Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 13

48 | ZAHNMEDIZIN aber reduziertem Parodontium, sofern die Ergebnisse der Parodontaltherapie während der aktiven kieferorthopädischen Therapie beibehalten werden. Insgesamt übersteigt der Nutzen die möglichen Schäden. Die Evidenz wurde als moderat eingestuft, da eine relevante Anzahl von Studien übereinstimmende Ergebnisse festgehalten haben, wenn auch mit einem mäßigen bis hohen Risiko der Verzerrung. Aber diese Behandlung wird in Anbetracht der wahrscheinlichen Vorteile (verbesserte Zahnstellung, funktionelle Okklusion und Ästhetik) von den Patienten gut angenommen, obwohl es an Belegen für die von den Patienten berichteten Ergebnisse (PROMs) aus den genannten Studien mangelt. Es ist zu bedenken, dass die kieferorthopädische Behandlung von Patienten mit reduziertem Zahnhalteapparat komplex sein kann, die häufig den Einsatz komplizierter Geräte und Apparaturen erfordert, was voraussetzt, dass geeignete Spezialisten oder Zahnärzte mit erweiterter Ausbildung diese Behandlungen durchführen. Außerdem sind diese kieferorthopädischen Behandlungen in der Regel langwierig (bis zu zwei Jahre) und erfordern regelmäßige Besuche. Wann sollte eine kieferorthopädische Therapie (Orthodontic Therapy, OT) bei Patienten mit Parodontitis im Stadium IV beginnen? In Ermangelung verfügbarer klinischer Studien wurde diese Empfehlung (Abbildung 3) aufgrund eines Expertenkonsensus und basierend auf der Grundlage präklinischer experimenteller Studien getroffen. Diese hatten überzeugend gezeigt, dass die biomechanischen Kräfte, die durch die kieferorthopädische Zahnbewegung verursacht werden, die Progression parodontaler Zerstörung verstärken, wenn die parodontale Entzündung nicht zuvor kontrolliert werden konnte (unter anderem [Wennström et al., 1993]). Die Risiken (weiterer Verlust von parodontalem Attachment und Knochen) überwiegen eindeutig gegenüber dem Nutzen der OT. Daher sollte die kieferorthopädische Zahnbewegung erst beginnen, wenn die parodontale Entzündung gestoppt ist und die etablierten Endpunkte der Parodontaltherapie erreicht wurden [Sanz et al., 2020]. In der Regel akzeptieren und verstehen Patienten, dass eine OT erst durchgeführt werden kann, wenn die Parodontaltherapie abgeschlossen ist und die Endpunkte der Parodontaltherapie erreicht sind, wenn die Abwägung von Nutzen und Risiken erklärt wird. Die einzige zu erwartenzm115 Nr. 13, 01.07.2025, (1122) Abb. 4: Nachdem der Endpunkt der parodontalen Therapie erreicht war, konnte die kieferorthopädische Therapie begonnen werden. Durch die kombinierte Therapie (Kieferorthopädie: Prof. Dr. A. Klocke) konnte ein funktionell und ästhetisch sehr erfolgreiches Ergebnis bei fortbestehender parodontaler Gesundheit erzielt werden. Foto: Karin Jepsen Abb. 3: Beginn der KFO-Therapie BEGINN DER KIEFERORTHOPÄDISCHEN THERAPIE Konsens-basierte Expertenempfehlung (R7.2) Empfehlungsgrad: Bei erfolgreich behandelten Parodontitispatienten im Stadium IV, die eine kieferorthopädische Therapie benötigen, soll die OT beginnen, sobald die Endpunkte der parodontalen Therapie erreicht worden sind [keine Stellen mit PPD = 5mm und BOP und keine Stellen mit PPD≥ 6mm (Sanz, Herrera, et al., 2020)]. Konsensstärke: Starker Konsens Quelle: Leitlinie, [DG PARO/DGZMK 2025] Foto: https://www.efp.org/fileadmin/uploads/efp/ Documents/Other_publications/Clinical_guidelines/ Treatment-StageIVperiodontitis-CaseType-01_AAFF.pdf

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