ZAHNMEDIZIN | 43 zm115 Nr. 13, 01.07.2025, (1117) FORTBILDUNG ZUR S3-LEITLINIE „DIE BEHANDLUNG VON PARODONTITIS – STADIUM IV“ Falltyp 1: Hypermobile Zähne Henrik Dommisch, Søren Jepsen Der Falltyp 1 beschreibt Patientinnen und Patienten mit Zahnhypermobilität aufgrund eines sekundären okklusalen Traumas, das ohne Zahnersatz korrigiert werden kann. Dabei ist ein fließender Übergang der Diagnosen der Parodontitis vom Stadium III zum Falltyp 1 des Stadium IV der Parodontitis möglich. Für die Therapie gibt es in der Leitlinie zwei Empfehlungen, die hier zusammen mit klinischen Beispielen vorgestellt werden. Beim Falltyp 1 können die betroffenen Patienten noch über ihre vollständige Dentition verfügen, zeigen jedoch aufgrund des fortgeschrittenen Attachmentverlusts eine erhöhte Mobilität einzelner oder mehrerer Zähne (zum Beispiel in der Oberkieferfront), die zusätzlich – aufgrund der erhöhten Mobilität – ein sekundäres okklusales Trauma erleiden. Die Kaufunktion (Abbeiß- und okklusale Funktion) ist bei diesen Patienten erheblich eingeschränkt, weswegen spezifische Interventionen erforderlich sind, um Hypermobilität und sekundäre okklusale Traumata adäquat zu adressieren. Eine wichtige Kernaussage der Leitlinie ist, dass Zähne mit Hypermobilität aufgrund eines sekundären okklusalen Traumas behandelt und erhalten werden können (Abbildungen 1 und 2). Um das sekundäre okklusale Trauma und die Auswirkungen der Zahnhypermobilität auf den Patientenkomfort zu bewältigen, können während der Therapiestufe 1 eine provisorische Zahnschienung (Abbildungen 3 bis 6) und eine anfängliche okklusale Adjustierung durchgeführt werden. Die Notwendigkeit einer längerfristigen Schienung muss nach Abschluss der Stufen 2 und 3 der Parodontaltherapie neu bewertet werden (Abbildung 7). Im Folgenden werden die klinischen Fragestellungen im Zusammenhang mit der Parodontitis von Stadium IV mit dem Falltyp 1 und die entsprechend konsentierten Empfehlungen auf der Basis der vorliegenden wissenschaftlichen Evidenz aufgeführt. Dabei geht es um die Frage „Wie wirksam ist bei vollbezahnten Patienten mit Parodontitis im Stadium IV und erhöhter Zahnmobilität aufgrund eines fortgeschrittenen Verlusts des parodontalen Attachments eine Zahnschienung und/ oder eine begrenzte okklusale Adjustierung der hypermobilen Zähne?“ Die Schienung von Zähnen (TS – Tooth Splinting) wurde in zwei retrospektiven Studien (n = 72) über bis zu 32,4 Jahre untersucht [Graetz et Frühe Maßnahmen zur Kontrolle der Okklusion/des sekundären okklusalen Traumas: Temporäre Schienung und/oder okklusale Anpassung. Zähne mit Hypermobilität aufgrund sekundären okklusalen Traumas können behandelt und erhalten werden. Falltyp 1 Abb. 1: Grundsätzliche Empfehlung zum Falltyp 1 Foto: https://www.efp.org/fileadmin/uploads/efp/ Documents/Other_publications/Clinical_guidelines/ Treatment-StageIVperiodontitis-CaseType-01_AAFF.pdf Eine temporäre Schienung und/oder eine begrenzte selektive okklusale Anpassung hypermobiler Zähne kann während aller Schritte der Parodontaltherapie (insbesondere jedoch während der ersten Behandlungsstufe) durchgeführt werden, um den Patientenkomfort zu erhöhen und die Parodontaltherapie zu ermöglichen/erleichtern. Langfristige Maßnahmen zur Kontrolle der okklusalen Überbelastung/ des sekundären okklusalen Traumas: Langfristige Schienung. Offene Empfehlung Abb. 2: Empfehlung bezüglich Schienung und okklusaler Anpassung im Rahmen der Parodontaltherapie Foto: https://www.efp.org/fileadmin/uploads/efp/ Documents/Other_publications/Clinical_guidelines/ Treatment-StageIVperiodontitis-CaseType-01_AAFF.pdf
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