Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

GESELLSCHAFT | 57 Fotos: YouTube-Calla Da alle Angaben für wertvoll gehalten wurden, wurden auch Probanden, die einige Fragen nicht beantwortet hatten, in den Datensatz aufgenommen. Die Befragten arbeiteten in Kliniken in den USA, aber auch in Australien, Kanada, Puerto Rico, dem Vereinigten Königreich und den Amerikanischen Jungferninseln. In der Zusammensetzung von Interventions- und Kontrollgruppe gab es keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich Krankenhauslage, -trägerschaft, -geschäftsmodell und -größe. In beiden Stichproben gab es etwa gleich viele Häuser mit psychiatrischer Abteilung. Nur in einem Krankenhaus tragen Ärzte Kameras Die IAHSS-Studie belegt nach Ansicht der Forschenden positive Auswirkungen der Kameras: So berichten damit ausgestattete Sicherheitsmitarbeiter auf einer fünfstufigen Likert-Skala (1=„Stimme überhaupt nicht zu“ bis 5= „Stimme voll und ganz zu“) n von einem stärkeren Selbstvertrauen(4,31), n von einem deeskalierenden Effekt (4,12), n von besseren Dokumentationsmöglichkeiten (4,71), Weniger sicher ist sich das befragte Sicherheitspersonal, dass sich Krankenpfleger und -schwestern (3,38) oder Ärztinnen und Ärzte (3,63) sicherer fühlen würden, wenn sie BWCs tragen. Tatsächlich ist dies nur in einem Krankenhaus aus der Stichprobe der Fall. Immerhin: Das hier befragte Gesundheitspersonal gab an, sich seit der Verwendung etwas wohler zu fühlen (3,63). Zur Streitschlichtung wurden mit BWCs erstellte Aufnahmen in rund 78 Prozent der Einrichtungen mindestens einmal verwendet, fast 29 Prozent nutzten sie bei gerichtlichen Auseinandersetzungen infolge von Übergriffen. Zum Einsatz kommen die Kameras dabei vor allem dort, wo bereits größere Sicherheitsanstrengungen unternommen werden: Beispielsweise haben Krankenhäuser, die Kameras einsetzen, viel häufiger Sicherheitspersonal, das rund um die Uhr mit Schusswaffenund Tasern ausgerüstet ist und auch andere Waffen einsetzt. Sorgen Bodycams für mehr Sicherheit? Das befragte Sicherheitspersonal fühlt sich zu 100 Prozent durch die Videotechnik vor falschen Anschuldigungen besser geschützt und 96 Prozent sehen insgesamt positive Auswirkungen, „die dazu führen, dass sich das Pflegepersonal viel sicherer fühlt“. Die Daten liefern „eindeutige Belege für die Wirksamkeit von Körperkameras“, sowohl für die damit ausgerüsteten Sicherheits- und Polizeibeamten selbst als auch für Ärzte, Krankenschwestern, anderes Krankenhauspersonal und Besucher, „da sie für ein sichereres Umfeld sorgen“, bilanzieren die Forschenden. mg Die Studie: Scott Hill, Mindy Burch, The Impact of Body-Worn Cameras in Hospitals: An In-Depth Study, IAHSS-F RS-24-02 June 1, 2024, https://iahssf.org/research/ the-impact-of-body-worn-cameras-in-hospitals-an-indepth-study/ (abgerufen am 2. Juni 2025) zm115 Nr. 12, 16.06.2025, (1035) DAS BEISPIEL DORTMUND Im Frühjahr 2024 ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), dass Krankenhauspersonal deutlich stärker von Gewalt betroffen ist als früher. So gaben drei Viertel der teilnehmenden 250 Allgemeinkrankenhäuser ab 100 Betten an, dass die Zahl der Übergriffe in ihren Häusern seit 2019 gestiegen sei, nur vier Prozent berichten von weniger Gewalt. Die Hälfte hält besonders die Notaufnahme für einen belasteten Bereich. Hauptursachen für Gewalt sind demzufolge ein allgemeiner Respektverlust gegenüber dem Krankenhauspersonal, aber auch lange Wartezeiten. Dagegen hält man vor allem mit Deeskalationstrainings und baulichen Maßnahmen, wie Zutrittsbeschränkungen und Videoüberwachung, gut ein Viertel der Kliniken hat zudem einen Sicherheitsdienst. Im Dortmunder Klinikum sollen nun Bodycams zum Einsatz kommen. Dabei soll jeder Mitarbeitende selbst entscheiden können, ob er sie verwendet oder nicht und wann er sie einschaltet. Eingeschaltet werden dürfen die Kameras aber ohnehin nur dann, wenn eine Eskalation droht – nicht in vertraulichen Situationen, wie während einer medizinischen Behandlung. Die aufgezeichneten Übergriffe würden in der Regel zur Anzeige gebracht und hätten beweissichernde Wirkung. So könnten Vorfälle zu einem Hausverbot führen, von dem nur medizinische Notfälle ausgenommen sind. Das befragte Gesundheitspersonal gab an, sich seit der Verwendung der Körperkameras „etwas wohler zu fühlen“.

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