Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 13

ZAHNMEDIZIN | 53 (Stadium IV oder gleichwertig) und mit Vorhandensein von parodontalen Knochendefekten die Kombination einer regenerativen Parodontalbehandlung mit einer kieferorthopädischen Therapie die parodontalen Ergebnisse positiv beeinflusst. Darüber hinaus scheinen die Vorteile einer frühzeitigen kieferorthopädischen Therapie (ähnliche Ergebnisse bei deutlich verkürzter Gesamtbehandlungsdauer) die potenziellen Risiken zu überwiegen. Neuere Untersuchungen, die nach Fertigstellung der europäischen Leitlinie [Herrera et al., 2022] publiziert worden sind, belegen die Langzeitstabilität einer parodontal-regenerativ/kieferorthopädischen Therapie [Tietmann et al., 2023], die Überlegenheit einer frühzeitigen OT hinsichtlich des CALGewinns nach 24 Monaten und die positiven Auswirkungen einer kombinierten Therapie auf die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität der Patienten [Jepsen et. al., 2023]. Wie sollte eine OT bei Patienten mit Parodontitis im Stadium IV eingesetzt werden, um die parodontale Situation zu stabilisieren oder zu verbessern? 1. Kieferorthopädische Zahnbewegungen können entweder durch festsitzende (Zahnspangen) oder herausnehmbare (vom Patienten einsetzbare/entfernbare, beispielsweise herausnehmbare Platten oder thermoplastische Aligner) kieferorthopädische Geräte erfolgen. Eine nicht-randomisierte retrospektive Vergleichsstudie berichtete, dass festsitzende Apparaturen Vorteile gegenüber Alignern für PPD, aber nicht für RBL hatten (Abbildung 8). Allerdings wurde der Studie ein schwerwiegendes Risiko einer Verzerrung attestiert. 2. Die zirkumferentielle Fibrotomie der suprakrestalen Parodontalfasern wurde als zusätzliches chirurgisches Verfahren vorgeschlagen, um die Stabilität nach einer Korrektur stark gedrehter Zähne zu verbessern, oder als Eingriff zur Verbesserung des Attachmentniveaus während der kieferorthopädischen Intrusion. Der Einsatz der Fibrotomie als Ergänzung zur kombinierten Parodontal-/Kieferorthopädie-Behandlung war mit Vorteilen bei CAL und RBL, aber nicht bei PPD verbunden (Abbildung 9). Allerdings wiesen die beiden RCTs in mindestens zwei Bereichen ein hohes Verzerrungsrisiko auf. 3. Bei Parodontitis-Patienten im Stadium IV mit gesundem, aber reduziertem Parodontium kann die Verwendung von skelettalen Verankerungsvorrichtungen im Vergleich zu herkömmlichen Verankerungssystemen die Wirksamkeit der OT und deren Auswirkungen auf die parodontalen Ergebnisse verbessern (Abbildung 9). Aus Studien zu verschiedenen Verankerungssystemen ergaben sich keine Hinweise auf zusätzliche Vorteile für parodontale Parameter durch die Verwendung eines bestimmten Verankerungssystems während der kieferorthopädischen Therapie. Die Gesamtqualität der eingeschlossenen Studien wurde als „niedrig“ eingestuft. Wie sollten Patienten mit Parodontitis im Stadium IV während und im Anschluss an eine OT behandelt werden, um einem Wiederauftreten der Parodontitis vorzubeugen? Die Verwendung kieferorthopädischer Apparaturen geht mit einer verstärkten mikrobiellen Besiedlung und einer erhöhten Plaqueretention einher; daher ist die kieferorthopädische Behandlung häufig mit einer Entzündung der Gingiva und einer vorübergehenden Verschiebung der subgingivalen Mikrobiota verbunden. Daher ist es wichtig, während der gesamten kieferorthopädischen Behandlung ein angemessenes Mundhygiene- und Parodontalmanagementprotokoll zu implementieren, um die parodontale Gesundheit zu gewährleisten und nachteilige Auswirkungen wie eine Schmelzdemineralisierung, Zahnverfärbungen und einen weiteren Verlust der parodontalen Unterstützung zu vermeiden. Obwohl zm115 Nr. 13, 01.07.2025, (1127) Abb. 11: Festsitzende passive Retention (a) und zusätzliche herausnehmbare Retention (b) Foto: Karin Jepsen a b DURCHFÜHRUNG DER KFO-THERAPIE Evidenz-basierte Empfehlung (R7.6) Empfehlungsgrad: Bei Patienten mit schwerer Parodontitis (Stadium IV oder gleichwertig) mit der Indikation einer OT zur Erhaltung/Verbesserung der parodontalen Stabilität: 1. sollten festsitzende statt herausnehmbarer Apparaturen verwendet werden; Empfehlungsgrad: 2. kann eine Fibrotomie als Ergänzung zur kieferorthopädischen Zahnbewegung erwogen werden, um die parodontalen Ergebnisse zu verbessern; 3. kann die Verwendung von skelettalen Verankerungsvorrichtungen (Implantate oder temporäre Verankerungsvorrichtungen – Mikroschrauben oder Miniplatten) erwogen werden, um die kieferorthopädische Zahnbewegung zu verbessern. Konsensstärke: starker Konsens Quelle: Leitlinie, [DG PARO/DGZMK 2025] CME AUF ZM-ONLINE Falltyp 2: Die kombiniert parodontalkieferorthopädische Behandlung Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK.

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