Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 13

Fot 30 | ZAHNMEDIZIN Auf die Frage, ob man Karies am besten selektiv oder vollständig aus einer tiefen Läsion exkaviert, gibt es keine einhellige Antwort. Unsere Fortbildung präsentiert daher zwei Beiträge, die die Evidenz für ihre jeweiligen Positionen darstellen: Haak und Schmidt (Leipzig) argumentieren für die selektive, Dammaschke (Münster) für die vollständige Kariesexkavation. Die Artikel haben unter Wissenschaftlern rege Diskussionen ausgelöst. In der zm 12/2025 vom 16. Juni haben wir mehrere eingegangene Statements abgedruckt. Hier finden Sie einen weiteren Beitrag von Prof. Krastl und Prof. Widbiller sowie ein Statement von Prof. Dammaschke, der zur wissenschaftlichen Debatte Stellung bezieht. zm-Redaktion WISSENSCHAFTLICHE DEBATTE ZUR FORTBILDUNG „KARIESEXKAVATION“ Sicherlich haben Sie schon öfter ähnliche Situationen erlebt: Der Patient stellt sich mit leichten Zahnschmerzen vor und nach der Befunderhebung stellen Sie kariöse Läsionen fest, die sich radiologisch als pulpanah erweisen. Es braucht vermutlich gar nicht viel Erfahrung, um abzusehen, dass die vollständige Kariesentfernung nach klassischen Kriterien hier zu einer Pulpaeröffnung führen würde. Das Ziel ist klar: Die Pulpa soll vital bleiben. Doch welcher Weg ist heute der richtige? In zwei kürzlich in der zm erschienenen Beiträgen werden zwei unterschiedliche Konzepte diskutiert: Haak et al. sprechen sich in erster Linie für die selektive Kariesentfernung als evidenzbasierte und praktikable Methode zur Vitalerhaltung aus [2025]. Dagegen plädiert Dammaschke – auch unter Verweis auf histologische Befunde – für eine vollständige (nicht-selektive) Kariesexkavation, selbst unter Inkaufnahme einer Pulpaeröffnung [2025]. Hier wird deutlich, dass die Zahnmedizin trotz ihres handwerklichen Charakters ein akademisches Fach ist und es deswegen richtig und wichtig ist, unterschiedliche Konzepte offen zu diskutieren und miteinander zu vergleichen. Aber wer hat jetzt recht? Die klare Antwort lautet: beide – allerdings jeweils unter bestimmten Voraussetzungen. Die selektive Exkavation der pulpanahen Karies ist ein mittlerweile bewährtes und in der Breite der zahnärztlichen Versorgung gut umsetzbares Konzept. Sie kann ohne zusätzliche apparative Ausstattung durchgeführt werden, ist mit geringem Materialeinsatz verbunden und führt in vielen Fällen zu verlässlichen klinischen Erfolgen [Maltz et al., 2017]. Ihre Effektivität ist durch klinische Studien und systematische Übersichtsarbeiten umfassend belegt und wissenschaftlich unstrittig [Schwendicke et al., 2021]. zm115 Nr. 13, 01.07.2025, (1104) Die pulpanahe Karies im Praxisalltag Gabriel Krastl, Matthias Widbiller Abb 1: Pulpanahe Karies an oberem Molaren: (a): klinisches Bild, (b): Röntgenbild mit pulpanaher Karies an Zahn 26 Foto: Matthias Widbiller a b

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