Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 12

GESELLSCHAFT | 77 dungsprogramm zur Etablierung einer zahnmedizinischen Grundversorgung im Land. Mit den gesammelten Erfahrungen der ersten Hilfskräfte konnten wir in Abstimmung mit den lokalen Regierungsbehörden durch ein Memorandum of Understanding die landesweite Ausbildung von COHW und die Einrichtung von zahnmedizinischen Behandlungsstationen erreichen. Das Curriculum erstellte eine ständige Kommission aus Mitgliedern des Gesundheitsministeriums, der gambischen Zahnärztekammer und den Universitäten in Witten/Herdecke und Banjul. Die fünfmonatige Weiterbildung von gambischenKrankenpflegernzuCOHW erfolgte unter der Federführung und wissenschaftlichen Leitung des GambiaDentCare-Programms in zwei Trainingszentren im Landesinneren und in der Küstenregion. Das Konzept sah auch für bereits ausgebildete COHW regelmäßige Nachschulungen vor, die halbjährlich organisiert wurden. Zwischen 2005 und 2010 gründeten wir landesweit 15 Zahnstationen, die für einen Großteil der Bevölkerung erreichbar waren; sowohl hinsichtlich der Anreise zu einer zahnmedizinischen Behandlung als auch der Behandlungskosten. Im Unterschied zu den wenigen privatzahnärztlichen Praxen, die sich allesamt in der Hauptstadtregion befinden, waren die GambiaDentCare-Zahnstationen explizit für die allgemeine Bevölkerung errichtet worden, die sich eine Zahnarztbehandlung in einer Praxis nicht leisten kann. Durch die Anbindung der Zahnstationen an bereits bestehende allgemeinmedizinische Health Center wurden die Einrichtungen innerhalb der Bevölkerung schnell bekannt und gut angenommen. So haben wir das Curriculum weiterentwickelt Das Ausbildungsprogramm orientierte sich am sogenannten Basic Package of Oral Care, das sich als Standardvorschlag zur Etablierung einer zahnmedizinischen Grundversorgung für Gebiete mit schwacher Infrastruktur versteht und ausdrücklich eine individuelle regionale Adaptation curriculärer Inhalte vorsieht. In diesem Sinne entwickelten wir unter meiner Projektleitung eine schrittweise Anhebung des Ausbildungsniveaus durch eine supplementäre endodontische Behandlung zum langfristigen Erhalt pulpitischer Zähne. Zwischen minimalinvasiver Füllungstherapie in den frühen Erkrankungsstadien der Karies und der finalen Extraktionstherapie klafft in unterversorgten Regionen typischerweise eine breite therapeutische Lücke. Sie wird in der Versorgungsforschung als „effectiveness gap“ bezeichnet und beschreibt die Differenz zwischen den unter optimalen klinischen Bedingungen möglichen (efficiency) und den unter Alltagsbedingungen tatsächlich vorgefundenen Therapieoptionen (efficacy). In den Industrieländern wird sie in der Regel durch eine endodontische Therapie, vor allem durch Wurzelkanalbehandlungen, geschlossen. Wissenschaftlicher Fortschritt hat die Endodontie mit maschineller Aufbereitung, elektronischer Längenbestimmung und radiografischer Kontrolle zu einer technisch aufwendigen Behandlung werden lassen, die so in Entwicklungsländern nicht vorgehalten werden kann. Wir haben daher das sogenannte Basic Root canal Treatment (BRT) entwickelt. Dem Grunde nach folgt der BRT-Ansatz daher dem ART-Konzept, indem zm115 Nr. 12, 16.06.2025, (1055) Feierliche Eröffnung der Jordan Dental Clinic im April 2025 in Serekunda, Gambia: (v.l.n.r.:) der deutsche Botschafter in Gambia Klaus Botzet, der Community Oral Health Worker und Klinikbetreiber Ousman Y Bah und Prof. Dr. A. Rainer Jordan Foto: Stephan M. Pröpper Das GambiaDentCare-Programm eröffnete in Kooperation mit den gambischen Gesundheitsbehörden bis 2011 landesweit 15 Zahnstationen. Foto: Screenshot Jordan

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