Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 13

ZAHNMEDIZIN | 51 in der die Wirkung von OT auf gekippte Molaren untersucht wurde [Kraal et al., 1980]. In dieser retrospektiven SplitMouth-Studie wurde über eine einzige Patientenkohorte berichtet, bei der die gekippten Molaren auf einer Seite kieferorthopädisch behandelt wurden, während dies auf der kontralateralen Seite nicht der Fall war. Aufgrund der spärlichen Datenlage konnte das Verhältnis zwischen Nutzen und Schaden dieser Art von kombinierter parodontal-kieferorthopädischer Therapie nicht bewertet werden (Abbildung5). Bei Patienten mit Parodontitis im Stadium IV, die Knochentaschen aufweisen und eine kieferorthopädische Behandlung benötigen: Wie sind die Ergebnisse einer kombinierten parodontalen und kieferorthopädischen Therapie und welche Zeitintervalle sollten zwischen der Parodontaltherapie und der kieferorthopädischen Behandlung gewählt werden? Zähne mit intraossären Defekten sind bei Patienten mit Parodontitis im Stadium IV häufig vorhanden (Abbildung 6). Diese Defekte sind nicht nur ein Komplexitätsfaktor für die Parodontaltherapie, sondern können auch die Ergebnisse der kieferorthopädischen Therapie beeinträchtigen, da Zahnbewegungen durch das regenerierte Gewebe geplant sein können (Abbildung 7). Wie in der zuvor veröffentlichten S3-Leitlinie für die Parodontalbehandlung von Parodontitis-Patienten in den Stadien I–III [Sanz et al., 2020] berichtet, sollten diese intraossären Defekte während der dritten Stufe der Parodontaltherapie durch chirurgische parodontale regenerative Eingriffe behandelt werden. Nach dieser Therapie ist es wichtig zu verstehen, ob kieferorthopädische zm115 Nr. 13, 01.07.2025, (1125) Abb. 7: Beispiel einer 38-jährigen Patientin mit Elongation und Lockerung des Zahnes #12 mit deutlicher Lückenbildung und vertikalem Defekt im mesialen Bereich: a: imZahnfilm deutlich sichtbar: vertikaler Defekt nach mesial, b: klinische Situation mit einer Sondierungstiefe von 7 mm mesial, c: nach minimal-invasiver Lappenbildung ein deutlich sichtbarer dreiwandiger knöcherner Defekt, d: Nahtverschluss, e: primäre Wundheilung nach einer Woche, f: nach drei Wochen, g: vier Wochen postoperativ: aktive Zahnbewegung mit Multiband-Apparatur (Behandler: Dr. N. Daratsianos, Bonn), h: klinische Situation nach 18 Monaten, mit Sondierungstiefen unter 4 mm, i: röntgenologische Resolution des Knochendefekts Foto: Karin Jepsen a c d b e f g h i PAR- UND KFO-THERAPIE BEI KNOCHENTASCHEN Evidenz-basierte Empfehlung (R7.5) Empfehlungsgrad: Bei Patienten mit Parodontitis im Stadium IV, bei denen Knochentaschen gemäß den Empfehlungen der klinischen Leitlinie behandelt worden sind [(Sanz, Herrera, et al., 2020) unter Verwendung geeigneter regenerativer Maßnahmen] und, die eine OT benötigen: 1. Soll eine OT durchgeführt werden – auf der Grundlage des Nachweises, dass die kombinierte Behandlung die parodontalen Ergebnisse signifikant verbessert (erhöhter CAL-Gewinn, PPD-Reduktion und RBL-Zunahme) und die gingivale Entzündung signifikant reduziert (BOP). Empfehlungsgrad: 2. Sollte keine längere Heilungsphase nach der regenerativen Intervention abgewartet werden, bevor mit der OT begonnen wird, da es Evidenz dafür gibt, dass ein kurzer (1 Monat) und ein längerer (6 Monate) Zeitraum zwischen parodontaler/regenerativer und OT zu vergleichbaren Ergebnissen führt. Konsensstärke: Starker Konsens Quelle: Leitlinie, [DG PARO/DGZMK 2025]

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