54 | ZAHNMEDIZIN zm115 Nr. 13, 01.07.2025, (1128) bei einigen Patienten ein akzeptables Mundhygieneniveau erreicht werden kann, müssen eine professionelle mechanische Plaquereduktion und eine unterstützende Mund- und Parodontalpflege entsprechend dem Risikoprofil des Patienten durchgeführt werden. Die Belege für diese Empfehlung (Abbildung 10) stammen aus Expertenmeinungen und einer randomisierten Studie mit 48 Patienten, in der drei verschiedene Protokolle für die regelmäßige parodontale Instrumentierung (jeden Monat, alle drei Monate oder alle sechs Monate) zur Erhaltung der parodontalen Gesundheit bei Jugendlichen mit festsitzenden kieferorthopädischen Apparaturen verglichen wurden [Jiang et al., 2021]. In einer RCT wurde berichtet, dass eine parodontale Instrumentierung, die monatlich oder einmal alle drei Monate während einer kieferorthopädischen Behandlung durchgeführt wurde, wirksamer war (in Bezug auf PI, GI, PPD und Biomarker für crevikuläre Entzündungen) als die parodontale Instrumentierung, die einmal alle sechs Monate durchgeführt wurde. In einer systematischen Übersichtsarbeit [Arn et al., 2020] wurden die in der Literatur verfügbaren Belege für die Auswirkungen von festsitzenden kieferorthopädischen Retainern auf die parodontale Gesundheit bewertet. Sie umfasste elf RCTs, vier prospektive Kohortenstudien, eine retrospektive Kohortenstudie und 13 Querschnittsstudien. Die systematische Übersichtsarbeit kam zu dem Schluss, dass die Verwendung von festsitzenden kieferorthopädischen Retainern mit der parodontalen Gesundheit vereinbar ist oder zumindest nicht mit nachteiligen Auswirkungen auf den Zahnhalteapparat verbunden ist. Auch wenn die RCT und die systematische Übersichtsarbeit parodontal gesunde Patienten und nicht Erwachsene mit Parodontitis im Stadium IV untersuchten, kann man davon ausgehen, dass diese Ergebnisse hinreichend extrapoliert werden können. Wie kann eine Stabilisierung der kieferorthopädisch behandelten Dentition bei Patienten mit Parodontitis im Stadium IV erreicht werden? Nach der kieferorthopädischen Behandlung kommt es häufig zu einem Rezidiv im Sinne eines Zurückkehrens der bewegten Zähne in deren Position vor der Behandlung. Dies kann ästhetische und funktionelle Folgen haben, die das Behandlungsergebnis und die Patientenzufriedenheit beeinträchtigen. Daher wird in der Regel eine Art von Retention, entweder mit herausnehmbaren oder festsitzenden Apparaturen, eingesetzt – je nach vorbestehender Fehlstellung, der Art der durchgeführten Zahnbewegungen und den Präferenzen des Patienten. Festsitzende Retentionen gelten in der Regel als besser als herausnehmbare Apparaturen, wenn es um die Verringerung von Rückfällen nach der Behandlung geht, insbesondere bei einem Engstand im Frontzahnbereich [Littlewood et al., 2016]. Gleichzeitig ist diese jedoch kurz- oder langfristig anfälliger für Retentionsversagen, kann zu mehr Plaqueansammlungen oder Zahnfleischentzündungen führen und sogar unbeabsichtigte Zahnbewegungen aufgrund der Verformung des angebrachten Drahtes zur Folge haben. Daher ist es ratsam, nach einer OT bei Patienten mit Parodontitis im Stadium IV eine festsitzende Retention gegebenenfalls mit zusätzlichen herausnehmbaren Apparaturen zu verwenden (Abbildung 11). Auch sollte ein langfristiges unterstützendes Protokoll eingeführt werden, um nicht nur die parodontale Gesundheit, sondern auch die Integrität der Retentionsapparaturen und die Stabilität der Behandlungsergebnisse zu beurteilen. Die Evidenz dieser Empfehlung stammt aus Expertenmeinungen und aus einer retrospektiven Kohortenstudie mit 52 Patienten, die mindestens zwei Jahre nach der kieferorthopädischen Behandlung nachuntersucht wurden [Han et al., 2020]. Diese Studie ergab, dass kieferorthopädische festsitzende Retainer bei Patienten mit Parodontitis im Stadium III häufiger versagen als bei Patienten mit Parodontitis im Stadium I. Sie schloss zwar keine Parodontitis-Patienten im Stadium IV ein, doch deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass ein höherer Schweregrad der Parodontitis mit einem häufigeren Versagen des Retainers einhergeht, so dass bei Parodontitis-Patienten im Stadium IV die Notwendigkeit häufiger Nachuntersuchungen zur Überprüfung der Integrität des Retainers hervorgehoben werden sollte. n PRÄVENTIVE BETREUUNG WÄHREND UND NACH KFO-THERAPIE Konsens-basierte Expertenempfehlung (R7.7) Empfehlungsgrad: Der Parodontalstatus des Patienten soll während der OT genau überwacht werden - idealerweise bei jedem kieferorthopädischen Termin. Wenn Anzeichen für ein Wiederauftreten der Parodontitis festgestellt werden, sollte die aktive OT unterbrochen und die betroffenen Zähne passiv gehalten werden, während gleichzeitig eine angemessene Parodontalbehandlung und eine verstärkte Mundhygiene durchgeführt werden. Sobald die parodontale Gesundheit/ Stabilität wiederhergestellt worden ist, kann die OT wieder aufgenommen werden. Empfehlungsgrad: Nach Abschluss der OT soll eine lebenslange unterstützende Parodontaltherapie und eine dauerhafte kieferorthopädische Retention durchgeführt werden, die auf die individuellen Bedürfnisse bzw. das Risikoprofil des Patienten abgestimmt ist. Konsensstärke: einstimmiger Konsens Quelle: Leitlinie, [DG PARO/DGZMK 2025] STABILITÄT DES ERGEBNISSES DER KFO-THERAPIE Konsens-basierte Expertenempfehlung (R7.8) Empfehlungsgrad: Nach Abschluss der kieferorthopädischen Behandlung soll eine entsprechend gestaltete permanente festsitzende passive Retention (mit oder ohne zusätzliche herausnehmbare Retention) verwendet werden. Empfehlungsgrad: Patienten sollen ein lebenslanges Unterstützungsregime erfahren, um ein frühzeitiges Versagen des Retainers und/ oder unerwünschte Zahnbewegungen zu erkennen. Konsensstärke: starker Konsens Quelle: Leitlinie, [DG PARO/DGZMK 2025]
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