Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

PRAXIS | 67 Der Moment, als ich die Zusage des Studienplatzes an der Uni Ulm bekam. Wir waren im Urlaub und können uns noch sehr gut daran erinnern, wie wir die E-Mail geöffnet haben und die Erleichterung da war, dass wir nicht aus Ulm wegmüssen, weil ich in einer anderen Stadt studieren muss. Und welche Situation kam Ihnen zunächst unüberwindbar vor? Anatomiekurs 1. Semester (lacht). Wie sollte ich mir diesen ganzen Stoff in der Kürze der Zeit merken? Bis dahin standen am Abendgymnasium Klausuren an mit klar begrenztem Lernstoff, der im Vorfeld besprochen wurde. Nun hielt ein Dozent die Vorlesung und man war größtenteils auf sich selbst gestellt. Bücher aussuchen, kaufen, durcharbeiten, Notizen machen und so weiter. Diese Hürde kennt wohl jeder Student, der frisch von der Schule kommt. Die Belastung durch das Studium, die Familie und den Job war enorm – wie haben Sie diesen Kraftakt durchgestanden? Was hat Ihnen in dieser Zeit geholfen? Mein Ziel vor Augen, der Wille, es zu schaffen, und meine Frau als Rückhalt und Antrieb. Ohne sie hätte ich das nicht geschafft. Die Kinder gaben mir zusätzlich täglich die Kraft und führten mir unbewusst immer wieder vor Augen, wofür es sich lohnt, die ganze Anstrengung aufzuwenden. Haben Sie weitere Unterstützung erfahren? Zum Beispiel durch Stipendienprogramme oder Ähnliches? Nein. Im Oktober 2021 erhielten Sie die Approbation – welches Gefühl hatten Sie dabei? Ein unvergleichbares Gefühl der Erleichterung, Freude und Motivation. Endlich hatte ich es schriftlich, dass ein wichtiger Teil meines Weges geschafftwar. Sie haben nicht nur das Zahnmedizinstudium gemeistert, sondern sind dann auch noch den Schritt in die Selbstständigkeit gegangen. Warum? War die Anstellung keine mögliche Option? Zu Beginn unserer Überlegungen stand natürlich auch die Möglichkeit einer Anstellung im Raum. Es wurde aber immer klarer, dass ich meinen eigenen Weg weitergehen muss. Deshalb fiel der Entschluss zur Niederlassung sehr leicht, war aber wohl überlegt. Sie sind in jungen Jahren dem Weg Ihres Vaters gefolgt, haben sich dann aber dagegen entschieden. Jetzt besitzen Sie eine eigene Praxis. Viele Zahnärztinnen und Zahnärzte freuen sich, wenn der Nachwuchs diese irgendwann übernimmt. Was wollen Sie Ihren Kindern mitgeben? Ich möchte meinen Kindern folgendes vermitteln: Die Freiheit, eigene Entscheidungen mit Vernunft treffen zu können, ein solides Fundament, um darauf aufzubauen, und die Fähigkeit, mit Herz und Verstand zu handeln. Mit vier Kindern und inzwischen einem Enkelkind erhöhen sich die Chancen von selbst, dass eventuell ein Zahnmediziner aus den eigenen Reihen folgt – falls nicht, warten wir einfach ab, welcher Berufswunsch morgen auf dem Plan der Kinder steht. Fußballprofi, Wrestler, Prinzessin … (lacht). Das Interview führte Navina Bengs. zm115 Nr. 12, 16.06.2025, (1045) Sein Ziel war klar, der Weg steinig: Daniel Survila hat gezeigt, dass ein Quereinstieg in den zahnärztlichen Beruf möglich ist. Heute beschäftigt der Praxisinhaber sechs Mitarbeiterinnen, darunter seine Frau Daniela (3.v.l.). Fotos: ice.cream.media LEBENSLAUF n 1999: Ausbildung zum Gebäudereiniger n bis 2017 angestellt als Gebäudereiniger n 2012 bis 2015: Abendgymnasium n 2015 bis 2021: Studium der Zahnmedizin in Ulm n 2021: Approbation n seit 2024 niedergelassen in eigener Praxis in Ulm

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