-Diabetes spielen als bisher angenommen. Das zeigt eine aktuelle Meta-Analyse der Brigham-Young-Universität (BYU): Demnach war Zucker, der über Getränke wie Limonade und Fruchtsäfte konsumiert wird, durchweg mit einem höheren Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes verbunden. Andere Zuckerquellen zeigten keinen solchen Zusammenhang und waren in einigen Fällen sogar mit einem geringeren Risiko verbunden. Warum das Trinken von Zucker problematischer erscheint, könnte auf die unterschiedlichen metabolischen Effekte zurückzuführen sein, so die Wissenschaftler. Zuckergesüßte Getränke und Säfte lieferten isolierten Zucker, was zu einer stärkeren glykämischen Wirkung führe, die den Leberstoffwechsel überfordern und stören, wodurch die Leberfett- und Insulinresistenz erhöht würden. Die Forschenden hielten folgende Dosis-Wirkungs-Beziehungen hinsichtlich eines Typ-2-Diabetes Was wir erwarten, beeinflusst, wie wir Schmerz empfinden – und zwar stärker, als viele denken. Eine aktuelle Preprint-Veröffentlichung der Universität Duisburg-Essen (UDE) zeigt: Negative Erwartungen verstärken Schmerzen deutlicher und wirken nachhaltiger, als positive Erwartungen Schmerzen lindern. Dieses Ergebnis hat große Bedeutung für die Kommunikation zwischen Behandelnden und Patienten. Das Forschungsteam um Prof. Ulrike Bingel an der Medizinischen Fakultät der UDE untersuchte 104 gesunde Freiwillige, die kurzfristigen Hitzeschmerzen ausgesetzt wurden. In den Testphasen erhielten die Teilnehmenden gleich starke Schmerzreize, aber verbunden mit unterschiedlichen Erwartungen – positiven, negativen oder neutralen. Die Schmerzreize wurden auf einer Skala von null bis 100 bewertet. Das spannende Ergebnis: Eine negative Erwartung hatte einen stärkeren und anhaltenderen Einfluss auf das Schmerzempfinden als eine positive Erwartung. Im Durchschnitt bewerteten die Teilnehmenden Schmerzen während einer negativen Erwartung um rund elf Punkte höher als in der Kontrollbedingung. Positive ErZuckergesüßte Getränke und Fruchtsäfte liefern isolierten Zucker, der zu einer stärkeren glykämischen Wirkung führt. Foto: hansgeel - adobe.stock.com
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