46 | ZAHNMEDIZIN FORTBILDUNG ZUR S3-LEITLINIE „DIE BEHANDLUNG VON PARODONTITIS – STADIUM IV“ Falltyp 2: Die kombiniert parodontalkieferorthopädische Behandlung Karin Jepsen, Christina Tietmann, Peter Proff, Søren Jepsen Eine der häufigsten phänotypischen Variationen der Parodontitis im Stadium IV ist der klinische Fall, der Patientinnen und Patienten mit pathologischen Zahnwanderungen beschreibt. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Spezialisten aus Parodontologie und Kieferorthopädie ist erforderlich, um die parodontale Infektion zu kontrollieren, die Defekte zu rekonstruieren und gewanderte Zähne neu auszurichten. In diesem Beitrag werden die aktuellen Leitlinienempfehlungen zur kombiniert parodontal-kieferorthopädischen Behandlung vorgestellt. Der Falltyp 2 der Stadium-IV-Parodontitis beschreibt den Patienten mit pathologischen Zahnwanderungen, gekennzeichnet durch Zahnelongationen, -lückenbildungen und -auffächerungen, die für eine kieferorthopädische Korrektur geeignet sind. Die betroffenen Zähne weisen zumeist stark fortgeschrittene Attachmentverluste und Entzündungszeichen auf (Abbildung 1). Die kieferorthopädische Therapie kann während der Therapiestufe 2 (subgingivale Instrumentierung mit oder ohne Adjuvantien) und in einigen Fällen während der Therapiestufe 3 (subgingivale Reinstrumentierung und/oder parodontale Chirurgie) geplant werden, sollte jedoch nicht vor Erreichen der parodontalen Behandlungsziele von flachen, erhaltungsfähigen Taschen und vor Kontrolle der parodontalen Entzündung durchgeführt werden. Besondere Überlegungen gelten für die regenerative Behandlung von vertikalen Knochendefekten. Im Folgenden werden die Empfehlungen der vorliegenden klinischen Praxisleitlinie für die Behandlung des Falltyps 2 der Parodontitis im Stadium IV vorgestellt (Abbildung 2). Die Empfehlungen beziehen sich daher auf kombinierte parodontale und kieferorthopädische Behandlungsansätze bei Patienten mit Parodontitis im Stadium IV, bei denen eine kieferorthopädische Therapie indiziert ist. Klinische Empfehlungen für den Falltyp 2 Welche Auswirkungen hat die kieferorthopädische Therapie (orthodontic therapy, OT) auf die parodontale Gesundheit bei Patienten mit Parodontitis im Stadium IV, wenn sowohl eine parodontale als auch eine kieferorthopädische Therapie indiziert ist, und was sind die möglichen Nebenwirkungen und Komplikationen? Abb. 1: Klinische Situation eines 28 Jahre alten Patienten mit dem Wunsch, seine Zahngesundheit und Frontzahnästhetik wiederherzustellen: Er berichtete über sehr plötzlich aufgetretene Wanderungen, Stellungsänderungen und Lockerungen seiner Zähne sowie starkes Bluten beim Zähneputzen. Diagnose: Parodontitis Stadium IV, Falltyp 2. Foto: Karin Jepsen zm115 Nr. 13, 01.07.2025, (1120) EFFEKT DER KFO-THERAPIE AUF PARODONTALE GESUNDHEIT Evidenz-basierte Empfehlung (R7.1) Empfehlungsgrad: Bei erfolgreich behandelten Parodontitis-Patienten des Stadiums IV, die eine kieferorthopädische Behandlung benötigen, sollte auf Grundlage der vorliegenden Evidenz eine OT durchgeführt werden, da: a) diese die parodontalen Ergebnisse (Sondierungstiefen (PPD) und klinisches Attachmentniveau (CAL)) nicht signifikant beeinflusst b) diese keine signifikante Auswirkung auf die gingivale Entzündung (Blutung auf Sondieren - BOP) und gingivale Rezession hat c) diese nicht zu einer signifikanten Zunahme der Wurzelresorption führt. Konsensstärke: Konsens Quelle: Leitlinie, [DG PARO/DGZMK 2025]
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