Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 13

ZAHNMEDIZIN | 41 vs. herausnehmbar), der Anzahl und Verteilung der Pfeiler und der Stabilität des definitiven Zahnersatzes abhängen [Nyman & Lang, 1994]. Schwerpunkte der Parodontitis-Behandlung Stadium IV Wir heben die folgenden Kernaussagen der Leitlinie hervor: n Um die Parodontitis im Stadium IV effektiv zu behandeln, wird empfohlen, die Patienten ausführlich über ihren Zustand, die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten und die damit verbundenen Risiken zu informieren, einschließlich der Notwendigkeit einer Parodontaltherapie, der Gestaltung der restaurativen Rehabilitation und der Abfolge der Eingriffe. Darüber hinaus sollten sich die Patienten darüber im Klaren sein, dass die Behandlungsplanung in Abhängigkeit von mehreren Faktoren geändert werden kann, einschließlich der Behandlungsergebnisse bei Reevaluationen und der Adhärenz/Compliance mit Interventionen, wie zum Beispiel der supragingivalen Biofilmkontrolle oder der Kontrolle von Risikofaktoren. n Als Ausgangspunkt für die Behandlung der Parodontitis im Stadium IV wird zunächst versucht, alle parodontal kompromittierten Zähne zu erhalten, die als sinnvoll für eine Behandlung erachtet werden. Von einer frühzeitigen Extraktion von Zähnen mit fragwürdiger (im Gegensatz zu hoffnungsloser) Prognose wird dringend abgeraten, diese wird durch die aktuelle Evidenz nicht gestützt. n Wann immer ein Zahnerhalt möglich ist, wird empfohlen, dass die parodontale Behandlung von Parodontitis-Patienten im Stadium IV den Leitlinien für die Behandlung von Parodontitis in den Stadien I–III folgen sollte. Das Erreichen der parodontalen Behandlungsziele ist die Voraussetzung für mögliche weiterführende Therapieschritte. Darüber hinaus kann die Behandlung dieser Fälle auch kieferorthopädische Zahnbewegung, Zahnschienung, zahngestützten festsitzenden und herausnehmbaren Zahnersatz und/ oder implantatgetragenen festsitzenden und herausnehmbaren Zahnersatz umfassen. n Für Patienten mit Parodontitis im Stadium IV wird empfohlen, die Motivation und Einhaltung der selbst durchgeführten supragingivalen Plaquekontrolle und der Risikofaktorkontrolle während des gesamten Behandlungsverlaufs und während der unterstützenden parodontalen Versorgung häufig zu beurteilen, da dies sowohl die Wahl als auch die Ergebnisse der Therapie stark beeinflusst. n Bei Patienten mit Parodontitis im Stadium IV ist es zwingend erforderlich, dass die Restaurationen so gestaltet sind, dass sie Funktion und Ästhetik erreichen und gleichzeitig eine effektive, selbst durchgeführte Mundhygiene und professionelle Zahnreinigung ermöglichen. Allgemeine klinische Empfehlungen Generelle Strategie der Behandlung von Patienten mit StadiumIV-Parodontitis Die pathognomonischen Merkmale der Parodontitis im Stadium IV sind die funktionellen und ästhetischen Komplikationen, die nach dem Abbau des parodontalen Gewebes und/oder dem daraus resultierenden Zahnverlust auftreten. Dieser Prozess beeinträchtigt die Lebensqualität stark und birgt ein weiteres Risiko: Das Restgebiss geht verloren, wenn keine geeignete Behandlung erfolgt. Wie bereits erwähnt, umfasst das Krankheitsspektrum vielfältige phänotypische Variationen, die von subtilen Veränderungen, die möglicherweise übersehen werden, bis hin zu schweren Funktionsverlusten reichen, was die Frage aufwirft, ob das Gebiss gerettet werden und die Rehabilitation der Funktion zur Wiederherstellung der Lebensqualität führen kann. Die Kompetenzen, die für eine angemessene Diagnose und Behandlung dieser Fälle erforderlich sind, sind häufig komplex und interdisziplinär, während die Evidenzbasis, die die verschiedenen Optionen unterstützt, häufig begrenzt ist. In einer solchen Situation der Komplexität und Unsicherheit einigten sich die Experten und Interessenvertreter, die am Leitlinien-Workshop teilnahmen, auf eine Reihe von Experten-gestützten Empfehlungen, die eine kritische Anleitung für den Umgang mit diesen Fällen bieten, um die allgemeinen strategischen Prinzipien für das therapeutische Management bei Patienten mit einer kompromittierten oralen Gesundheit aufgrund einer Parodontitis im Stadium IV zu verstehen. Kann Stadium-IV-Parodontitis erfolgreich behandelt werden? Ja! Und bei dieser Frage waren sich die Experten einig – das Statement wurde einstimmig beschlossen. Die Experten betonten, dass die Parodontitis im Stadium IV über den Rahmen der Palliativversorgung hinaus behandelt werden kann und dass die Behandlung eine angemessene Parodontaltherapie gemäß der S3-Leitlinie für die Bezm115 Nr. 13, 01.07.2025, (1115) n 2004: Promotion, Universität Kiel n 2002–2014: wissenschaftlicher Mitarbeiter und Oberarzt in der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde, Universität Bonn n 2006–2007: Postdoctoral Fellow n 2007–2022: Affiliate Professor (University of Washington, Seattle, USA) n 2008: Habilitation, Venia legendi, Universität Bonn n seit 2014: Universitätsprofessor und Direktor an der Charité n Spezialist für Parodontologie® der DG PARO, Spezialist für Endodontologie der DGET, Präsident der BG PARO Univ.-Prof. Dr. med. dent. Henrik Dommisch Direktor der Abteilung für Parodontologie, Oralmedizin und Oralchirurgie, CharitéCentrum 3 für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Charité – Universitätsmedizin Berlin Aßmannshauser Str. 4-6, 14197 Berlin Foto: Gesine Born

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