24 | ZAHNMEDIZIN eine etwas gröbere Oberflächenrauheit, insbesondere im approximalen Bereich, ließe sich aber durch professionelle Zahnreinigungen oder erneutes Polieren problemlos beseitigen. Anhand von Fällen dentaler Traumata demonstrierte Wolff, wie intern gebleichte Zähne mit Kompositaufbau in Form und Farbe optimal wiederhergestellt werden können. Bei Klasse-V-Defekten zeigte sie die Anwendung spezieller Matrizen, flüssigen Kofferdams sowie die „Schneepflugtechnik“. Hypoplastische Frontzähne behandle sie mit Mikrosandstrahlen (Aluminiumoxid), um die Oberfläche für den Komposit-Auftrag vorzubereiten. Bei Zahnformkorrekturen biete das Komposit eine schnelle und substanzschonende Lösung. Langzeitdaten untermauern Wolffs Empfehlung: Frese et al. [2020] hatten über eine funktionelle Überlebensrate von 98,5 Prozent nach 15 Jahren für direkte Komposit-Zahnformkorrekturen im Frontzahnbereich berichtet. Wolff bemerkte, dass bei Schneidekantenverlängerungen immer eine Knirscherschiene verordnet werden sollte, da es sonst zu vermehrtem Chipping kommen könne. Studien von Loomans et al. [2021] und Mehta et al. [2021] hatten für Kompositaufbauten in abrasiv geschädigten Dentitionen nach durchschnittlich 5,5 Jahren eine Gesamtüberlebensrate von 88,6 Prozent und eine funktionelle Überlebensrate von 97,7 Prozent beschrieben. Die jährliche Abrasion des Materials liege in einem ähnlichen Bereich wie die von natürlicher Zahnsubstanz (etwa 14 bis 21 Mikrometer pro Jahr). Abschließend unterstrich Wolff, dass die aktuelle S3-Leitlinie direkte Kompositrestaurationen als Mittel der ersten Wahl für Klasse-III-, -IV- und -V-Versorgungen sowie für Zahnformkorrekturen empfiehlt, gerade aufgrund ihrer Minimalinvasivität. Moderne Kompositmaterialien würden ein ästhetisch anspruchsvolles Ergebnis ermöglichen – und böten zudem überzeugende Überlebensraten. Ästhetik beginnt im Team Ein besonderes Merkmal der Sylter Woche ist, dass viele Vorträge sich nicht nur an Zahnärztinnen und Zahnärzte, sondern an das gesamte Praxisteam richten. Anja Schmitt (Bordesholm) zeigte mit ihrer Präsentation „Ästhetik im Team: Erfolgreiche Zusammenarbeit für qualitativ hochwertige Behandlungserfolge“, dass ästhetische Qualität in der Zahnmedizin weit über das klinische Ergebnis hinausgeht und bereits beim inneren Zusammenhalt des Praxisteams beginnt. Ein harmonisches Miteinander könne bei den Patienten einen positiven Gesamteindruck hinterlassen, der die Wahrnehmung des Behandlungsergebnisses verstärke. Schmitt verwies auf eine Untersuchung, die im Harvard Business Review veröffentlicht wurde und zeigte, dass Patienten die medizinische Leistung signifikant höher einschätzen, wenn sie eine Harmonie im Team wahrnehmen. Dieses „gute Gefühl“ trage maßgeblich zur Patientenzufriedenheit bei: So führe ein positives Betriebsklima dazu, dass Patienten kooperativer sind, weniger Ängste während der Behandlung haben und die Bereitschaft, notwendige Eingriffe rechtzeitig durchführen zu lassen, erhöht wird. Zudem beeinflusse die Stimmung im Team nachweislich die Arbeitsprozesse und die betrieblichen Kennzahlen, erklärte Schmitt. Studien belegten, dass gute Stimmung im Team die Fehlzeiten um rund 78 Prozent senken und die Personalfluktuation um 21 bis 51 Prozent reduzieren kann. Umgekehrt führe eine negative Grundstimmung zu erhöhten Fehlzeiten, steigender Fluktuation und langfristig zu einem erhöhten Burn-out-Risiko unter den Mitarbeitenden. Zentrale Ursachen für eine schlechte Stimmung sind für Schmitt eine hohe Arbeitsbelastung, anstrengende(re) Patienten, Generationenkonflikte hinsichtlich der Work-Life-Balance und mangelnde Führungskompetenzm115 Nr. 13, 01.07.2025, (1098) Prof. Dr. Diana Wolff zeigte die einzelnen Arbeitsschritte beim Verarbeiten des Komposits für verschiedene Indikationsbereiche. Anja Schmitt erklärte, warum es sich lohnt, in Harmonie im Team zu investieren. Foto: Marco Knopp
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